Der mittelhessische Klub TSV Steinbach Haiger empfängt normalerweise im Schnitt rund 1.300 Fans, wenn der Anpfiff in der Regionalliga Südwest ertönt.
Ein echter Bessermacher
Wenn Eintracht Frankfurt hingegen kommt, dann werden selbst bei einem Testspiel alle Rekorde gebrochen. Erstmals war der kleine Sportplatz, der 4.990 Zuschauer umfasst, ausverkauft. Und dann gewinnen die frechen Kicker aus dem 20.000-Einwohner-Städchen auch noch gegen den Europa-League-Sieger von 2022.
Ein Feiertag für die Fans, die sich anschließend noch Autogramme bei den Eintracht-Spielern abholte.
Skhiri fällt im Testspiel positiv auf
Endgültige Erkenntnisse liefern solche Testspiele rund vier Wochen vor Beginn der Saison meist zwar nicht.
Natürlich sind die Frankfurter ohne ihre Top-Spieler Randal Kolo Muani, Kevin Trapp, Jesper Lindström (Sonderurlaub nach Länderspielen) oder Mario Götze (erkältet) deutlich schwächer besetzt. Und logischerweise stößt bei einem so prall besetzten Kader der eine oder andere Akteur an Grenzen und muss den Klub bis zum Ende des Transferfensters noch verlassen - entweder in Richtung eigene U21 oder zu einem anderen Klub.
Dennoch stechen einzelne Spieler schon früh durch ihre große individuelle Klasse hervor. Ellyes Skhiri etwa, der ablösefrei vom 1. FC Köln zu den Frankfurtern kam und trotz großer Konkurrenz auf dem Transfermarkt einen bis 2027 befristeten Vertrag unterschrieben hat.
Fehlpass? Dieses Wörtchen gibt es bei ihm offenbar nicht.
Skhiri war auch im Duell beim Viertligisten bissig und gewohnt viel unterwegs. Was dabei auffällt: Sein Kopf ist stets oben, der Blick nach vorne gerichtet, der Quer- oder Rückpass nur dann eine Option, wenn die Wege blockiert sind.
Wird Skhiri Eintrachts Bessermacher?
Wird er Eintrachts Bessermacher? Einen klassischen Sechser dieser Prägung hatten die Hessen seit Omar Mascarell, der 2018 zum FC Schalke 04 gewechselt war, nicht mehr.
Skhiri stand tiefer positioniert als Sebastian Rode, der sich dadurch gewinnbringend in die Offensive einschalten und nicht mehr jeden defensiven Weg gehen musste.
Der Kapitän lobte den Nebenmann auf SPORT1-Nachfrage: „Ellyes hat enorme Ruhe am Ball, sein Laufpensum ist riesig. Er hat das nötige Gefühl auf der Position und ist ein super Spieler. Das hat er schon in Köln gezeigt. Die Eintracht wird viel Freude an ihm haben.“
Skhiri geht dabei auf seine Art und Weise voran. Bei seiner Vorstellungspressekonferenz erklärte der 28-Jährige, dass er kein Lautsprecher sei: „Ich möchte mit Leistung, Arbeit und meinem Charakter glänzen.“
Der WM-Teilnehmer ist kein „aggressive Leader“ à la Stefan Effenberg oder Matthias Sammer. Skhiri packt seine Mitspieler nicht am Schlafittchen, wildes Gestikulieren ist von ihm nicht zu sehen.
Toppmöller schwärmt: „War nicht umsonst der Wunschspieler“
Stattdessen spielt er klare Bälle, läuft Räume zu und beruhigt das Spiel, wenn es nötig ist. Ein stiller Dirigent! Skhiri zählt zu den Spielern, der die Anforderungen von Trainer Dino Toppmöller bereits verinnerlicht hat, seine Aufgaben kennt und versteht.
Dies bestätigte der neue Coach und fügte an: „Er ist nicht umsonst der Wunschspieler von mir und dem Klub gewesen. Wir wollten einen Strategen auf der Sechs haben.“
Auch Brancheninsider bewerten diesen Transfer als passend. Skhiri zählt eigentlich nicht zum klassischen Beuteschema des Klubs. Die Eintracht sucht vor allem nach jungen, entwicklungsfähigen Profis, die ihren Marktwert vervielfachen und für viel Geld wechseln sollen.
Eintracht hat eine Sofortverstärkung gesucht
Diesmal benötigten die Frankfurter aber eine Sofortverstärkung, die Erfahrung und Führungsqualitäten mitbringt - und haben diese mit Skhiri allem Anschein nach gefunden.
Die Erwartungshaltung im Umfeld ist natürlich hoch an einen Spieler dieser Güteklasse. Sollte er sein Können abrufen, dann kann sich die Eintracht auf einen Akteur freuen, der den Mitspielern den Rücken freihält und damit dem kompletten Team Sicherheit gibt.
Ein echter Bessermacher eben.