Jan-Christian Dreesen hat sich zur Entscheidung geäußert, Jérôme Boateng nicht zu verpflichten. Der Bayern-Boss ging bei Bild TV erneut auf die verbesserte personelle Situation in der Innenverteidigung ein, die der Klub bereits bei der Pressemitteilung als einen Grund genannt hatte.
Boateng? „Sind nicht ignorant“
Dreesen betonte mit Blick auf den Gerichtsprozess gegen Boateng und die Fan-Kritik rund um die Personalie aber auch: „Es ist ja nicht so, dass wir ignorant durchs Leben schreiten. Es gehört in die Entscheidungsfindung mit rein. Im Gesamtkontext haben wir uns gemeinsam mit Jérôme entschieden, dass wir von einer Verpflichtung absehen.“
Der FC Bayern hatte sich mit dem Probetraining Boatengs sowie der Kommunikation dazu Kritik eingefangen. Am Bundesliga-Spieltag ätzten etwa die Fans von Werder Bremen mit einem Banner gegen Münchens Sportdirektor: „Gewalt gegen Frauen ist keine Privatsache. Halt‘s Maul, Christoph Freund“.
Ex-Profi Markus Babbel betonte im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1: „Ich fand die ganze Art nicht Bayern-like. (...) Dass du nicht in der Lage warst, in dem langen Transferfenster, das es ja gab, die richtigen Entscheidungen für dich zu treffen und dann nochmal nachjustieren musstest, das ist einfach nicht Bayern-like.“
Dreesen kritisiert „Vorverurteilung“
Im November 2022 war Boateng wegen Angriffen auf seine Ex-Freundin zu einer Geldstrafe von insgesamt 1,2 Millionen Euro verurteilt worden. Nachdem das Bayerische Oberste Landesgericht die Verurteilung wegen Körperverletzung und Beleidigung zuletzt aufhob, wird der Prozess nun ein weiteres Mal aufgerollt.
Dreesen erklärte: „Wir verurteilen Gewalt gegen jedermann, auch gegen Frauen. Aber der Prozess wird nochmal neu aufgerollt. Eine Art Vorverurteilung, wie sie da stattfindet, ist auch nicht korrekt.“
Der vereinslose Boateng hatte bei den Bayern wegen der großen personellen Probleme mittrainiert. Nachdem der FC Bayern zwischenzeitlich mit Dayot Upamecano, Minjae Kim, Matthijs de Ligt und Jugendspieler Tarek Buchmann auf vier Innenverteidiger verzichten musste, habe der Klub „ihn eingeladen, um zu sehen, welche Fitness er hat.“
Tuchel liebäugelte mit Boateng-Verpflichtung
Schließlich sei der Weltmeister von 2014 „jemand, den wir in- und auswendig kennen.“ In den vergangenen Tagen „haben wir mit ihm ganz offen ganz darüber gesprochen. Wir haben uns anders entschieden.“
Trainer Thomas Tuchel habe aus sportlichen Gründen mit einer Verpflichtung von Boateng geliebäugelt, bekannte Dreesen, sei aber in die Absage „eingebunden“ gewesen. Außerdem gebe es im Abwehrzentrum „eine veränderte Situation“, weil Upamecano „deutlich stabiler“ sei und de Ligt vor einem Comeback stehe.
Dreesen schloss: „Ich bin sicher, dass wir die richtige Entscheidung gefällt haben.“
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)