Manche mögen sich noch erinnern an den 28. April 2018, als der FC Bayern, der bereits als Deutscher Meister feststand, Eintracht Frankfurt 4:1 besiegte - mit vier Eigengewächsen in der Startelf. Im Gedächtnis von Niklas Dorsch ist dieser Tag jedoch gewiss eingebrannt. Trainer Jupp Heynckes bot den damals 20-Jährigen im Mittelfeld neben Corentin Tolisso und Sebastian Rudy auf - es war sein Bundesliga-Debüt.
Die Rückkehr des verlorenen Sohnes
Dorsch, der an jenem Tag zur 1:0-Führung traf (und frenetisch vom Rechtsverteidiger Joshua Kimmich gefeiert wurde), verließ seinen Heimatverein jedoch nur wenige Monate später. Nun kehrt er als Vizekapitän des FC Augsburg an die alte Wirkungsstätte zurück.
Doch von Beginn an. In einer bayerischen Kreisstadt geboren, wechselte Dorsch in der B-Jugend in die Akademie der Bayern. Man sah etwas in ihm, das die Verantwortlichen überzeugte. Ganze sechs Jahre lang wurde der Zögling an der Säbener Straße ausgebildet.
Als 2017 der neue Bayern-Campus an der Ingolstädter Straße eingeweiht wurde, machten sich bei Dorsch bereits Ambitionen in Richtung höherer Gefilde breit. Er hatte Jahre zuvor seinen Lizenzspielervertrag unterschrieben, feierte im Pokal sein Pflichtspieldebüt für die Bayern und wurde als Nachwuchshoffnung organisch an die A-Mannschaft herangeführt.
Dorsch über Bayern: „Junge Spieler wurden nicht so beachtet“
Doch nach seinem Bundesliga-Debüt sollte nicht ein weiteres Profispiel im Trikot des FC Bayern in der Allianz Arena folgen dürfen. Stattdessen machte sich Dorsch auf nach Heidenheim. Sein Abschied in Liga 2 verlief ebenso ablösefrei wie traurig.
„Ich habe einfach keine faire Chance bekommen. Junge Spieler wurden nicht so beachtet“, sagte Dorsch Ende 2018 im Gespräch mit Fußball Vorort. Es wirkte wie ein leises Nachtreten, die Signalwirkung verpuffte.
Über die Stationen Heidenheim (2018 - 2020, 69 Spiele, 3 Tore, 8 Vorlagen) und KAA Gent (2020-2021, 43/4/4) landete Dorsch vor zwei Jahren dann beim FC Augsburg, der stolze 7 Millionen Euro Ablöse nach Belgien überwies.
Es sollte in der heimatlichen Umgebung ein Neuanfang sein, um sich auf der nationalen Fußballbühne ins Rampenlicht zu stellen.
Vom EM-Sieg mit Deutschlands U21 zum Vizekapitän in Augsburg
Schon beim FC Bayern trug er in der U23 die Spielführer-Binde. Im DFB-Jugendbereich landete die Binde auch immer mal wieder bei Dorsch, der 2021 mit Deutschlands U21-Nationalmannschaft Europameister wurde - und vor laufender Kamera erstmal seine Oma grüßte.
Am Samstag kehrt Dorsch nun zurück an alte Wirkungsstätte. In die Allianz Arena, wo er nur einmal als Bayern-Profi spielen durfte. Die Voraussetzungen sind allerdings nun andere. Er kann nun etwas beweisen, sich bei den ehemaligen Chefs revanchieren, ein fußballerisches Exempel für seine Person statuieren.
Es ist zwar nicht die erste Rückkehr des verlorenen Sohnes. 2019 stand er beim legendären Pokalfight zwischen Bayern und Heidenheim in der Startelf, als die Gäste aus der 2. Liga denkbar knapp mit 4:5 verloren. Und doch sollte Bayern München gewarnt sein.