Jetzt räumt Thomas Tuchel auf!
Jetzt macht Tuchel Ernst!
Das erste von zwei Trainingslagern der Saisonvorbereitung des FC Bayern ist Geschichte und hat besonders eine große Erkenntnis mit sich gebracht: Die Eingewöhnungszeit des Nachfolgers von Julian Nagelsmann ist vorbei.
Woran sich das festmachen lässt? Schon am Samstag, dem ersten von insgesamt sechs Trainingstagen am Tegernsee, war unschwer zu sehen und besonders zu hören, dass im Training der Bayern ein kräftigerer Wind bläst als noch nach Tuchels Ankunft Ende März.
FC Bayern: Tuchel fordert Leistungssteigerungen
Mit klaren Ansagen an seine Stars - nicht nur in Richtung junger Spieler wie Josip Stanisic, Ryan Gravenberch oder Paul Wanner - machte Tuchel deutlich: Er will in jedem Training höchste Konzentration sehen!
Dabei muss er die Spieler nicht die gesamte Einheit über mit Informationen überschütten, um ihnen dennoch deutlich zu machen, was er erwartet. Mal schimpft und gestikuliert er in bester Rumpelstilzchen-Manier über den Trainingsplatz, in anderen Momenten sitzt er fast schon regungslos auf einem Ball und beobachtet streng die jeweiligen Übungen, um anschließend seinen Spielern ehrliches Feedback zu geben. Klartext statt Schönrederei!
Tuchel geht auch in der Öffentlichkeit nicht mehr auf Kuschelkurs mit seinen Stars. „Schockverliebt“ war einmal! Der 49-Jährige fordert selbst vor laufenden Kameras deutliche Leistungssteigerungen - und zwar nicht nur von vermeintlichen Abschiedskandidaten wie Sadio Mané oder Leon Goretzka, die schon länger einen schweren Stand unter ihm haben.
Tuchel: Bei Sanés Leistungen gebe es „was draufzulegen“
Angesprochen auf die auffällig fitten Auftritte von Leroy Sané im Trainingslager, sagte Tuchel: „Bei seinen Leistungen gibt es auf jeden Fall was draufzulegen. Leroy hat alle Möglichkeiten, vor allem auch körperlich, die Liga und Gegner zu dominieren. Letztendlich liegt es an ihm.“
So lobte Tuchel auch nach dem deutlichen 27:0-Testspielsieg über die Kreisklassen-Truppe des FC Rottach-Egern nicht etwa die Torausbeute seines Teams, sondern zeigte sich unzufrieden mit der Vorstellung in der zweiten Hälfte. Einige Spielzüge und Abschlüsse seien zu unsauber gewesen. Die Erwartungshaltung an jeden wächst!
Denn Tuchels großes Ziel ist der Gewinn der Champions League. Dem ordnet er alles unter, weshalb auch keine Zeit für Experimente mit Jugendspielern ist, die ihn nicht vollends überzeugen.
Sein Fokus liegt darauf, den FC Bayern zu einer Erfolgsmaschine zu formen. Sein Vorbild ist der aktuelle Champions-League-Sieger: Manchester City. Tuchel betonte, man dürfe Pep Guardiola nicht mehr nur auf technisch sauberen Ballbesitzfußball reduzieren. „City hat mit fünf Innenverteidigern das Champions-League-Finale gespielt, die Tendenz ist klar: Pep spielt den intensivsten Fußball aktuell in Europa!“
Bayern-Trainer benötigt keine elf Künstler auf dem Platz
Im Umkehrschluss: Es benötigt keine elf Künstler auf dem Platz. „Wir brauchen Stabilität - nicht nur physisch, sondern auch psychisch“, findet Tuchel. „Wir brauchen eine Körperlichkeit, damit wir auch als Mannschaft aggressiver, körperlicher und tougher spielen können. City ist der Maßstab.“
Um das zu bewerkstelligen, muss das Team auch ein Team sein - und keine Ansammlung von Spielern, die das große Ganze nur bedingt interessiert. Während Tuchel zwar eine gewisse Giftigkeit auf dem Feld fordert, soll diese in der Kabine ausschließlich in positive Energie und nicht, wie in der letzten Saison, in negative Auseinandersetzungen, umgewandelt werden.
Dabei konzentriert sich der frühere BVB-Coach besonders auf die Manieren der Spieler: „Wie gehen wir miteinander um? Wie läuft unser Morgen ab? Wie kommen wir da an? Wie trainieren wir zusammen? Wie gehen wir mit Leuten um, die im Hotel arbeiten? Wie begegnen wir uns da? Und wie läuft das ab? Da bin ich ein großer Freund von. Und dann: Wie trainieren wir? Was ist da für ein Zug drin?“
Tuchels Wunsch: Team soll als Einheit zusammenwachsen
All diese Fragen sollen ab sofort als Leitplanken dienen. Tuchel will, dass seine Spieler in der trainingsfreien Zeit mehr miteinander sprechen, sich gegenseitig auch mehr wahrnehmen und weniger am Handy hängen. Dafür organisierte er im Trainingslager am Tegernsee auch einen Teambuilding-Abend.
Sein Wunsch: Die in der jüngeren Vergangenheit oft gespalten wirkende Mannschaft soll mehr und mehr zu einer echten Einheit zusammenwachsen. Dafür kommen ihm Teamplayer wie Min-jae Kim, Konrad Laimer, Raphael Guerreiro oder Kyle Walker, der grünes Licht für einen Transfer nach München gegeben hat, gerade recht.
Harry Kane, Kapitän der englischen Nationalelf, wäre ein weiterer „Leitwolf“ mit Führungsqualitäten - und hochmotiviert, da er mit Tottenham Hotspur noch keinen bedeutenden Trophäen gewonnen hat und wie Tuchel besonders nach einem Titel lechzt: der Champions League!