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Dieter Müller: „Ich war ein Besessener“ - Leadertalk mit Mounir Zitouni

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Dieter Müller: „Ich war ein Besessener“ - Leadertalk mit Mounir Zitouni

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Dieter Müller: „Ich war ein Besessener“

Dieter Müller gilt als einer der erfolgreichsten deutschen Stürmer jemals und ist Kölns Stürmer des 20. Jahrhunderts. Im SPORT1-Podcast Leadertalk mit Mounir Zitouni spricht der 69-Jährige über den frühen Tod seines Sohnes und wie er damit umgeht.
Der FC steht nach dem 0:2 gegen den VfB Stuttgart mit nur einem Punkt nach sechs Spielen da. Tabellenplatz 17 lautet die harte Realität. Alle Hoffnungen beziehen sich auf Steffen Baumgart.
Dieter Müller gilt als einer der erfolgreichsten deutschen Stürmer jemals und ist Kölns Stürmer des 20. Jahrhunderts. Im SPORT1-Podcast Leadertalk mit Mounir Zitouni spricht der 69-Jährige über den frühen Tod seines Sohnes und wie er damit umgeht.

Der Mann ist eine Legende. Dass er noch am Leben ist? Ein Wunder. Dieter Müller ist einer der ganz Großen im deutschen Fußball. Double-Sieger mit dem 1.FC Köln 1978, Bundesliga-Torschützenkönig 1977 und 1978, seine sechs Tore für den FC in einem Spiel sind immer noch Rekord, daneben der jüngste Spieler, der in der Bundesliga 100 Tore erzielte, dazu zweimaliger französischer Meister, Torschützenkönig bei der EM 1976 und zuletzt 12 Jahre Präsident von Kickers Offenbach, seinem Heimatverein.

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Doch es gibt auch eine andere Seite: Herzinfarkt 2012, das Herz 30 Minuten ohne Sauerstoff. Müller überlebte – gesund. Sein Sohn hatte nicht dieses Glück. Er verstarb in den 90-ern mit 16 Jahren an einem Gehirntumor.

Über die Schicksalsschläge, seine Erfolge beim 1.FC Köln und darüber, was das Leben dem 69-Jährigen gelehrt hat, redet Dieter Müller im Gespräch mit Persönlichkeitscoach und Autor Mounir Zitouni im neuen LEADERTALK, der große Fußball-Persönlichkeiten zum Gespräch bittet.

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Dieter Müller hat ein bewegtes Fußballer-Leben hinter sich. Doch das, was den Deutschen Meister von 1978 am meisten prägte, „war der Tod meines 16-jährigen Sohnes 1997″.

Der 69-Jährige zeigt sich ganz offen: „Das war das Schlimmste, was einem Menschen passieren kann. Er war ein wunderbarer Junge, ein 1A-Schüler, ein großartiger Sportler und aus dem Nichts ist er zusammengebrochen. Die Diagnose war ein Glioblastom, Stufe 4 (Anmerkung: Gehirntumor). Er war damals 16 und ich musste ihn dann pflegen und habe ihn ein dreiviertel Jahr begleitet. Das hat mich an die Grenzen meiner Belastbarkeit gebracht. Das war schwierig. Danach habe ich zwei Jahre die Orientierung verloren, habe viel getrunken und mich für eine kurze Zeit auch von meiner jetzigen Frau getrennt, weil ich allein sein musste. Das hat natürlich mein ganzes Leben verändert und geprägt.“

Er selbst erlitt 2012 einen Herzinfarkt, bei dem sein Herz 31 Minuten ohne Sauerstoff blieb. Dank des Einsatzes seiner Frau und der schnellen Maßnahmen durch Rettungskräfte wachte er tatsächlich beinahe gesund aus dem Koma wieder auf. „Das war ein Wunder“, sagt Müller heute. Seine Lehren aus der Vergangenheit: „Man muss jeden Tag bewusst leben, man muss zufrieden sein und Demut haben.“

„Die besten Trainer waren immer die Härtesten“

Mit Spielern wie Wolfgang Overath, Heinz Flohe, Bernd Cullmann, Harald Konopka, Toni Schumacher oder Herbert Neumann prägte Müller die erfolgreichste Zeit der Kölner Vereinsgeschichte. „Wir hatten super Fußballer in der Mannschaft.“ Und Dieter schoss die Tore. 1977 traf er 14-mal in acht Pokalspielen, erzielte in beiden Pokal-Endspielen gegen Hertha BSC die entscheidenden Tore und machte Köln zum Pokalsieger.

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Vor den damaligen Partien gegen Berlin kam es zwischen Trainer Hennes Weisweiler und seinem Star Wolfgang Overath zum Eklat. Overath reiste daraufhin ab. Müller sagt dazu: „Wie Weisweiler Overath zum Pokalendspiel in Hannover gegen Berlin auf die Bank setzte, das hatte er nicht verdient. Das hätte man anders lösen müssen, aber Weisweiler war so. Er war brutal, er hatte ja auch mit Netzer Probleme, mit Cruyff. Aber vom Fachlichen war er sensationell.“ Selbst für seine eigenen Hochzeitsfeierlichkeiten gab Weisweiler Müller nicht frei. Doch die FC-Legende sagt: „Die besten Trainer waren in meiner Karriere immer die härtesten. In so eine Mannschaft muss Ordnung.“

„Es dreht sich fast alles nur noch ums Geld“

1977 wurde Müller Bundesliga-Torschützenkönig, so wie auch ein Jahr später. Ohne Müllers Tore wäre die Meisterschaft 1978 utopisch gewesen.

„Ich war ein Besessener“, sagt Müller heute. Schon 1976 erlangte er internationalen Ruhm, als er mit 22 Jahren als Debütant nach seiner Einwechslung im EM-Halbfinale gegen Jugoslawien drei Tore beim 4:2 der Deutschen erzielte. Doch Müller blieb stets bescheiden. „In meiner ganzen Karriere habe ich mich, egal, ob es kleine Leute waren oder der Präsident, immer versucht, alle gleich zu behandeln. Es ist wichtig, dass man nicht arrogant auftritt. Arroganz ist oftmals eine große Unsicherheit.“

Die Zeiten haben sich aber geändert. Grundsätzlich. Was Müller aufstößt: „Es dreht sich fast alles nur noch ums Geld. Die Spieler sollen nicht so tun, als identifizieren sie sich mit dem Verein. So wie Anthony Modeste, der auf sein Herz zeigt und sagt, Köln ist mein Lieblingsverein und dann weggeht. Die haben kein Charakter und deshalb gehe ich auch nicht mehr so gerne zum Fußball.“

Auch weil das Niveau in den Augen des ehemaligen Nationalstürmers gesunken ist: „Der Fußball ist athletischer, schneller, aber besser ist er nicht geworden. Ich habe zuletzt Frankfurt gegen Köln gesehen. Von den Kölner Spielern, da ist keiner, der wirklich überdurchschnittliches Bundesligaformat hätte. Die Qualität hat nachgelassen.“

Mounir Zitouni (53) war von 2005 bis 2018 Redakteur beim kicker und arbeitet seitdem als Businesscoach, betreut Führungskräfte in punkto Leadership, Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung. Der ehemalige Profifußballer (OFC, SV Wehen, FSV Frankfurt, Esperance Tunis) hat zuletzt die Autobiographie von Dieter Müller verfasst und veröffentlicht regelmäßig eine Kolumne auf www.sport1.de.