Seit Monaten steht ein Instrument beim FC Bayern permanent im Mittelpunkt: der Aufsichtsrat.
Wer sitzt im Bayern-Aufsichtsrat?
Das Kontrollgremium des Rekordmeisters hat alle Hände voll zu tun, denn an Vorfällen und außersportlichen Diskussionen mangelt es an der Säbener Straße in dieser Saison nicht.
Der folgenschwere Ski-Unfall von Manuel Neuer, Serge Gnabrys Paris-Trip, die Entlassung von Torwarttrainer Toni Tapalovic, die Trennung von Julian Nagelsmann und zuletzt das Aus von Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic.
Hauptaufgabe des Aufsichtsrates ist dabei, den Vorstand zu beraten und ihn insbesondere zu überwachen und zu kontrollieren. Seit der Rückkehr von Karl-Heinz Rummenigge am Dienstag besteht der Rat aus neun mächtigen Köpfen.
Neben Rummenigge, Uli Hoeneß und Herbert Hainer sitzen die Bosse der FCB-Hauptpartner sowie Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber mit am Tisch, wenn über Wohl und Wehe des FC Bayern diskutiert wird. SPORT1 stellt die FCB-Entscheider vor:
Herbert Hainer – Bayern-Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender
2019 trat Hainer in die großen Fußstapfen von Uli Hoeneß, der nach 40 Jahren seine führenden Tätigkeiten bei seinem Herzensklub zurückgeschraubt hatte.
Hoeneß-Freund Hainer übernahm nicht nur das Präsidentenamt, sondern auch den Chefposten im Aufsichtsrat. Diesen hatte Hainer schon 2014 für ein halbes Jahr übernommen, als Hoeneß wegen seiner Steuervergehen verurteilt wurde.
Geboren und aufgewachsen in Niederbayern, war Hainer 15 Jahre lang CEO von Adidas.
Uli Hoeneß – Bayern-Ehrenpräsident
Der personifizierte FC Bayern. Nach seinem frühen verletzungsbedingten Karriereende übernahm der damals 27-Jährige das Management des Vereins, professionalisierte die Abläufe und machte die Münchener zu einem milliardenschweren Weltklub.
Selbst seine Verurteilung und seine Haftstrafe änderten nichts am Einfluss und der Bedeutung der Bayern-Ikone. Nach seinem Gefängnisaufenthalt kehrte Hoeneß noch einmal als Präsident zurück.
Obwohl er mittlerweile „nur“ noch Ehrenpräsident und einfaches Aufsichtsratsmitglied ist, bleibt Hoeneß eine enorm wichtige Person im Klub. Beim nun eingeleiteten Umbruch in der Chefetage und im Transfer-Sommer wird der 71-Jährige viel Einfluss haben.
Karl-Heinz Rummenigge - Aufsichtsrat
Ähnlich wie Hoeneß, wenn auch nicht ganz so lange, prägte der frühere Weltklasse-Stürmer eine Bayern-Ära. Er zehn Jahre als Vize-Präsident, dann ab 2002 an der Seite von Hoeneß als Vorstandsvorsitzender.
Auch Rummenigge wollte sich ursprünglich aus dem Tagesgeschäft zurückziehen, im Juni 2021 legte er sein Amt in München nieder. Doch im Hintergrund blieb Rummenigge weiterhin aktiv. Der 67-Jährige behielt seinen Posten im Exekutivkomitee der UEFA und ist Ehrenvorsitzender der mächten Klubvereinigung ECA.
„Seine Erfahrung, seine Fachkompetenz und sein internationales Netzwerk werden uns enorm helfen“, sagte Präsident Heiner bei Rummenigges Bayern-Rückkehr. Sein Kontakt-Netzwerk sucht seinesgleichen und könnte direkt bei der Stürmer-Suche im Sommer zum entscheidende Faktor werden.
Dr. Jan Heinemann – General Counsel Adidas
Er ist nicht nur Hainers Stellvertreter im Aufsichtsrat, sondern auch einer seiner Nachfolger in der Führungsriege von Adidas. Im Jahr 2018 übernahm er die Stelle von Frank Dassler, der mit seinem Rücktritt die Familie-Ära des fränkischen Welt-Unternehmens endgültig beendete.
Zuvor war Heinemann, der auf Recht, Patente und Compliance spezialisiert ist, über zehn Jahre bei Bayer tätig und setzte unter anderem 2018 die Übernahme des umstrittenen Saatgut-Herstellers Monsanto um.
Markus Duesmann – Vorstandsvorsitzender Audi AG
Im Automobil-Bereich ist der 53-Jährige sehr viel herumgekommen und hat sich einen großen Namen gemacht. Zunächst beim Rennstall McLaren-Mercedes und später bei BMW Sauber war er für die Entwicklung der Formel-1-Motoren zuständig.
2016 wechselte Duesmann zu Audi und sollte dort den „Dieselskandal“ vergessen machen. Duesmann, seit 2020 Audi-Boss, setzt voll auf Elektromobilität und löste mit seinem geplanten Verbrenner-Aus bis 2026 eine Debatte rund um die VW-Tochter aus.
Ebenfalls für Aufsehen sorge Duesmann Ankündigung, dass Audi ab 2026 in die Formel 1 einsteigen will. 2021 wurde er in den Bayern-Aufsichtsrat gewählt und ist seitdem zweiter Stellvertreter.
Dr. Werner Zedelius - Senior Advisor Allianz SE
Er ist eines der dienstälteren Aufsichtsratsmitglieder und sitzt seit 2015 mit Hoeneß und Co. an einem Tisch.
Über 35 Jahren arbeitete der Jurist in verschiedenen Positionen bei der Allianz, seit 2002 ist er Teil des Allianz-Vorstandes und verantwortete die Expansion in den asiatischen Raum. Zedelius ist weiterhin als Senior Advisor für den Versicherungskonzern tätig.
Thorsten Langheim - Vorstand Deutsche Telekom AG
Als drittes und letztes Mitglied aus der Wirtschaft vertritt Thorsten Langheim die Sorgen und Wünsche der Telekom im Bayern. Allianz, Audi und Telekom besitzen jeweils 8,33 Prozent an der Bayern München AG.
Sportlich blickt Langheim immerhin auf eine Zweitliga-Saison als Spieler des VfB Oldenburg (1990/91) zurück. Zudem ist er Oberleutnant der Reserve der Luftwaffe und im Aufsichtsrat der Deutschen Sporthilfe vertreten.
2019 erhielt Langheim einen Sitz im Telekom-Vorstand und ist vor allem für das Geschäft in den USA und für die langfristige Unternehmensentwicklung zuständig.
Prof. Dr. Dieter Mayer - 1. Vizepräsident FC Bayern München e.V.
Seit einem Jahrzehnt ist der Professor beim FC Bayern in verschiedenen Rollen tätig. Angefangen 2012 als Vorsitzender des Ehrenrats, stieg Mayer 2014 zum 2. Vizepräsidenten und zwei weitere Jahre später zum 1. Vize auf.
Der gebürtige Münchner besitzt seit über 30 Jahren eine Kanzlei, in der er als Notar tätig ist. Außerdem doziert er an der LMU München und ist der Vertreter der Lizenzspielerklubs im Süddeutschen Fußballverband.
Dr. Edmund Stoiber - Bayerischer Ministerpräsident a.D.
Das wohl prominenteste Mitglied des Aufsichtsrats außerhalb der Bayern-Granden ist wohl Edmund Stoiber. Der 81-Jährige ist außerdem das älteste Mitglied des Gremiums und wurde erst im Februar 2023 als Vorsitzender des FCB-Verwaltungsrates bestätigt.
Stoiber trat hauptsächlich als Ministerpräsident von Bayern deutschlandweit in Erscheinung. Dieses Amt übte der gebürtige Oberaudorfer insgesamt 14 Jahre lang aus. Seine größte politische Niederlage stellt die Bundestagswahl 2002 dar, als der CSU-Politiker knapp Gerhard Schröder (SPD) unterlag.
Bei seiner Wiederwahl in Bayern erreichte Stoiber dagegen im Jahr 2003 ein historisch gutes Ergebnis. Seine CSU erhielt 60,7 Prozent der Stimmen und damit zum bislang einzigen Mal in der Geschichte der Bundesrepublik eine Zweidrittelmehrheit auf Landesebene.