Es sind überraschende Worte, die Bayern-Boss Jan-Christian Dreesen am Mittwoch wählte, um die umstrittene Partnerschaft des Rekordmeisters mit Ruanda zu rechtfertigen.
Bayern-Boss verteidigt Ruanda-Deal
„Wir sind keine Altruisten, die in die Welt hinausgehen und nur Gutes tun. Natürlich hat es immer auch mit einem Nutzen für uns zu tun“, gestand der 55-Jährige auf der Pressekonferenz, die eigentlich zur Vorstellung von Bayerns neuem Sportdirektor Christoph Freund dienen sollte.
Ein Journalist hatte nach dem Deal mit dem ostafrikanischen Land gefragt. Wie Dreesen auf die scharfe Kritik der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch reagiere, wollte er wissen. Diese hatte die Bayern dafür angeprangert, nach dem Deal mit Qatar Airways wieder eine aus Menschenrechtssicht strittige Zusammenarbeit einzugehen.
Dreesen: Ruanda-Deal „Teil unserer Internationalisierungsstrategie“
Dreesen erklärte: „Wir haben eine Partnerschaft begonnen mit Ruanda. Wir haben das nicht versteckt, sondern auf dem Rasen kundgetan. Wir sind da ganz offensiv damit umgegangen.“
Der „Nutzen“ für den Rekordmeister, den Dreesen offen angesprochen hatte, besteht offenbar darin, dass der FC Bayern Afrika als „Kontinent der Chancen“ sehe. „Insofern ist der Gang auf den Kontinent Teil unserer Internationalisierungsstrategie“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Münchner.
Die Kritik an der Partnerschaft hätten die Bayern vernommen, sagte Dreesen, um sich dann zu rechtfertigen: „Wir haben uns sehr intensiv mit Ruanda beschäftigt. Es gibt nach wie vor große Armut.“ Aber es gebe dort weniger Menschen, die unter der Armutsgrenze lebten, als in anderen Ländern in Afrika und es werde daran gearbeitet, wirtschaftlichen Wohlstand zu entwickeln.
„Visit Rwanda“ prangt auf den Banden der Allianz Arena
Die Bundesrepublik pflege seit über 60 Jahren Partnerschaften in Ruanda und es gebe diverse EU-Projekte in dem Land, sagte Dreesen weiter. Der FC Bayern wolle Entwicklungsarbeit leisten, sowohl über den Fußball als auch über den Tourismus, auf den die Kampagne „Visit Rwanda“ auch abziele. „Insofern glauben wir, dass wir einen Beitrag leisten können.“ So wolle man etwa den Jugendfußball fördern - und dadurch auch Talente für die eigene Mannschaft gewinnen.
Seit dem vergangenen Wochenende ist auf den Werbebanden in der Allianz Arena der Schriftzug „Visit Rwanda“ zu sehen. Nach dem Ende der umstrittenen Partnerschaft mit Qatar Airways zum Ende der abgelaufenen Saison hat der FC Bayern damit einen neuen Partner aus der Tourismus-Branche.
Der Vertrag zwischen den beiden Partnern läuft bis 2028 und dürfte den Bayern erneut viel Geld in die Kasse spülen.
Scharfe Kritik von Human Rights Watch
Deutschland-Direktor Wenzel Michalski von Human Rights Watch kritisierte den Rekordmeister bei der Deutschen Presse-Agentur scharf: „Wer gedacht hatte, dass der FC Bayern den Sponsor aus Menschenrechtsgründen wechselt, der wurde jetzt hart enttäuscht.“ Die Partnerschaft mit Ruanda sei eine „ganz, ganz schlechte Wahl“. In dem Staat würden die „Menschenrechte mit Füßen getreten“.
Hintergrund der Kritik ist die extrem angespannte Menschenrechtslage in Ruanda, wo die Meinungsfreiheit und Versammlungsfreiheit stark eingeschränkt sind sowie kaum freie, unabhängige Medien existieren.
Neben dem FC Bayern hat Ruanda auch den FC Arsenal als Partner. Die Gunners tragen das „Visit Rwanda“-Logo bereits seit 2018 auf dem Ärmel.