Am Sonntagmorgen verabschiedete sich Sadio Mané von der Mannschaft des FC Bayern. Eine Mannschaft, in der er nie richtig ankam – weder als Fußballer noch als Person. Und genau deshalb ist die Trennung nach nur einem Jahr unvermeidlich. Mané hat sich die Möglichkeit auf eine zweite Chance selbst verbaut, und zwar nicht einzig und allein mit dem Faustschlag auf die Lippe von Leroy Sané.
Manés Aus: Bayern trägt Mitschuld
Man darf ja nicht vergessen: Auseinandersetzungen dieser Art gab es beim FC Bayern bereits in der Vergangenheit. Franck Ribéry und Arjen Robben hatten sich geprügelt, ehe sie das Offensivspiel des Rekordmeisters über Jahre prägten und Legenden wurden.
Robert Lewandowski und Kingsley Coman waren im Training ebenfalls aufeinander losgegangen, ehe sie dem FC Bayern maßgeblich zum Gewinn des Triples verhalfen. Es gehört auf dem Platz dazu, sich in die Haare zu kriegen. Danach wird sich aber ausgesprochen, die Hand gegeben – und gut ist‘s.
Was den Fall Mané allerdings von anderen unterscheidet: Er dachte nach dem Bekanntwerden der Auseinandersetzung an sich und sein Image anstatt ans Team. Nicht der Schlag gegen Sané als solcher, sondern vielmehr der anschließende Rassismus-Vorwurf in Richtung seines Kollegen, den ein mit Mané eng befreundeter Journalist großspurig verbreitete, gab den entscheidenden Ausschlag für dieses traurige Ende.
Mané hat sich eine zweite Chance selbst verbaut
Denn auch wenn sie es nie öffentlich zugeben würden: Einige Mitspieler schüttelten über die Rassismus-Meldungen mit dem Kopf und machten sich fortan keine Mühe mehr, Mané wieder vollumfänglich ins Team zu integrieren. Auch Trainer Thomas Tuchel rückte von seinem Angreifer ab – wohlwissend, dass er auch fußballerisch seiner Mannschaft nicht mehr genug zu bieten hatte.
Es ist kein Wunder, dass Mané in Europa kaum noch einen Markt hat und jetzt den Schritt nach Saudi-Arabien macht. Sechs Jahre Power-Fußball Jürgen Klopp, die schwere Verletzung samt WM-Aus und das damit geschwundene Selbstvertrauen – natürlich wirkt sich das auf die Leistungen aus.
Dass Mané zu einem Schatten seiner selbst wurde, lag aber auch am FC Bayern. Der gelernte Außenstürmer sollte, weil er eine Saison lang in Liverpool auf der falschen Neun ausgeholfen hatte, plötzlich der Nachfolger von Lewandowski werden. So wurde es zumindest nach außen kommuniziert.
Mané, der nie ein Goalgetter auf Lewandowski-Niveau war, sollte die Tore in erster Linie machen, nicht auflegen. Und weil Ex-Coach Julian Nagelsmann ohnehin viel zu viel an seinem System herumtüftelte und weder eine wirkliche Position für Mané fand noch einen vernünftigen persönlichen Draht zu ihm herstellte, war es im Grunde ein Scheitern mit Ansage – und ein planloser Show-Transfer, der dem damaligen Sportvorstand Hasan Salihamidzic eine Vertragsverlängerung bescherte.
Nach Salihamidzic ist jetzt auch Mané weg. Die einzig sinnvolle Entscheidung, mit der alle Seiten gut leben können. Die Bayern, weil sie nahezu die Ablöse erhalten, die sie 2022 für Mané ausgegeben haben und Platz für Wunsch-Stürmer Harry Kane auf der Gehaltsliste schaffen.
Der Spieler, der in der Wüste nochmal mehr Kohle kassiert als an der Isar – und dort vielleicht ja auch den beim FC Bayern komplett verloren gegangenen Spaß am Fußball zurückgewinnt.