Sechs Minuten - so lange brauchte Thomas Müller beim 4:0-Auswärtssieg seines FC Bayern bei Werder Bremen für seinen ersten Scorerpunkt in der neuen Bundesliga-Saison. Eigentlich nichts Neues, jedoch gelang Müller seine Vorlage eben nicht in der sechsten Minute, sondern in der 90., denn der 33-Jährige gehört beim Rekordmeister derzeit nicht zum absoluten Stammpersonal - und kam deswegen erst in der 84. Minute für Jamal Musiala in die Partie.
Müllers neue Rolle bei Bayern
Nachdem schon im vergangenen halben Jahr ersichtlich wurde, dass Müller unter Trainer Thomas Tuchel einen eher schwierigen Stand haben würde, machte ihm nun im Vorfeld der Saison auch noch sein Körper einen Strich durch die Rechnung.
Wegen muskulärer Probleme am linken Hüftbeuger verpasste Müller einen Großteil der Vorbereitung. Eine Verletzung, die er bereits in der vergangenen Saison „mitschleppte“, wie er selbst zugab - und wegen der er damals wohl aufgrund des engen Meisterschaftskampfes jedoch keine Pause einlegen wollte.
In Bayerns Offensive ist kein Platz für Müller von Beginn an
„Seit rund zwei Wochen bin ich jedoch wieder voll ins Mannschaftstraining integriert“, schrieb Müller nach dem erfolgreichen Saisonauftakt in seinem Newsletter über seine Genesung und freute sich darüber, dass er „am Freitag (beim 4:0-Sieg in Bremen, Anm. d. Red.) noch zehn Minuten über den Platz wirbeln konnte“.
Mit zehn Minuten wird sich der ehrgeizige Routinier in Zukunft jedoch wohl kaum zufrieden geben, doch gibt es für Müller, dessen Vertrag nach dieser Saison ausläuft, in dieser vollgepackten Offensive noch einen Stammplatz - oder die Aussicht auf deutlich mehr Spielzeit?
Am ehesten käme dafür die Zehner-Position infrage, die Musiala gegen Bremen bekleidete und Müller nach seiner Einwechslung übernahm. Doch setzt Tuchel den 20-Jährigen auf die Bank, oder ändert sein System für Müller? Wohl kaum, doch Müller spielt trotzdem eine wichtige Rolle in der Mannschaft.
„Thomas ist ein Anführer, hat eine tolle Persönlichkeit“, schwärmte Rekordmann Harry Kane bei Sky von seinem neuen Mitspieler, von dem er bereits eine Golf-Einladung erhalten hat, und attestierte ihm eine wichtige Rolle im zwischenmenschlichen Bereich. „Ich bin mir sicher, dass er mir helfen wird, die anderen Spieler kennenzulernen. Hoffentlich kriegen wir eine gute Verbindung hin.“
Bereits bei seiner Vorstellungspressekonferenz hatte Kane lobende Worte für Müller gefunden, ihn als „wichtigen Spieler“ bezeichnet. Müller und Kane - das scheint zu passen.
Müller muss Chancen nach Einwechslungen nutzen
Allerdings macht auch Kanes Ankunft Müllers Aussichten auf Spielzeit nicht besser, denn der 30-Jährige wird wohl erst einmal jedes Spiel in der Sturmspitze aufgestellt, wo Müller in der Vergangenheit auch hin und wieder als „falsche Neun“ agierte.
Aber wenn nicht auf der Zehn oder Neun, wo dann? Die Außenbahnen sind beim Rekordmeister mit Kingsley Coman, Leroy Sané und Serge Gnabry bestens besetzt - und in der Zentrale ist zwischen Leon Goretzka und Konrad Laimer ein Konkurrenzkampf um die zweite Position neben Joshua Kimmich entbrannt. Müller wird hier wohl kaum auf Spielzeit kommen, zumindest nicht von Beginn an.
Die einzige Möglichkeit, die ihm bleibt, wird es sein, den Konkurrenzkampf anzunehmen und sich nach Einwechslungen zu empfehlen, genau wie er es in Bremen tat. Und dann zu hoffen, dass sich eine Lücke auftut, oder ein Konkurrent schwächelt.
Aber auch durch Einwechslungen rückt Müller einem großen Meilenstein immer näher, wenn er seinen Schnitt von etwas über 40 Einsätzen pro Saison halten sollte. Mit 667 Spielen für den deutschen Rekordmeister befindet er sich nur noch 39 Einätze hinter Bayerns Rekordspieler Sepp Maier. Das wird auch dem 33-Jährigen nicht verborgen bleiben, der den Rekord in dieser Saison wohl einstellen wird, wenn er gesund bleibt.