Wer nur auf die Bundesliga-Tabelle blickt, wird die Sorgenfalten rund um den BVB kaum verstehen. Vier Punkte nach zwei Spielen ist kein perfekter Start, aber doch ein solider Anfang. Doch der Schein trügt. Mit ein wenig mehr Pech hätte Borussia Dortmund sowohl das Auftaktspiel gegen Köln (1:0) als auch das in Bochum (1:1) verlieren können.
Verwirrung um Kobel-Aussage
Nach dem wackligen Saisonauftakt gegen Köln waren viele davon ausgegangen, dass das Team von Edin Terzic nun gegen Bochum ein Zeichen setzen würden - doch vor allem in der ersten Hälfte war genau das Gegenteil der Fall.
Der BVB agierte lethargisch, ließ sich von Bochum den Schneid abkaufen. Ein schwacher erster Durchgang, für die auch Dortmunds Spieler nach der Partie klare Worte fanden.
Verwirrung um Kobel-Aussage
„Überhaupt kein gutes Spiel von uns. Wir spielen zu viele langen Bälle und haben mit dem Ball wenig Lösungen. Wir haben heute in der ersten Halbzeit auch die Zweikämpfe vermissen lassen. Wir haben den ersten Ball verloren, wir haben den zweiten Ball verloren“, kritisierte Emre Can bei Sky.
Ähnlich sah es auch BVB-Keeper Gregor Kobel: „Wir wurden in der ersten Halbzeit von der Intensität der Bochumer völlig überrannt. Aber da hat auch die Gegenwehr von uns gefehlt. In der 2. Halbzeit waren bei den Bochumern die Körner nicht mehr ganz so da, da sind wir besser ins Spiel gekommen. Aber es ist ganz klar, dass wir da mehr dagegenhalten müssen.“
Rund um diese Aussage gab es sogar Verwirrung, denn einige BVB-Fans hatten verstanden, dass die Dortmunder „überrascht“ worden seien - und machten auf Social Media ihren Unmut breit. Auch auf BVB.de zitierte Kobels Sky-Aussage zunächst so: „Wir sind in der ersten Halbzeit völlig überrascht worden von der Intensität der Bochumer.“ Etwa zwei Stunden nach Abpfiff wurde daraus dann aber ebenfalls „überrannt“.
Can selbst hatte auch klar gemacht, dass die Dortmunder den VfL „natürlich so erwartet haben.“ Er vermutete ein anderes Problem: „Vielleicht waren die einfach gieriger, griffiger - ich kann es mir auch nicht erklären. Wir ziehen nicht unser Spiel durch, was wir machen wollten, sondern spielen einfach Bochums Spiel mit.“
„Sehr ernüchternd von den Dortmundern“
Auch Sky-Experte Dietmar Hamann fand deutliche Worte für den Dortmunder Auftritt: „Über die ersten zwei Spiele war das sehr ernüchternd von den Dortmundern.“
Beim Bochumer Führungstreffer sah auch Kobel nicht gut aus, wie dieser ehrlich zugab: „Ich glaube schon, dass man den halten kann. Stöger hat es sehr gut gemacht. Er hat keine Anzeichen gemacht, dass er jetzt abzieht. Er hat den überragend getroffen und er ist schön von mir weggeflattert.“
Abseits von dieser Szene zeigte der BVB-Torhüter jedoch eine überragende Partie und verhinderte mit einigen starken Aktion Schlimmeres. Vor allem eine Parade, als ein abgefälschter Ball sich über ihn zu senken drohte, beeindruckte alle im Stadion.
„Zum Glück bin ich 1,95 Meter. Aber es war ein ekliger Ball. Ich war schon auf dem Weg in die linke Ecke. Das war ein ganz schwieriger Ball“, analysierte Kobel die Szene.
BVB steigert sich ein wenig - Hamann übt Kritik
Zwar trat Dortmund in der zweiten Halbzeit zielstrebiger auf und spielte schneller - doch weiterhin wechselten sich druckvolle und schlechte Phasen, in denen Bochum sogar die besseren Chancen hatte, ab.
Auch Can sieht Luft nach oben „Wir haben uns gesteigert, aber auch die zweite Halbzeit ist nicht unser Anspruch. Wir können besser spielen. Wir trainieren gut, wir geben Gas. Die ersten zwei Spiele waren nicht gut, trotzdem haben wir vier Punkte. Wir müssen jetzt versuchen, unser nächstes Spiel gegen Heidenheim zu gewinnen.“
Hamann will die zweite Halbzeit ebenfalls nicht überbewerten: „Sie haben sich leicht gesteigert in der zweiten Halbzeit, aber über 180 Minuten war das viel zu wenig. Du hast neue physische, lauf- und kampfstarke Spieler wie Nmecha, Sabitzer geholt. Aber das ist einfach zu wenig. Sie (die Dortmunder, Anm. d. Red.) geben ein kleines Rätsel auf.“
Ein Fragezeichen angesichts dieses Auftritts stand auch Can im Gesicht. Auf die Frage, ob er ein grundsätzliches Problem beim BVB sehe, entgegnete er vielsagend: „Nein, es fehlt eine Menge.“