68 Tage liegt das Dortmunder Meister-Drama nun schon zurück. Die Bilder vom auf dem Boden liegenden und weinenden Marco Reus nach dem 2:2 gegen Mainz und der damit verpassten Deutschen Meisterschaft gingen um die Welt.
Reus emotional wie nie
Reus, der nach wie vor auch im Ausland als größter BVB-Star gilt, wollte nichts lieber, als nach elf glücklosen Anläufen endlich die Bundesliga mit seinem Herzensverein zu gewinnen. Es klappte bekanntlich nicht, die Meisterschale ging mal wieder an die Bayern.
Nun hat sich der 34-Jährige erstmals öffentlich geäußert. „Es ist schwierig zu beschreiben, was in mir vorging. Es war eine Leere, weil man nur einen Schritt davon entfernt war, es wirklich zu schaffen. Das war der härteste Moment in meiner Karriere, weil man es sich so sehr wünscht für einen selbst, aber auch für die Fans und für die Stadt“, sagte der gebürtige Dortmunder während der USA-Tour im clubeigenen Podcast.
„Wir haben es über zwölf Jahre jetzt nicht geschafft, trotz der Pokalsiege, das macht was mit einem. Ich lag nach dem Spiel auf dem Boden. Das war ein Moment der Ohnmacht, wenn man neben sich schaut und alle am Boden sind.“
Reus zur Kabinenflucht: „Ich wollte für mich sein“
Reus warb zudem um Verständnis für seine von einigen Fans kritisierte Kabinenflucht nach dem Match. „Ich bin reingegangen und wollte für mich sein, ohne dass mich Menschen angucken. Ich wollte es für mich verarbeiten, in den Spiegel schauen und für mich sein. Abends tat es mir leid, dass ich einfach reingegangen bin. Ich war nicht in der Lage, in dem Moment, den Fans in dem Augenblick etwas zurückzugeben. Das habe ich erst später verstanden. Normal bin ich immer offen und will den Menschen auch was zurückgeben. Ich schäme mich dafür aber Null.“
Es habe lange gedauert, die Enttäuschung aufzuarbeiten. Der Nationalspieler habe das im Urlaub gemacht und „ein, zwei, drei Wochen gebraucht, um das abzuwerfen, dann kam aber die Energie.“
Der BVB-Star findet allerdings auch, dass es „ein geiler Startschuss für die neue Saison sein“ kann. „Was wir erreicht haben: Die Gemeinschaft mit den Fans. Das ist ein großer Pluspunkt. Wir hatten alle dasselbe Gefühl, dass es einen Schulterschluss gibt. Das ist BVB-like.“
Reus sprach auch über den Rücktritt als Kapitän. Vor der Sommer-Vorbereitung hat sich der Routinier entschieden, die Binde nach fünf Jahren abzugeben. „Ob mit oder ohne Binde, da fühlt man sich nicht befreit oder unbefreiter. Das ist Quatsch“, sagt Reus über die jüngsten Einschätzungen einiger Experten. „Mein inneres Bauchgefühl hat gesagt, dass es der richtige Zeitpunkt ist. Die Mannschaft hat einen Schritt gemacht. Es haben sich neue Spieler hervorgehoben und neue Hierarchien gebildet. Deshalb habe ich diesen Schritt gemacht. Ich bin hier geboren, jedes Mal als erstes den Platz zu betreten, das ist eine Ehre. Ich trage trotzdem weiterhin Verantwortung, möchte auch für junge Spieler da sein.“
Die Wahl der BVB-Bosse um Trainer Edin Terzic, Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportchef Sebastian Kehl, Emre Can als neuen Kapitän zu bestimmen, findet Reus „top“. Can habe „schwierige Jahre hinter sich bei uns - bis vor einem halben Jahr“, sagt der Mittelfeld-Star. „Er hat unfassbar gute Spiele gemacht und eine geile Entwicklung genommen. Von seiner Persönlichkeit her ist er ein sehr starker Mensch. Es ist eine gute Wahl. Ich freue mich drauf. Er kriegt die volle Unterstützung.“