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Bundesliga: Kippt die Stimmung beim 1. FC Köln?

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Bundesliga: Kippt die Stimmung beim 1. FC Köln?

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Kippt die Stimmung in Köln?

Der 1. FC Köln ist nach dem erschreckenden Derby-Auftritt gegen Leverkusen am Tabellenende angekommen. Im Umfeld ist es trotz aller Brandherde aber noch verhältnismäßig ruhig - doch das könnte in Kürze vorbei sein.
Nur ein Punkt aus sieben Spielen: Der 1. FC Köln hat den Saisonstart verpatzt. Trainer Steffen Baumgart fordert Punkte.
Der 1. FC Köln ist nach dem erschreckenden Derby-Auftritt gegen Leverkusen am Tabellenende angekommen. Im Umfeld ist es trotz aller Brandherde aber noch verhältnismäßig ruhig - doch das könnte in Kürze vorbei sein.

Nach dem historisch schlechten Saisonstart mit nur einem Punkt aus sieben Bundesliga-Spielen ist der „Effzeh“ auf den letzten Tabellenplatz abgestürzt. Dass Trainerdiskussionen in solchen Lagen eigentlich zu Köln wie der Dom oder Karneval gehören, haben frühere Jahre im traditionell so sensiblen Vereinsumfeld erwiesen. Diesmal ist das anders - und die aktuelle Krise insofern noch eine ruhige.

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Zumindest verhältnismäßig. Doch das könnte sich schon bald ändern. Haben sich die Rheinländer zuvor oft hinter engagierten Leistungen und Ergebnispech versteckt, war das rheinische Derby gegen Bayer Leverkusen (0:3) ein fußballerischer Offenbarungseid. Eine Machtdemonstration der Werkself, eine knallharte Lehrstunde für Steffen Baumgart und sein Team.

Gladbach-Derby ist „superwichtig, elementar wichtig“

Der Klassenunterschied umfasste mehr als nur eine Liga. Während Leverkusen wie ein Titelaspirant auftrat, liefen die Kölner nur hinterher, waren in allen Belangen unterlegen. Einzig Torhüter Marvin Schwäbe stemmte sich gegen ein Debakel und hielt den Schaden mit unzähligen Paraden noch einigermaßen in Grenzen.

Daher huldigten die Leverkusener nicht bloß ihre eigene Mannschaft, sondern teilten nebenbei Spott und Häme gegen die Domstädter sowie dessen Trainer aus. „Steffen Baumgart ist bald arbeitslos“, riefen die Bayer-Fans im zweiten Durchgang. Und auch aus dem Gästeblock kam nach Spielschluss nicht mehr nur die erhoffte Aufmunterung. Vielmehr bekundete ein Teil der Unterstützer erstmals in dieser Saison ihre Wut über die aktuelle Lage.

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„Ich kann verstehen, dass da auch Frust und Enttäuschung geäußert wurde. Das deckt sich mit dem Gefühl in der Mannschaft“, schilderte der Kölner Innenverteidiger Timo Hübers den schweren Gang zum eigenen Anhang. „Aber letztendlich geht es trotzdem weiter. Wir haben jetzt die Länderspielpause und danach das Derby gegen Gladbach. Und dann versuchen wir, alle wieder auf unsere Seite zu ziehen. Und das Spiel zu Hause zu gewinnen.“

Klar ist: Dieses Match gegen Mönchengladbach muss eine Initialzündung für den Turnaround sein, dann geht es um alles. „Das wird superwichtig, elementar wichtig“, sagte Hübers mit einem Blick auf die zu kippen drohende Stimmung. Eine weitere Pleite, dazu noch gegen den Lokalrivalen vom Niederrhein, würde den Geduldsfaden vieler FC-Fans wohl endgültig reißen lassen.

Kölner Erinnerungen an die Horror-Saison

Die Kölner stehen also mit dem Rücken zur Wand. Weil im Tabellenkeller aber auch andere Teams bedenklich wackeln, sind die Nicht-Abstiegsplätze - wie auch Gladbach - noch in greifbarer Nähe. Das ist sowohl für die Stimmung im Verein als auch für Baumgart selbst, der fest im Sattel sitzt, essentiell. Trotz des völlig missratenen Saisonstarts ist sein Verhältnis zu den Spielern absolut intakt.

Auch die FC-Bosse untermauerten immer wieder, welches Vertrauen sie in den 51-Jährigen haben. Hinzu kommt Dankbarkeit, da der bei den Fans äußerst beliebte Baumgart den „Effzeh“ schon durch so manche Krise und vor anderthalb Jahren in die Conference League geführt hat. Gab das Umfeld, speziell die lokale Medienlandschaft, in der Vergangenheit oftmals ein explosives Bild ab, wirkt die Situation diesmal eher moderat.

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Dabei geht es in Wahrheit nicht erst seit diesem Sommer bergab. Der generelle Trend ist beängstigend. Auf Platz sieben in Baumgarts erster Saison folgte im Vorjahr schon nur noch der elfte Platz. Und jetzt das: Rang 18. Kein Rückschritt. Ein richtiger Absturz - und eine Zwischenbilanz, die schlimme Erinnerungen weckt. In der Abstiegssaison 2017/18 hatte der Verein nach sieben Spieltagen ebenfalls erst einen Punkt geholt und die rote Laterne inne.

Ist die derzeitige Lage ähnlich dramatisch wie damals? Ja! Aber zugegeben: Das Startprogramm war eines der schwersten der vergangenen Jahre – auch im Vergleich zu 2017. Von den damaligen Kontrahenten landete am Saisonende einzig Borussia Dortmund im oberen Tabellendrittel. Nun sind die Kölner mit dem BVB, Wolfsburg, Frankfurt, Hoffenheim, Stuttgart und Leverkusen schon sechsmal auf Teams getroffen, die als Europapokal-Anwärter gelten.

Hinzu kommt das große Sorgenkind, die finanziellen Zwänge: Waren die Kassen damals durch die Europa-League-Qualifikation und den Verkauf von Torjäger Anthony Modeste prall gefüllt, leiden die Rheinländer nun unter den Folgen der Corona-Krise. Aufgrund des daraus resultierten Sparkurses ist der Kader derzeit weder qualitativ noch quantitativ bundesligatauglich. Und dieser bedenkliche Zustand wird sich erst einmal nicht mehr ändern lassen.

Baumgart reagiert selbstbewusst auf die Kölner Krise

Übrigens: Mit Peter Stöger stand auch 2017 ein Trainer an der Seitenlinie, dessen Verdienste unbestritten waren. Schließlich führte er die Domstädter aus der 2. Bundesliga bis in die Europa League. Dann fehlte ihm jedoch das nötige Feuer, um das Blatt nochmal wenden zu können. Seinen Posten übernahm Stefan Ruthenbeck. Trotzdem dauerte es bis zum 17. Spieltag, ehe Köln den ersten Sieg einfuhr. Am Saisonende stieg der Klub sang- und klanglos mit nur 22 Punkten ab.

Fehlendes Feuer lässt sich bei Baumgart definitiv nicht feststellen. Beackerte er doch auch in Leverkusen seine Coaching-Zone wieder in gewohnter Manier, gab ununterbrochen Anweisungen. Als er anschließend in einem Interview mit der Sportschau gefragt wurde, was es brauche, um unten rauszukommen, antwortete der gebürtige Rostocker nur kurz und knapp: „Mich.“ Und ergänzte: „Das meine ich genauso.“

Was noch dringender benötigt wird, wusste der FC-Coach ebenfalls: „Punkte!“ Bleiben diese aber weiterhin aus, dürfte die Luft wohl bald nicht nur für den „Effzeh“ dünner werden, sondern auch für seine eigene Person. Das anstehende Duell gegen Gladbach wird der Gradmesser sein. Baumgart bekräftigte: „Ich glaube, es war noch nie so wichtig, ein Derby erfolgreich zu gestalten.“