Es war der Krimi, den sich alle neutralen Fans gewünscht haben – mit zwei Halbzeiten, die unterschiedlicher kaum hätten sein könnten!
Ulreich wird zum Bayern-Helden
Im Bundesliga-Topspiel am Samstagabend trennten sich RB Leipzig und der FC Bayern mit einem 2:2-Unentschieden. Der Rekordmeister bleibt damit in der Liga ungeschlagen und steht in der Tabelle auf Platz drei. RB Leipzig ist vorerst Fünfter.
Dabei sahen die Fans zwei komplett unterschiedliche Halbzeiten. TV-Experte Lothar Matthäus benotete die erste Halbzeit der Bayern nach dem Spiel bei Sky mit einer vier - „ausreichend“ -, die zweite Hälfte mit einer zwei. Über das gesamte Spiel gesehen sei das 2:2 „ein gerechtes Ergebnis“, sagte Matthäus.
Bayern-Trainer Thomas Tuchel sagte bei Sky: „Die Mentalität, der Spirit, die Spielgeschwindigkeit, die Risikobereitschaft, das individuelle Verhalten, der Biss und die Energie waren in der zweiten Halbzeit auf jeden Fall viel besser. Deshalb haben wir uns das Comeback verdient. Aber klar: In der ersten Halbzeit waren wir nicht gut.“
Lothar Matthäus: Bayern „sind nicht in Topform“
Dennoch sieht er die Bayern noch nicht bei hundert Prozent. „Die Bayern müssen sich finden. Sie sind nicht in Topform“, befand der Weltmeister von 1990. Der Rekordmeister habe Potenzial nach oben.
Harry Kane (57., Handelfmeter) und Leroy Sane (70.) retteten in Halbzeit den Punkt für die Tuchel-Elf, die zuletzt im Supercup (0:3) und im Meisterschaftsrennen der vergangenen Saison (1:3) bittere Niederlagen gegen RB kassiert hatte. „Der Zeitpunkt ist gekommen, um den Spieß umzudrehen“, hatte der Bayern-Coach deshalb gefordert – doch das verhinderten Lois Openda (20.) und Castello Lukeba (26.) mit ihren Treffern für die Leipziger, die auf Rang fünf liegen.
In der fünften Minute der Nachspielzeit bewahrte Torhüter Sven Ulreich weit vor dem eigenen Strafraum mit einer Bein-Parade gegen Benjamin Sesko Bayern vor dem dritten Gegentor - und damit der sicheren Niederlage.
Das Top-Duell hatte wenig mehr als 25 Stunden vor Anpfiff durch den Rauswurf von Max Eberl bei RB zusätzlich an Brisanz gewonnen. Am späten Freitagnachmittag hatten sich die Leipziger nach nicht einmal einem Jahr überraschend von ihrem Sport-Geschäftsführer getrennt und diesem „fehlendes Commitment“ vorgeworfen. Eberl war in der Vergangenheit immer wieder mit den Bayern in Verbindung gebracht worden und ist dort nach seinem RB-Aus nach SPORT1-Informationen Wunschkandidat für den vakanten Posten des Sportvorstandes.
Im Kader der Münchner hatten sich derweil pünktlich zum Spitzenspiel Routinier Thomas Müller sowie das Abwehr-Duo Min-Jae Kim und Dayot Upamecano fit gemeldet, das in der Startelf stand. Verzichten musste Tuchel verletzungsbedingt unter anderem auf Matthijs de Ligt und Serge Gnabry. Bei RB fehlte neben Abwehrchef Willi Orban und dem Supercup-Dreifachtorschützen Dani Olmo auch Stürmer Timo Werner.
Auf der Tribüne in der ausverkauften Red Bull Arena sah Neu-Bundestrainer Julian Nagelsmann beim Duell seiner Ex-Vereine gleich zu Beginn die erste Großchance für Bayern. Nach einem schnell ausgeführten Freistoß schalteten die Leipziger zu langsam, doch Jamal Musiala scheiterte freistehend an RB-Keeper Janis Blaswich (3.).
FC Bayern mit starkem Comeback in der zweiten Hälfte
Die Gastgeber versuchten immer wieder die Münchner zu stören, diese zeigten sich jedoch in der Anfangsphase unbeeindruckt und dominierten das Spiel. Doch wenig später vergab Emil Forsberg die bis dahin beste Möglichkeit der Leipziger: Bayern-Torhüter Sven Ulreich spielte den Ball in die Füße des Schweden, der es aus der Distanz Richtung leeres Tor versuchte, der Ball ging jedoch rechts vorbei (12.).
Leipzig fand nun immer besser ins Spiel. Xaver Schlager schickte kurz darauf Openda, den Schuss fälschte Kim noch unglücklich an Ulreich vorbei ab. Lukeba erhöhte nach einer Ecke. Anschließend machte es RB den Gästen weiter schwer und verteidigte diszipliniert.
Nach der Pause hatte Leipzig das Spiel zuerst im Griff, doch Kane verkürzte per Handelfmeter nach Videobeweis. Bei einem Freistoß war Benjamin Henrichs mit dem Arm am Ball. Bayern drängte auf den nächsten Treffer, der Sane bei einem Konter nach einer Leipziger Ecke gelang. In den wilden Schlussminuten spielten beide Teams auf Sieg.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)