Mit der Freistellung von Anwar El Ghazi nach dessen anti-israelitischem Social-Media-Post hat der FSV Mainz 05 als erster Bundesliga-Verein mit drastischen Maßnahmen reagiert. Ähnliche Konsequenzen könnten theoretisch auch Noussair Mazraoui vom FC Bayern drohen, wie Jura-Professor Philipp Fischinger erklärte.
FC Bayern & Mazraou: Fan-Klub macht Druck - brisanter Post zu Israel und Palästina
Mazraoui! Fans machen Bayern Druck
Denn Mazraoui hatte ebenfalls mit einem pro-palästinensischen Social-Media-Post für Wirbel gesorgt, weswegen er bei seiner Rückkehr von der Nationalmannschaft bei einem „ausführlichem Gespräch“ bei den Bayern-Bossen vorstellig werden müsse, wie der Klub mitteilte.
Mazraoui-Post kann unterschiedlich verstanden werden
„Arbeitsrechtlich ist das ein schwieriger Fall, denn Mazraouis Post ist eine mehrdeutige Äußerung, die daher auf verschiedene Weise interpretiert werden kann“, sagte Rechtsexperte Fischinger dem kicker.
Der Jurist betonte, dass der vom 25-Jährigen geteilte Koran-Vers unterschiedlich interpretiert werden könne.
Die zitierte Koran-Stelle könne man als Drohung verstehen, aber auch anders, erklärte Fischinger und betonte, man müsse auch das spätere Statement beachten - in dem sich der Marokkaner von Terrorismus, Hass und Gewalt distanzierte.
„Und denke nicht, Allah sei dem gegenüber achtlos, was diejenigen tun, die Unrecht begehen. Er hält sie nur bis zu dem Tag zurück, an dem die Augen in Horror erstarren werden“, lautete der gemeinte Vers, den Mazraoui in seiner Instagram-Story teilte.
Wegen Peretz: Gefährdet Mazraoui Betriebsfrieden bei Bayern?
Dass sich bei den Münchnern mit Torwart Daniel Peretz auch ein Israeli in der Mannschaft befindet, verkompliziert die Lage.
Denn dadurch werde „durch Mazraouis Post unter Umständen der Betriebsfrieden beim FCB gefährdet“, meint der Jura-Professor und erklärt, dass auch drastische Maßnahmen möglich wären: „Dann ließe sich auch über eine zeitweise Freistellung nachdenken. Eine sofortige außerordentliche Kündigung wäre aus meiner Sicht dagegen eher schwierig.“
Darf der FC Bayern Mazraoui bestrafen? Experten uneins
Es handle sich bei Mazraoui um eine „Abwägungsentscheidung“, stellt Fischinger klar. Mazraoui habe die Botschaft zwar nicht als Bayern-Spieler gepostet, „allerdings wird er natürlich auch in seiner Freizeit als Botschafter des FC Bayern wahrgenommen und muss auf die Interessen und das Ansehen des Vereins Rücksicht nehmen. Daher erscheint es nicht unvertretbar, eine Pflichtverletzung anzunehmen.“
Genau hier könnte Bayern nun aktiv werden, erklärt der Jurist: „Als Folge könnte man an eine Abmahnung denken, gegebenenfalls käme dann auch eine Vertragsstrafe in Betracht.“
Dem widerspricht Fachanwalt Paul Lambertz. „Jeder Mensch hat ein Recht auf Privatsphäre und der Arbeitgeber hat grundsätzlich keine Möglichkeit, Einfluss auf die Meinungsäußerung oder das Handeln eines Arbeitnehmers außerhalb seiner Dienstzeit zu nehmen“, erklärt der Sportrechtler bei watson.
Wenn sich Mazraoui im Rahmen der Meinungsfreiheit äußere, „mag das vielleicht eine Meinung sein, die jemand nicht vertritt oder kritisiert, aber ich darf es trotzdem sagen“, stellt Lambertz klar.
Die Konsequenz aus seiner Sicht: Bayern darf gegen den Spieler weder eine Geldstrafe verhängen, noch ihn suspendieren können: „Jegliche Vertragsstrafe, die ein rechtlich legitimes Verhalten bestraft, ist unwirksam.“
Mainz-Profi El Ghazi wählte drastischere Worte als Mazraoui
Wie El Ghazi hatte auch Mazraoui wegen des israelitisch-palästinensischen Konflikts klar Stellung für Palästina bezogen, dabei aber im Vergleich zum inzwischen suspendierten Mainz-Profi weniger drastische Worte gewählt.
Der Mainzer hatte die vor allem bei der Terrormiliz Hamas geläufige Redewendung „Vom Fluss bis zum Meer, Palästina wird frei sein“ geteilt, womit Israel gewissermaßen das Existenzrecht abgesprochen wird, da sich Palästina vom Jordan bis zum Mittelmeer erstrecken soll.
Mazraoui verwendet diese Worte nicht, positioniert sich jedoch ebenfalls klar pro Palästina, versah seinen Post deswegen auch mit der entsprechenden Flagge.
Fanklub macht Druck auf Bayern
Gleichwohl macht nun der Fanklub „Bayern Israel“ den Vereinsverantwortlichen Druck, schrieb in einer Stellungnahme auf Facebook: „Der Fanclub Bayern Israel verurteilt jeden, der eine terroristische Vereinigung unterstützt – speziell die Hamas, die am 7. Oktober 2023 kaltblütig über 1300 israelische Seelen ermordet, vergewaltigt und verbrannt sowie über 200 unschuldige Zivilisten entführt hat.“
Und weiter: „Wir erwarten vom FC Bayern München, der wesentlich auf einer jüdischen Community aufgebaut wurde und Rassismus auf allen Wegen bekämpft, dass er den Spieler Noussair Mazraoui den Werten des Klubs entsprechend zu behandeln weiß. Hamas ist ISIS. Nie wieder ist jetzt!“
Unpräzise blieb der Fanklub jedoch damit, wie die Bayern Mazraoui konkret für dessen Post zur Rechenschaft ziehen sollte.
Mazraoui distanzierte sich von Terrorismus und Gewalt
Weiter hatte Mazraoui einen Video-Clip geteilt, in dem eine Stimme im Stil eines Gebets sagt: „Gott, hilf unseren unterdrückten Brüdern in Palästina, damit sie den Sieg erringen. Möge Gott den Toten Gnade schenken, möge Gott ihre Verwundeten heilen.“
Der Bayern-Verteidiger rechtfertigte sich in der Folge bei der Bild und bezog klar Stellung gegen Terrorismus und Gewalt: „Mein Standpunkt ist, dass ich mich für Frieden und Gerechtigkeit in dieser Welt einsetzen werde. Das bedeutet, dass ich immer gegen alle Arten von Terrorismus, Hass und Gewalt sein werde. Und das ist etwas, hinter dem ich immer stehen werde.“