Eigentlich wollten sich Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge zurückziehen, mehr Zeit in ihre Familien investieren, den Ruhestand genießen. Nach einer turbulenten Saison mit turbulentem Ausgang sahen sich die beiden langjährigen Granden des FC Bayern aber in der Pflicht, „ihren“ Verein in ruhigere Fahrwasser zu lenken und für die Zukunft zu rüsten.
Darum will Hoeneß Eberl
Dafür mussten zunächst die Vorstände Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic ihre Posten räumen. Gerade mit der Anstellung von Kahn als CEO, das gab Hoeneß im Nachhinein offen zu, hatte sich das ehemalige Erfolgsduo komplett verkalkuliert. Eine Umstrukturierung der Vereinsführung war für sie unabdingbar. Diese wurde bislang aber noch nicht vollständig vollzogen.
Bei der Beförderung von Jan-Christian Dreesen zum neuen Vorstandschef und der Verpflichtung des neuen Sportdirektors Christoph Freund soll es nicht bleiben. Der von Salihamidzic hinterlassene Posten im Vorstand ist noch frei.
Hoeneß und Rummenigge wünschen sich Nachfolger
Die Bayern-Macher Hoeneß, 71, und Rummenigge, 68, wünschen sich nach SPORT1-Informationen einen starken, erfahrenen und medienwirksamen Sportvorstand, der im Hintergrund strategisch arbeitet und den in erster Linie für die Entwicklung von hauseigenen Top-Talenten vorgesehenen Freund bei der Planung des Kaders unterstützt. Und hier kommt ein Name ins Spiel, der in den vergangenen Jahren schon häufiger die Runde an der Säbener Straße gemacht hat: Max Eberl.
Praktisch seit der Entlassung von Salihamidzic Ende Mai kursiert der Name Eberl wieder stark in Verbindung mit dem FC Bayern. Durch seine Entlassung bei RB Leipzig am Freitag ist der Weg nach München – auch wenn der Rekordmeister ihn noch aus seinem nach wie vor bis 2026 gültigen Vertrag herauskaufen müsste – nun frei.
Für mehrere Branchenkenner gilt es als offenes Geheimnis, dass der frühere Top-Manager von Borussia Mönchengladbach im Laufe der kommenden Monate, spätestens im nächsten Sommer in München landen wird. Nicht nur, weil seine Lebenspartnerin dort wohnt, sondern weil sein Kontakt zum FC Bayern und speziell zu Hoeneß in den vergangenen Jahren nie abgerissen ist.
Hoeneß ist das Vorbild von Eberl
Eberl sagte 2020 im Gespräch mit SPORT1 nicht ohne Grund über den Ehrenpräsidenten der Münchner: „Er ist für mich ein Vorbild. Er ist für mich auch ein Mentor. Das muss ich ganz offen sagen. Wenn ich Rat bräuchte, dann weiß ich, dass ich Uli anrufen könnte.“
Eberls enger Draht zum FCB blieb den Leipzigern nicht verborgen. In der Pressemitteilung war von „fehlendem Commitment zum Klub“ die Rede – auch, weil der 50-Jährige die Bayern-Spekulationen (zuletzt in der Sport Bild) nie klar dementierte. Mit RB-Chef Oliver Mintzlaff soll es unabhängig davon nicht mehr zu kittende Differenzen gegeben haben. Eberl soll angeblich auch zu selten vor Ort gewesen sein, sich zu wenig mit dem Verein und dem Projekt auseinandergesetzt haben.
Insofern kommt sein Aus in Leipzig nicht überraschend. Der Zeitpunkt und die Art und Weise aber schon. Auch beim FC Bayern war man auf eine derart schnelle Trennung nicht eingestellt. „Das war nicht meine, nicht unsere Entscheidung“, betonte Hoeneß am Freitag noch bei t-online. Gleichwohl ändert das wenig an dem Wunsch, Eberl früher oder später als neuen starken Mann für die sportlichen Belange zu verpflichten, der zusammen mit Sportdirektor Freund die Basis für eine erfolgreiche Zukunft schafft.
Muss Neppe gehen, wenn Eberl kommt?
Klar auch: Kommt Eberl, steht mindestens ein Fragezeichen hinter der Zukunft von Marco Neppe – auch wenn der Technische Direktor und ehemalige Salihamidzic-Assistent nicht nur viele wichtige Transfers in diesem Sommer vorbereitet (Harry Kane) und zum Teil sogar komplett abgewickelt (Minjae Kim) hat, sondern auch bei anstehenden Vertragsgesprächen mit Stars wie Alphonso Davies, Jamal Musiala, Leroy Sané oder Joshua Kimmich, zu denen er eine enge persönliche Bindung hat, noch sehr wichtig werden könnte.
Für Hoeneß und Rummenigge zählt jetzt aber vor allem, ihren Verein in guten Händen zu sehen und Turbulenzen wie in diesem Jahr zu vermeiden – damit sie endlich ihren Ruhestand genießen können.
Eberl ist, auch wenn er 2022 noch mit einer Burnout-Erkrankung zu kämpfen hatte, der absolute Wunschkandidat auf den Posten des Sportvorstands!