Nils Petersen überzeugte nicht nur mit seinen fußballerischen Fähigkeiten sondern auch mit seiner kommunikativen und humorvollen Art. In seiner Zeit beim FC Bayern konnte er diese Attribute allerdings nicht zeigen.
Petersen: „Bei Bayern nicht ich selbst“
Im Gespräch mit dem kicker sagte der 34-Jährige: „Ich war bei den Bayern oder der Nationalelf nicht ich selbst. Ich bin ein kommunikativer, humorvoller Mensch, dort habe ich mich aber am falschen Ort gefühlt, mich als qualitativ nicht geeignet angesehen.“
In der Saison 2010/11 zeigte der ehemalige Nationalspieler gute Leistungen bei Energie Cottbus und wurde mit 25 Toren sogar Torschützenkönig der 2. Liga. Dadurch wurde auch der FC Bayern auf Petersen aufmerksam und verpflichtete den damals 22-Jährigen, der bis zu seinem Karriereende 2023 weitere Erfahrung bei Werder Bremen und dem SC Freiburg sammeln konnte.
„Mit der aktuellen Erfahrung wäre ich viel entspannter und mit mir im Reinen. Ob ich dann mehr gerissen hätte, steht auf einem anderen Blatt. Aber ich war damals oft zu verkrampft, habe mir zu wenig zugetraut, war im Training zu brav, habe meine Klappe gehalten und mich untergeordnet“, sagte er über seine Zeit beim FC Bayern.
Petersen: Der Klose-Erbe?
Petersens Vorgänger Miroslav Klose, der in vier Jahren 53 Tore in 150 Spielen für den Rekordmeister schießen konnte, wechselte 2011 nach Italien zu Lazio Rom. Als Petersen im selben Jahr zu den Münchnern wechselte, betonte er: „Ich will das Erbe von Miroslav Klose antreten, wenn meine Zeit kommt.“
Heute ist sich der 34-Jährige allerdings sicher, dass er mit diesem Satz damals „verbal über das Ziel hinausgeschossen“ habe. Er sagte: „Das muss gekünsteltes Selbstbewusstsein gewesen sein. Wie vergangenen Sommer, als ich gesagt habe, ich treffe gerne zweistellig und will mindestens mehr als fünf Bundesligatore schießen. Unterm Strich: Beides habe ich knapp verpasst.“
Trotzdem bedeute ihm seine Zeit beim FC Bayern heute viel. „Ich kann mich an die vielen Besprechungen im beeindruckenden Kinosaal erinnern, die waren in diesem titellosen Jahr nicht immer erfreulich. Nach der Hinspielniederlage im Champions-League-Achtelfinale in Basel war Weltuntergangsstimmung, und Karl-Heinz Rummenigge hat vier Din-A4-Seiten in diesem Saal über die Werte des FC Bayern vorgelesen. Puh! Für mich war es noch okay, weil ich ja kaum gespielt habe“, sagte Petersen.
Er fuhr fort: „Ich war da ein Goldfisch im Haifischbecken. Insgesamt war es eine krasse Erfahrung, mit den Besten zusammenzuspielen. Ich musste in jedem Training ans Limit gehen, um bei diesem hohen Niveau nicht negativ aufzufallen. Und einmal standen zwei Busse bei der Abfahrt und Jupp Heynckes hat gesagt: Du kannst bei uns als überzähliger 19. Mann mitfahren oder mit der U 23. Ich bin dann bei den Amateuren mitgefahren, weil ich lieber spielen wollte.“
„Deshalb habe ich zuletzt auch Dortmund die Daumen gedrückt“
In der abgelaufenen Bundesligasaison sicherte sich der FC Bayern am letzten Spieltag knapp den elften Meistertitel in Folge. Petersen konnte hingegen nie einen Titel mit den Bayern gewinnen. Mit dem verlorenen Finale dahoam gegen den FC Chelsea schrammte der gebürtige Wernigeröder damals haarscharf an einem Champions-League-Sieg vorbei.
„Ja, bitter, ich gehöre zu den letzten Spielern, die mit Bayern nicht Meister wurden. Deshalb habe ich zuletzt auch Dortmund die Daumen gedrückt, damit sich andere bei Bayern auch mal so fühlen“, schmunzelte Petersen.
Die beiden Titel zum Torschützenkönig der 2. Liga 2010/11 und der Olympischen Spiele 2016 in Rio bleiben zusammen mit der Zweitligameisterschaft mit dem SC Freiburg (2015/16) die einzigen Titel, auf die Petersen heute zurückschauen kann. Im Finale der Olympischen Spiele 2016 verschoss er einen Elfmeter, wodurch am Ende nur die Silbermedaille für die Deutsche Nationalmannschaft übrig blieb.