Es gibt Berater in der Fußball-Branche, denen eilt ein durchaus zweifelhafter Ruf voraus. Die einen nennen ihr Verhalten gewieft, gewitzt und abgezockt, die anderen kritisieren es als egoistisch und einzig monetär getrieben. Moussa Sissoko hat spätestens seit dem Sommer 2017 das Image, für einen Transfer seines Mandanten tatsächlich alle Hebel in Bewegung zu setzen - ohne Tabus.
Kolo-Muani-Poker nimmt Fahrt auf
Seit Freitagnachmittag brodelt die Gerüchteküche
Als Ousmane Dembele nach einem starken Jahr bei Borussia Dortmund die Offerte vom FC Barcelona auf dem Tisch liegen hatte, erschien er Anfang August nicht mehr zum Training. Der Franzose gab einst zu: „Ich wollte nicht mehr dorthin gehen. Ich habe nach Ausreden gesucht, um nicht hin zu müssen.“ Es gibt genügend sauber arbeitende Agenten, die ein solches Vorgehen ihres Mandanten unterbunden hätten. Sissoko gehörte nicht dazu.
Als im Februar bekannt wurde, dass Randal Kolo Muani ab sofort von Sissoko betreut wird, gab sich Markus Krösche, Sportvorstand von Eintracht Frankfurt, noch „total entspannt“. Ob der 42-Jährige das nach den Entwicklungen, die es seit Freitagnachmittag gibt, weiterhin so sieht? Los ging es mit einem Bericht des französischen Radiosenders RMC Sports. Demnach habe Kolo Muani seinen Wechselwunsch bei den Hessen hinterlegt.
Der Poker um Kolo Muani hat begonnen
Keine 24 Stunden später berichtete Sky von einer Einigung zwischen dem Eintracht-Superstar und Paris Saint-Germain. Dies dementierte wiederum RMC Sports. Wie hoch der Wahrheitsgehalt ist? Aktuell nicht seriös verifizierbar! Fest steht seitdem allerdings, dass urplötzlich mächtig Bewegung in die Causa Kolo Muani gekommen ist. Und es steht ein ganz entscheidender Satz im Bericht von Sky: Die von Eintracht geforderte Ablöse in 100 Millionen Euro sei zu hoch. Es sind genau diese Karten, die nun gespielt werden.
Der Poker hat somit begonnen! Nach Abpfiff des Testspiels gegen Nottingham Forest trat Krösche am Samstagabend vor die Medien. Und erstmals gab es kein Dementi des Eintracht-Machers. Man habe überhaupt nicht im Sinn, den Angreifer nach nur einem Jahr zu verkaufen. Doch Fragen danach, ob Kolo Muani seinen Wechselwunsch tatsächlich hinterlegt habe, konnte Krösche diesmal nicht klar verneinen. Er verwies auf die „Spekulationen, die am Ende einer Transferperiode immer wilder“ werden.
Viel Geld im Spiel: Deshalb pusht Sissoko
Klar ist allerdings, dass Sissoko pusht und ihm ein Abgang von Kolo Muani viel Geld einbringen würde. Der Vize-Weltmeister ist als Bundesliga-Topscorer eine der heißesten Aktien auf dem Transfermarkt. Seine frühere Berateragentur, MDC Advisors, hat weiterhin Anspruch auf die zuvor ausgehandelten zehn Prozent, die es bei einem Weiterverkauf gibt. Der restliche Anteil, den es bei einem Transfer für den Agenten geben wird, landet nach SPORT1-Informationen vollständig bei Sissoko und der Familie von Kolo Muani. Vater Louis und Bruder Kevin beraten und partizipieren ebenfalls.
Alle Parteien wollen schnelle Klarheit, schließlich hilft ein langes Tauziehen niemandem. Bei Teams der Marke PSG könnte Kolo Muani sein Gehalt vervielfachen, da geht es um Fünf-Jahres-Verträge, die ein Gesamtvolumen von 40 bis 50 Millionen Euro haben. Sein Entdecker Ben Manga sagte bereits im Mai bei SPORT1: „Als Fußballer hast du nicht so viel Zeit in deiner Karriere. Der Vertrag, den er bei einem Wechsel unterschreiben kann, ist der seines Lebens.“
Wird Kolo Muani in den Streik getrieben?
Treibt Sissoko somit seinen nächsten Mandanten zu einem Streik? Krösche glaubt nicht an ein solches Szenario: „Er ist ein guter, hochintelligenter Junge. Randal ist bescheiden und dankbar, was wir als Klub geleistet haben. Das wird bei ihm niemals passieren und dafür gibt es auch keinen Grund.“ Grundsätzlich lässt sich diese Einschätzung nicht leugnen. Die Familie von Kolo Muani weiß genau, wie wichtig dieser ablösefreie Schritt aus Nantes zu den Hessen für dessen Entwicklung war.
Ein Streitpunkt könnte allerdings das von Krösche beinahe schon festgeklebte Preisschild werden. Die 100-Millionen-Marke hat bereits einige Klubs verschreckt. Weil Kolo Muanis Vertrag noch vier Jahre läuft, hat die Eintracht keinerlei Druck auf dem Kessel. Krösche hat die Zügel bis zu einem gewissen Zeitpunkt in der Hand.
Eintracht steckt im Kolo-Muani-Dilemma
Und doch steckt Frankfurt im Kolo-Muani-Dilemma, wie SPORT1 bereits am 14. Juli beschrieben hat. Was passiert, wenn Sissoko doch erreicht, dass der Angreifer seinen Marktwert etwas drückt, indem er nicht beim Training erscheint? Oder die lange so gute Laune peu à peu etwas schlechter wird? Man erinnere sich an den August 2021, als der damalige Musterprofi und Publikumsliebling Filip Kostic plötzlich nicht mehr bereit war, zu einem Auswärtsspiel nach Bielefeld mitzureisen. Nahe Beobachter des Vereins hätten dies nie vom Serben erwartet.
Das Ende der Fahnenstange, in der nun bereits heiß kochenden Gerüchteküche, ist deshalb noch nicht erreicht. Sissoko wird seine Asse im Ärmel haben und auszuspielen versuchen. Er weiß genau, wann er Aussagen streuen und Vereine über die Medien unter Druck setzen kann. Sissoko beherrscht diese Klaviatur. Das wird auch Krösche genauestens wissen, der nach SPORT1-Informationen nicht umsonst schon intensiv einen Top-Stürmer der Marke Elye Wahi umgarnt. Er hat sich in der Branche den Ruf als „harter Hund“ am Verhandlungstisch erworben. Mit Sissoko erwartet ihn jedoch ein knallharter Gegenspieler auf der anderen Seite des Tisches.