Mathys Tel spielt sich ins Rampenlicht - und in die Herzen der Bayern-Fans. Der Youngster entwickelte sich beim deutschen Rekordmeister zuletzt zu einer der besten Einwechseloptionen. Und das hat viele Gründe, wie er nun verriet.
Tel: Dann schreit Kimmich mich an
Der 18-Jährige ist angekommen, er sieht sich nach einem Jahr Anlauf als vollwertiges Mitglied des Bayern-Kaders. „Ehrlich gesagt, ja. Ich denke, ich bin wie alle anderen Spieler. So fühlt es sich an“, sagte er im Interview mit L‘Equipe auf eine entsprechende Nachfrage.
Er werde von seinen Kollegen nun anders wahrgenommen: „Die Blicke haben sich verändert. Meine Mannschaftskameraden kommen oft zu mir, sie geben mir Ratschläge. Wir haben eine Beziehung entwickelt, in der ich ihr Vertrauen spüre.“
Tel: Dann schreit Kimmich mich an
Gerade Spieler wie Joshua Kimmich seien bereits sehr fordernd: „Wenn ich im Training einen Fehlpass spiele, schreit er mich an, als ob ich etwas Verrücktes gemacht hätte“, erklärte Tel mit einem Lachen.
Kimmich ermutige ihn aber auch meist umgehend: „Und gleich danach kommt er zu mir und sagt: ‚Du weißt ganz genau, es ist zu deinem Besten, dass ich das mache, ich will, dass du ein Spitzenspieler wirst.‘“
Und genau das ist Tels Ziel. Die Ankunft beim Starensemble der Bayern war keine leichte. Im ersten Training gingen die ersten zwei, drei Bälle gleich verloren: „Im Fußball heißt es: entweder du passt dich an oder du stirbst. Direkt habe ich mir selbst gesagt: ‚Wenn du da bist, dann weil du Qualitäten hast, du musst Selbstvertrauen haben.‘ Jetzt fange ich an zu schreien, zu jubeln, in der Sitzung Deutsch zu sprechen.“
Er habe eine neue Reife, meinte Tel. Unter Ex-Trainer Julian Nagelsmann habe er noch einen falschen Ansatz verfolgt: „Im Training hatte ich einen Anflug von Wahnsinn.“ Tel wollte mit dem Ball sofort alles alleine machen, Erfolge erzwingen: „Sie schrien mich an“, meinte der Youngster und fügte mit einem Grinsen hinzu: „Ich merkte schnell, dass ich verrückt geworden war.“
Bayern-Youngster erklärt den „neuen Tel“
Geduld habe er aber immer in sich getragen: „Danach ist das Alter nur eine Zahl. Es ist nicht mein Alter, das mich auf ein hohes Niveau bringt. Es ist meine Arbeit, die mich zu einem der besten Spieler machen wird.“
Zuletzt wurde Tel in der Bundesliga gegen Borussia Mönchengladbach zum Matchwinner, gegen Bayer Leverkusen legte er den vermeintlichen Siegtreffer von Leon Goretzka vor. Eine Szene mit Symbolcharakter, wie er selbst befindet.
„Ich habe mich in meinem Spiel weiterentwickelt: Ich stelle es in den Dienst des Kollektivs, ich dribble weniger, meine Denkweise ist anders. Bei meinem Pass gegen Leverkusen zum Beispiel bin ich mir zu 4.000-prozentig sicher, dass ich (letzte Saison, Anm.) den Haken gemacht und die Initiative zum Schuss ergriffen hätte. Da habe ich mir gesagt, sobald du den Unterschied machst, musst du Goretzka den Ball geben.“
Es sind diese Aktionen, die die Bayern-Fans schwärmen lassen. Aber es sind auch Aussagen wie diese: „Ich bin bei Bayern München, das ist ein Verein, den ich seit meiner Jugend bewundere. Als ich zu diesem Verein kam, wurde in mir ein gewisser Ehrgeiz geweckt, der immer größer wurde. Es war unmöglich, den Verein zu verlassen, ohne das erreicht zu haben, was ich wollte.“
Tel will für seinen Traum bluten, leiden, spucken und weinen
Auch die Ankunft von Superstar Harry Kane im Sommer ließ ihn nie an einem Verbleib in München zweifeln. Im Gegenteil, Tel schaut zu dem neuen Stürmer auf: „Als ich jünger war, habe ich ihn in FIFA benutzt. Seine Mentalität ist beeindruckend. Er ist ruhig, er ist sich seiner Sache sicher.“
Ruhig, bestimmt und vor allem erfolgshungrig, so will er auch selbst vorgehen. Als Tuchel seine Torquote in den Vorbereitungsspielen kritisch ansprach, sei er direkt wieder an die Arbeit gegangen: „Abschlüsse, Technik. Das Feld ist die Antwort.“
Für die laufende Saison hat er sich auch persönlich hohe Ziele gesteckt, 15 Tore und fünf Assists sollen es sein. Die richtige Einstellung hat er also offensichtlich, aber wird es auch zum Stammspieler als Nummer neun des FC Bayern reichen?
Das wisse er „natürlich nicht, aber das ist es, was ich will.“ Er werde für dieses Ziel alles geben: „Auch wenn das bedeutet, dass ich bluten, leiden, spucken und weinen muss. Das ist ein Traum für mich.“