Für Uli Hoeneß war die Entlassung von Vorstandschef Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic beim Deutschen Meister FC Bayern München alternativlos.
Hoeneß enthüllt Nagelsmann-Details
Die Summe der Entscheidungen der beiden hätten für eine „Gesamtentwicklung“ gesorgt, „die im Lauf der Zeit mehr und mehr für Irritationen gesorgt hat“, sagte der langjährige FCB-Präsident und -Manager im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung.
Als ein Beispiel mangelhafter Kommunikation nannte Ehrenpräsident Hoeneß die Begleitumstände bei der Entlassung von Trainer Julian Nagelsmann. Kahn und Salihamidzic hätten diese Entscheidung trotz der großen Tragweite ohne Rücksprache getroffen.
So erlebte Hoeneß die Nagelsmann-Entlassung
„Niemand“ habe davon gewusst, „auch Herbert Hainer (FCB-Präsident, d. Red.) wurde als Aufsichtsratsvorsitzender viel zu spät informiert. Und so etwas geht einfach nicht“, sagte Hoeneß: „Am Mittwoch vor der endgültigen Trennung stand Hasan bei mir vor der Tür und hat gesagt: Wir wollen das machen, und eigentlich haben wir das auch schon entschieden.“
Die Art und Weise hat Hoeneß überhaupt nicht gefallen. Obwohl er Salihamidzic gesagt habe „dass wir kritisch über Julian Nagelsmanns Zukunft reden müssen“, warnte er den Sportvorstand auch: „Ich halte den Zeitpunkt zehn Tage vor dem Dortmund-Spiel für falsch.“
Und noch eine wichtige Ansage machte er Salihamidzic in diesem Gespräch: „Wenn ihr das partout machen wollt – er sagte: Ja, das wollen wir –, dann müsst ihr darauf achten, dass alles sauber abläuft.“
Hoeneß schimpft über Skiurlaub von Nagelsmann
Das allerdings klappte nicht so recht und sorgte im Nachhinein noch für reichlich Wirbel. „Dass einiges nicht so gelaufen ist wie gewünscht, lag auch daran, dass die Entscheidung vorher durchgesickert war“, klagte Hoeneß.
Er teilte aber auch gegen den Ex-Trainer bei dieser Gelegenheit noch einmal aus: „Dass Julian Nagelsmann in so einer Krisensituation nach dem 1:2 in Leverkusen überhaupt zum Skifahren geht, fand ich nicht gut. Das hätte nicht passieren dürfen.“
Hoeneß kritisiert falschen Kahn-Ansatz
Im Zentrum der Hoeneß-Kritik stehen aber die mittlerweile gefeuerten Bosse. Bei Salihamidzic sei er „weiterhin der Meinung, dass er durchaus ein guter Sportchef ist“ - bei Kahn dagegen hätten sich „leider alles nicht so entwickelt, wie wir uns das vorgestellt haben. Das habe ich so nicht erwartet.“
Der Ex-Torhüter habe einen falschen Ansatz gewählt und zu wenig Bezug zum Fußball gehabt. „Oliver hatte seine Rolle für sich so definiert, dass er sich aus dem Sport weitgehend rausgehalten hat. Dabei ist der Sport die Hauptaufgabe. Unser Produkt ist Fußball“, sagte Hoeneß.
Außerdem habe Kahn weder engen Kontakt zu ihm noch zum früheren Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge gepflegt. „Ich denke, Oliver ist generell kein Typ, der laufend den Kontakt sucht“, erklärte Hoeneß. „Ich hab kürzlich mal nachgesehen: Oliver hat mich in der ganzen Zeit vielleicht fünf Mal angerufen.“
Einerseits wolle er noch seine Meinung einbringen können, „aber den anderen nicht das Gefühl geben, dass man sich zu sehr einmischt. Das hat vor allem bei Hasan gut geklappt“, führte Hoeneß aus.
Hoeneß äußerte sein Unverständnis darüber, dass auch Rummenigge nicht mehr um Rat gebeten wurde: „Es ist völlig legitim, sich freizuschwimmen. Nur warum zum Beispiel auf den Rat eines Mannes wie Karl-Heinz verzichten, der so viel über den FC Bayern weiß?“
Hoeneß: „Alles andere als ein Vergnügen“
Der frühere FCB-Präsident verdeutlichte seinen Standpunkt: „Man kann jede Firma neu aufstellen und alles anders machen, das ist völlig legitim – aber man muss Erfolg damit haben. Um nichts anderes geht es. Es stört mich, wenn es jetzt wieder heißt, der Hoeneß will immer noch die Regeln bestimmen.“
Der 71-Jährige hätte sich mehr Ruhe gewünscht: „Am liebsten wäre mir, es liefe alles bestens und wir hätten noch alle Vorstände beieinander. Die letzten Tage und Wochen waren alles andere als ein Vergnügen.“
Gemeinsam mit Rummenigge, der am Dienstag in den Aufsichtsrat berufen wurde, führt Hoeneß nun Gespräche mit Spielern und Beratern. Trainer Thomas Tuchel „wird eine wichtige Rolle spielen bei der Entscheidungsfindung, aber er wird jetzt sicher nicht zu den Klubs oder Beratern fahren und Verhandlungen führen.“
-----
Mit Sport-Informations-Dienst (SID)