„Servus! I bin‘s, da Sadio, I bin jetzt in Minga dahoam.“
Weltstar, der zum Bayern-Flop wurde
Genau ein Jahr liegen diese Worte zurück, die der damals neue Bayern-Star Sadio Mané bei der Vorstellung in seinem bestmöglichen Bayrisch aussprach.
In München herrschte Aufruhr. In und um den Klub frohlockte man in der festen Überzeugung, sich einen waschechten Weltstar geangelt zu haben.
Schließlich stand der Rekordtorschütze Senegals in der vorherigen Saison noch mit dem FC Liverpool im Champions-League-Finale (0:1 gegen Real Madrid), gewann selbiges 2019 und feierte im Team von Jürgen Klopp zahlreiche weitere Erfolge – durchwegs in tragender Rolle.
„Nicht nur ein toller Fußballer, sondern auch ein Mentalitätsmonster“
Dementsprechend groß war die Begeisterung beim inzwischen freigestellten Sport-Vorstand Hasan Salihamidzic über seinen Transfer-Coup: „Sadio ist ein Weltstar, wir sind glücklich und stolz, dass er uns verstärken wird. Er ist nicht nur ein toller Fußballer, sondern auch ein Mentalitätsmonster“, freute er sich auf der Vorstellungs-Pressekonferenz.
„Uns ist es gelungen, einen absoluten Weltklasse-Spieler für drei Jahre nach München zu holen“, freute sich auch Ex-CEO Oliver Kahn auf der Antritts-PK, bei der Mané auch dem ehemaligen Trainer Julian Nagelsmann eine entscheidende Rolle in seinem Wechsel zusprach.
Mit Megafon: Mané feiert auf dem Zaun mit Bayern-Fans
Heute ist Nagelsmann, ebenso wie Kahn und Salihamidzic, Geschichte beim FC Bayern. Und auch der letztjährige Transfer-Coup Mané wird immer wieder gerüchteweise mit einem Abgang nach nur einer Saison in Verbindung gebracht. Nach SPORT1-Informationen gehört er zu den Verkaufskandidaten. Dabei ging es für Afrikas Fußballer des Jahres eigentlich alles andere als schlecht los.
Den zum FC Barcelona abgewanderten Robert Lewandowski vermisste zu Beginn der Saison kaum jemand, vielmehr fing man an, sich in den bodenständigen Superstar Mané zu verlieben.
Zum Saisonauftakt bei Eintracht Frankfurt (6:1-Sieg) traf dieser schon in seinem ersten Bundesliga-Spiel. Danach stieg Mané sogar noch auf den Zaun des Gästeblocks, jubelte mit den Bayern-Fans und stimmte mit Megafon in der Hand erste Fangesänge an.
Mané verpasst WM mit Senegal - und fehlt auch Bayern lange
Im Laufe der ersten Saisonhälfte lief es zwar nicht überragend bei Mané, aber eben auch nicht schlecht. Nach 13 Bundesliga-Einsätzen (12 in der Startelf) standen immerhin sechs Tore und drei Assists zu Buche.
Den großen Rückschlag setzte es dann im November, als sich der Angreifer gegen Werder Bremen eine Sehnenverletzung am Wadenbeinköpfchen zuzog. In dessen Folge fiel Mané für die WM aus, in der sein Heimatland ohne ihren Star im Achtelfinale gegen England (0:3) ausschied.
Der große Plan des Comebacks war, rechtzeitig für den Champions-League-Kracher gegen PSG wieder fit zu werden, was dem in der Reha hart arbeitenden Mané gelang – für die letzten acht Minuten des zu diesem Zeitpunkt entschiedenen Rückspiels.
Von Fan-Liebling zum Problemfall: Mané schlägt Sané
Viel Spielzeit erhielt er in den darauffolgenden Wochen nicht, auf dem Platz sorgte Mané deswegen nicht für Schlagzeilen – in der Kabine hingegen schon.
Nach der 0:3-Pleite im CL-Viertelfinale gegen Manchester City schlug er Mitspieler Leroy Sané ins Gesicht. Eine kleinere Meinungsverschiedenheit ließ Mané völlig aus seiner Haut zu fahren, viele forderten als Bestrafung einen sofortigen Rausschmiss. Dazu kam es bekanntermaßen nicht.
Mit einer Suspendierung für lediglich ein Spiel und einer Geldstrafe kam er in der Folge glimpflich davon, ein Aufwärtstrend auf dem Platz ließ er aber nicht erkennen. Der als Weltstar gekommene Mané war bei den Bayern nur noch Rotationsspieler, in den letzten drei Spielen im Meisterschaftskampf stand er ganze neun Minuten auf dem Platz.
Transfer-Flop statt Transfer-Coup: Mané enttäuscht weiter
Wer nach der soliden, aber keinesfalls beeindruckenden Hinrunde auf eine bessere Rückrunde hoffte, wurde enttäuscht. In elf Rückrunden-Einsätzen schraubte er seine Statistiken um magere zwei Assists und ein Tor nach oben.
Zu wenig für Mané, der deswegen ein Abgangskandidat bei dem Bayern sein soll. Er selbst plant jedoch nicht, schon wieder Servus zu sagen. Dringend benötigtes Selbstbewusstsein sammelte der Senegalese kürzlich bei der Nationalmannschaft. Beim 4:2-gegen die starken Brasilianer netzte der Angreifer zweimal, traf sogar per Traumtor in den Winkel.
„Er hat eine klare Botschaft an Bayern München gesendet und ganz Europa gezeigt, dass er nicht bereit ist, in Rente zu gehen“, betonte der ehemalige Senegal-Star El Hadji Diouf.
Wer weiß? Vielleicht straft Mané nächste Saison alle Kritiker Lügen - und wird zum „Weltstar“, den Salihamidzic und Co. vor einem Jahr versprachen. Bei der Nationalmannschaft hat er zumindest endlich wieder das gezeigt, was ihm in München zuletzt überhaupt nicht mehr gelang.