Sadio Mané kam als Weltstar zum FC Bayern - und verabschiedet sich mit einem Auftritt, der sinnbildlich steht für ein riesiges Missverständnis.
Manés letzter Akt spricht Bände
Ein Fremdkörper, der sich (teils selbst-, teils fremdverschuldet) immer weiter ins Abseits bugsierte - und am Samstag das Spiel seiner Noch-Kollegen gegen Kawasaki Frontale völlig unbeteiligt mit Smartphone in der Hand und AirPods im Ohr verfolgte.
Schon bei der Ankunft der Mannschaft vor der Partie in Tokio war klar geworden, dass Mané mit dem FC Bayern abgeschlossen hat. Telefonierend stieg er aus dem Bus, sein Wechsel nach Saudi-Arabien zu Al-Nassr war zu diesem Zeitpunkt bereits beschlossene Sache.
Doch wie konnte es nur soweit kommen?
„Er war nicht alleine daran schuld, dass es nicht mehr lief bei uns“
„Er hat bei uns in der letzten Saison eine sehr gute Hinrunde gespielt, gute Statistiken geliefert. Er war nicht alleine daran schuld, dass es nicht mehr lief bei uns. Da hat das große Ganze nicht mehr gestimmt“, erklärte Joshua Kimmich nach dem Test gegen die Japaner und nahm den scheidenden Teamkollegen in Schutz.
„Dann bist du ein neuer Spieler im Ausland - mit neuer Sprache, neuer Kultur und Menschen. Wenn du dann als Topstar kommst und dir sehr viel Kritik - manches zurecht, manches zu unrecht - anhören musst, kann ich mir vorstellen, dass das nicht einfach ist.“ Auch der vor einem Jahr mit Mané zusammen verpflichtete Matthijs de Ligt schlug ähnliche Töne an, bezeichnete ihn als „Top-Mensch“ und „Top-Spieler“.
Genau das wollte Mané eigentlich noch einmal in der neuen Saison in der Allianz Arena unter Beweis stellen. Doch mit jedem Tag mehr in der Vorbereitung wurde deutlicher, dass er unter Thomas Tuchel wohl kaum noch eine Chance bekommen hätte.
Und so musste der Senegalese, der beim Ballon d‘Or 2022 noch auf Platz zwei gelandet war, einsehen, dass das Kapitel in München zu Ende geschrieben ist.
Eines, das auch von einer schweren Verletzung, die ihm die WM und seine Frische kostete, und einem Faustschlag gegen seinen Teamkollegen Leroy Sané handelt.
Stars rücken von Mané wegen dem Faustschlag ab
Letzteres hinterließ Spuren in der Bayern-Kabine. Mehrere Stars und Wortführer - auch wenn sie es öffentlich nie zugeben würden - rückten Schritt für Schritt von Mané ab, der am Ende bis auf Bouna Sarr keine enge Bezugsperson mehr im Team wusste.
„Es gibt sicherlich viele Faktoren“, stellte Abwehrspieler Josip Stanisic nach dem 1:0-Sieg gegen Kawasaki Frontale fest. Sein Fazit: „Man kann das jetzt nicht alles an ihm oder an uns festmachen. Manchmal ist es einfach so.“
Und so rang sich Mané um 21.45 Uhr Ortszeit ein letztes Mal ein gequältes Lächeln ab, als er das Nationalstadion Tokio verließ. Der finale Akt eines riesigen Missverständnisses. Denn am Sonntag verabschiedete sich Mané von der Mannschaft und reiste nicht mit weiter nach Singapur.