Max Eberl sollte Ohrenschützer mitbringen - und am besten auch ein dickes Fell. 23 Jahre lang war Mönchengladbach die Heimat des 50-Jährigen, mit der Borussia feierte er ungeahnte Erfolge. Doch wenn Eberl am Samstag (ab 15.30 Uhr im SPORT1-Ticker) als Sport-Geschäftsführer von RB Leipzig erstmals in offizieller Mission an den Niederrhein zurückkehrt, dürfte ihn ein heftiger Gegenwind erwarten.
Diese Rückkehr sorgt für Aufruhr
Zum einen sind da die Trillerpfeifen, die wie immer gegen Leipzig 19 Minuten lang aus der Fankurve ertönen werden. „Zeigen wir dem Produkt, dass Spiele gegen sie niemals zur Normalität werden!“, heißt es in einem aktuellen Aufruf der Ultras. Doch dass es beim akustischen Protest bleibt, darf bezweifelt werden.
In schlechter Erinnerung ist noch immer das Heimspiel im vergangenen September. „Ein Hurensohnverein stellt nur Hurensöhne ein“, stand auf einem auch an Ex-Trainer Marco Rose gerichteten Banner in der Nordkurve. Schiedsrichter Patrick Ittrich ließ gar über die Stadionmikrofone mit einem Spielabbruch drohen. Bei jenem Heimspiel war Eberl noch gar nicht offiziell bei RB angestellt - nun ist das anders.
Glalbach-Fans bepöbeln Eberl
Eberl hatte Gladbach im Januar 2022 wegen gesundheitlicher Probleme verlassen, nur wenige Monate später heuerte er in Leipzig an. Teile der Fanszene werfen Eberl daher fehlende Glaubwürdigkeit vor.
Und auch dieses Mal dürfte es nicht angenehmer für Eberl werden. Das wurde bereits am Donnerstag deutlich, als der Funktionär seinen 50. Geburtstag feierte.
Unter dem Gratulationspost von RB Leipzig bei X beschimpften viele Gladbach-Fans den Geschäftsführer.
Häufig wurde er als „Schauspieler“ bezeichnet. Auch Kommentare wie „50 Jahre Gier und Skrupellosigkeit“ oder „Die Nordkurve singt dir am Samstag ein Ständchen. Garantiert“ waren dabei. Zudem äußerten sich viele abwertend über die Burnout-Erkrankung.
Eberl als „Schauspieler“ bezeichnet
Es dürfte also in der Arena ein erneutes Donnerwetter folgen.
Ein besonderes Spiel wird es auch für Rose. „Es wird emotional, davon kann man ausgehen“, sagte der Coach am Freitag: „Ich komme immer gerne nach Gladbach zurück, weil ich Leute treffe, die ich sehr mag. Aber er ist auch alles jetzt schon eine Ecke her.“
Wohl wahr: Gladbachs Trainer Gerardo Seoane etwa hat weder mit Eberl noch Rose je zusammengearbeitet. Für ihn stehen daher weitaus drängendere Fragen an, auf die noch sieglosen Fohlen wartet das dritte schwere Heimspiel in Folge.
„Wir wissen natürlich, dass das eine oder andere Thema in der Vergangenheit mal extrem im Vordergrund war. Aber wir wünschen uns, dass wir unsere Energie auf unsere Leistung steuern. Das wünsche ich mir auch bei der Unterstützung von außen“, sagte der Schweizer.
Auch Eberl hatte zuletzt versucht, die Wogen zu glätten. Beim Leipziger 3:0 im März verfolgte er die Tore auf der Tribüne betont zurückhaltend. Auch „aus Respekt vor meinem ehemaligen Arbeitgeber“, wie er erklärte, „aber ich bin auch entspannter geworden“. Eine Gelassenheit, die er auch am Samstag sicher gut gebrauchen kann.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)