Harry Kane ist der neue Superstürmer des FC Bayern, doch was sagt Uli Hoeneß dazu? Der ehemalige Präsident des FC Bayern München, der zuletzt wieder eine aktivere Rolle im Verein einnimmt, offenbarte nun in einem Welt-Interview einige pikante Details zu der Transfer-Saga. So stand der Deal offenbar bis zuletzt auf der Kippe.
Hoeneß enthüllt Kane-Ansage
In der entscheidenden Verhandlungsnacht vom 10. auf den 11. August soll es bereits um Mitternacht eine mündliche Einigung gegeben haben – die jedoch um 2:50 Uhr, so Hoeneß, „wieder in Zweifel gezogen worden“ ist. Am Vormittag stand dennoch ein Flieger für Kane bereit, doch der Transfer drohte zu platzen!
„Harry hat an dem Vormittag (Freitag, Anm. d. Red.) gesagt: Wenn wir bis abends keine Lösung haben, spiele ich am Sonntag für Tottenham“, erklärte Hoeneß. „Dann ist es vorbei, dann werde ich keinen neuen Vertrag bei Tottenham unterschreiben und nächstes Jahr ablösefrei gehen“, soll er demnach nachgeschoben haben.
Die Ursache für das Wirrwarr? Hoeneß machte schnell einen Schuldigen ausfindig: Tottenham-Boss Daniel Levy. Der britische Funktionär gilt auf dem europäischen Fußballmarkt ohnehin als einer der härtesten Verhandlungspartner. Im Kane-Poker soll er dem jedoch noch einmal die Krone aufgesetzt haben.
Hoeneß: „Jan hat dann gesagt: Keinen Penny mehr!“
„Hart ist das eine, aber es sollte korrekt ablaufen. Ich fand es nicht gut, dass Levy in den Urlaub nach Miami geflogen ist, als der wichtigste Spieler seines Klubs, der Kapitän der englischen Nationalelf, den Verein verlassen wollte. Dadurch haben sich die Gespräche nochmals verkompliziert“, sagte Hoeneß.
Bayern-CEO Jan-Christian Dreesen habe sich demnach den Arbeitszeiten Levys fügen müssen, Verhandlungsrunden hätten oftmals zu deutscher Nachtzeit stattgefunden. „Als der Transfer in der letzten Nacht zu scheitern schien, habe ich mir gedacht: Eigentlich sollten Vereinbarungen per Handschlag noch etwas gelten.“
Doch die verbalen Übereinkünfte in jeglicher Hinsicht schienen zeitweise hinfällig, Levy hätte „alte Tricks“ angewandt, um „noch einen draufsetzen“ zu können.
Der FC Bayern sei jedoch mit der nötigen Härte gegenübergetreten: „Jan hat dann gesagt: keinen Penny mehr! Es hat sechs Stunden gedauert, bis Levy akzeptiert hat“, schilderte Hoeneß die bis dato geheimen Vorgänge.
Dann der Durchbruch! Kane konnte sich auf den Weg nach München machen und bereits am Tag der Vertragsunterschrift sein 26-minütiges Debüt im Bayern-Dress feiern. Doch wie viele Euros – oder Pennys – beinhaltete denn nun die endgültige Ablösesumme für den englischen Nationalstürmer?
So viel kostete Kane wirklich
„Die wirkliche Cash-Summe, die wir jetzt garantiert zu zahlen haben, liegt unter hundert Millionen. Aber wenn wir zum Beispiel Deutscher Meister werden oder die Champions League gewinnen, kann sie noch steigen“, bestätigte Hoeneß.
Dass man sich jenseits der 100-Millionen-Marke bewegen könnte, bereitet dem Weltmeister von 1974 zwar Sorgen - einst sagte Hoeneß selbst, kein Spieler sei 100 Millionen Euro wert, rund um die Thematik gar von „völlig gaga“ gesprochen. Und doch gab es beim FC Bayern nur eine Marschrichtung: „Bei uns hieß es: Harry Kane, Harry Kane, Harry Kane. Das war die klare Priorität.“
Einzig Randal Kolo Muani wäre laut Hoeneß ernsthaft als Alternative in Betracht gezogen worden, doch Kane überzeugte die Beletage des deutschen Rekordmeisters – nicht nur sportlich.
„Er hatte uns sein Wort gegeben, obwohl die Situation für ihn schwierig war: Seine Frau hochschwanger, noch nie im Ausland gelebt, der Zeitdruck …“, sagte Hoeneß.
„Es war klar: Den Levy kriegst du nie hinter dich – Harry war entscheidend für uns. Und Harry hat alles eingehalten, was er uns zugesagt hat. Hätte er nur einmal gewackelt, hätten wir das nie geschafft. Das sind Eigenschaften, die mir gefallen.“
FC Bayern: Kane als Trikot-Rekordmann
Und nicht nur auf persönlicher Ebene würde der 30-Jährige den FC Bayern voranbringen, alleine die Merchandising-Einnahmen am ersten „Kane-Wochenende“ waren horrend hoch.
„In einer Woche wurden an die 50.000 Kane-Trikots verkauft, am ersten Tag nach seiner Verpflichtung fast 15.000. In Kombination mit der Vorstellung unseres neuen Champions League-Trikots wurde generell so viel umgesetzt wie nie zuvor an nur einem einzigen Tag“, erzählte Hoeneß.
So scheint sich der Transfer bereits emotional ausgezahlt zu haben, die blanken Zahlen sollen aus Sicht des FC Bayern nachziehen. Daran hegt Hoeneß jedoch kaum Zweifel. Er habe Kane zwar noch nicht zu sich nach Hause eingeladen, wolle ihm aber künftig noch die Schönheit Bayerns außerhalb Münchens zeigen.
Denn „du kannst einen guten Fußballer kaufen – oder einen guten Fußballer mit Charisma, der den FC Bayern in der ganzen Welt weiterbringt.“ Und für „seinen“ FC Bayern würde Uli Hoeneß wohl auch den Touristen-Guide für Familie Kane am Tegernsee geben.