Lothar Matthäus sieht die offensiven Aussagen von Uli Hoeneß im Poker um Harry Kane als strategischen Fehler an.
Matthäus wirft Hoeneß Fehler vor
„So kennt man Uli, aber er muss auch verstehen, dass Kane nach wie vor bei Tottenham unter Vertrag steht“, schrieb der Rekordnationalspieler in seiner Sky-Kolumne über den Ehrenpräsidenten von Bayern München.
„Je mehr die eine Partei zeigt, dass sie etwas haben will, desto mehr hat die andere das Heft des Handelns in der Hand“, warf Matthäus dem 71-Jährigen vor, einen Fehler im Ringen um den englischen Nationalspieler gemacht zu haben.
„Billiger wird Kane dadurch nicht“
Vor allem in Bezug auf Spurs-Boss Daniel Levy sieht Matthäus in den Hoeneß-Äußerungen ein potenzielles Problem: „Ich habe Geschichten im Hinterkopf, da hat er plötzlich auf stur gestellt und gesagt: Jetzt erst recht nicht! Ulis Aussagen werden die Verhandlungen nicht stören, aber einfacher machen sie diese ganz sicher nicht - und billiger wird Kane dadurch auch nicht.“
Auch klubintern kamen die Aussagen nach SPORT1-Informationen nicht gut an. Der Tenor: Das war unglücklich, damit wurde die Verhandlungsposition geschwächt!
Hoeneß hatte beim Besuch im Bayern-Trainingslager gesagt, Tottenham Hotspur werde im Tauziehen um den englischen Nationalstürmer einknicken müssen. „Die Position, die Bayern München vor einem Jahr bei (Robert) Lewandowski hatte, die hat bei Kane jetzt Tottenham“, analysierte Matthäus.
“Wenn man eins und eins zusammenzählt, gehört sehr viel Geduld zu solch einem Transfer - und Geld, das man wahrscheinlich lieber eingespart hätte.“ Nicht nur Hoeneß sollte „etwas gelassener sein“. Auch Bayern-Vorstand Jan-Christian Dreesen wünscht sich mehr Gelassenheit in dieser Thematik.
Spekulationen um Leon Goretzka
Doch nicht nur beim Kane-Transfer sieht Matthäus ein Fehlverhalten beim FC Bayern München. Auch auf dem Feld sieht er Verbesserungspotenzial: namentlich im Mittelfeld.
Vor allem um Leon Goretzka gibt es aktuell viele Spekulationen. Thomas Tuchel erklärte am Samstag im Bayern-Trainingslager in Rottach-Egern am Tegernsee, dass er mit der Leistung des deutschen Nationalspielers nicht zufrieden ist. „Der Mittelfeldspieler sei „einfach von seinem Status, von seinem Vertrag, von seinem Alter jemand, von dem wir viel erwarten. Da ist viel Luft nach oben“, sagte Tuchel, nahm sich dabei aber auch selbst in die Pflicht: „Unsere Aufgabe ist es, ihm dabei zu helfen.“
Kimmich? Matthäus sieht Disziplinproblem
Geht es nach Matthäus, müsste der FCB-Coach aber an einer anderen Stellschraube drehen. „Ja, Leon ist selbst nicht mit seiner Position und seinen Einsatzzeiten zufrieden, aber das hängt mit vielen Faktoren zusammen“, begann der Weltmeisterkapitän von 1990, um dann das in seinen Augen eigentliche Problem anzusprechen: „Ich sage nichts gegen Joshua Kimmich, aber natürlich lebt Goretzka auch von seinen Mitspielern. Und wenn Kimmich nicht die Disziplin hat, seine Position zu halten, wirkt sich das auf seine Nebenleute aus.“
Daher müsse Tuchel alles daransetzen, wieder die alte Harmonie zwischen den beiden Mittelfeldstars aufzubauen. Sollte ihm dies gelingen, mache Kimmich seine Nebenleute auch wieder besser, ist sich Matthäus sicher.
„Ich bin überzeugt, dass Goretzka - wenn er an seine alte Leistungsstärke anknüpft und wieder das spielen darf, was ihm liegt, nämlich von Box-to-box durchs Mittelfeld gehen - dann wird er wieder die Leistung zeigen, die wir von ihm erwarten und die er selbst von sich erwartet.“
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)