Mit Blick auf den 2:1-Zittersieg beim FC Kopenhagen in der Champions League hat Dietmar Hamann beim FC Bayern einmal mehr den Finger in die Wunde gelegt und dabei auch an Joshua Kimmich und Star-Transfer Harry Kane Kritik geübt.
„Kimmich hat bis Weihnachten Zeit“
„Ein bisschen Sorge macht mir, dass bei den Bayern kaum Spielfluss vorhanden und vieles Stückwerk ist. Einzelaktionen entscheiden die Spiele, mal durch Sané, am Dienstag durch Musiala“, sagte der frühere FCB- und Liverpool-Profi in seiner Sky-Kolumne.
FC Bayern: Hamann watscht Kimmich ab
„Wenn du einmal Spielfluss hast, entstehen auch Räume für Harry Kane. Momentan entstehen diese Räume nicht, weil alles zu statisch ist. Kane hat deshalb kaum Ballkontakte und wirkt im Moment wie ein Fremdkörper“, fügte Hamann an. Dass Kane in dieser Saison dennoch bereits so oft getroffen hat (unter anderem acht Mal in der Bundesliga, Anm. d. Red.) sei allein der individuellen Klasse des Engländers zu verdanken, „aber wenn du als Stürmer nicht im Spiel bist, wird es schwer.“
Kimmich auf der Sechser-Position warf Hamann eine gewisse Disziplinlosigkeit vor: „Kimmich muss seine Rolle defensiv interpretieren. Er hat bis Weihnachten Zeit, dass er diese Rolle zu seiner macht. Ich fände es eine Überlegung wert, Musiala neben ihm im Zentrum spielen zu lassen, um Kimmich zu signalisieren, dass er seine Position zu halten hat nach dem Motto: 30 Meter vor dem Tor ist Schluss! Musiala soll keine defensive Rolle übernehmen, aber vielleicht wäre das ein Weg, Kimmich defensiv mehr Verantwortung und damit dem Spiel der Bayern die nötige Stabilität zu geben.“
Ohnehin hofft Hamann, dass im Mittelfeldzentrum auch Leon Goretzka bald wieder eine stärkere Leistung abruft.
Harsche Kritik auch an Tuchel
Nach wie vor problematisch erachtet der frühere Nationalspieler die charakterliche Mischung und Team-Harmonie der Münchner: „Die Einwechselspieler hatten in Kopenhagen einen großen Anteil. Es ist gut, wenn du einen Thomas Müller und Mathys Tel von der Bank bringen kannst, aber homogen sieht anders aus.“
Hamanns Vorwurf: „Seit Tuchels Dienstantritt ist nicht wirklich zu sehen, dass eine Einheit auf dem Platz steht. In der Bundesliga reicht das noch, aber gegen Leverkusen und in Leipzig hat man gesehen, dass es schwer wird.“
Hart ins Gericht ging der 50-Jährige zudem mit Borussia Dortmund nach dem ernüchternden 0:0 in der Königsklasse gegen den AC Mailand: „Sie haben es nie geschafft, Druck aufzubauen und das Mailänder Tor in Gefahr zu bringen. In der Offensive hat der BVB momentan in Malen nur einen Spieler, der sich auf internationalem Niveau durchsetzen kann und auch gegen Milan die meiste Gefahr ausgestrahlt hat.“
Daneben ist für Hamann aktuell kaum noch Qualität erkennbar: „Haller ist außer Form, Adeyemi ist im Moment nur Passagier, nur Beifahrer. Reus kann immer wieder mal für Lichtblicke sorgen, aber international ist es schwieriger als in der Bundesliga. Brandt hat zwar immer wieder gute Phasen, aber dann taucht er über lange Strecken für mehrere Spiele ab.“
Und der als Knipser von Werder Bremen unlängst verpflichtete Niclas Füllkrug? Von ihm könne „man nicht erwarten, dass er mit seinen erst zwei Champions-League-Spielen gegen diese Hochkaräter am Fließband trifft.“
BVB in der Königsklasse? Bald beendet
Hamann malt für die Borussen daher ein düsteres Bild: " Ich befürchte, dass in drei Wochen nach dem nächsten Spiel in Newcastle die Champions League für die Dortmunder mehr oder weniger beendet sein wird. Wenn du in Newcastle verlierst, musst du wahrscheinlich die letzten drei Spiele gewinnen, also in Mailand und zuhause gegen Newcastle und Paris. Dazu fehlt mir momentan die Fantasie.“
Er glaube ebensowenig, dass die Dortmunder im neuen Jahr noch international dabei sein werden.