Oliver Glasner kassiert Kritik aus den eigenen Reihen - und sorgt auch im Doppelpass für Verwunderung.
Glasner verwundert selbst die Konkurrenz
Der Trainer von Eintracht Frankfurt wurde am Tag nach der Pleite gegen die TSG Hoffenheim (1:3) wegen seinem wütenden PK-Auftritt von Vorstandsmitglied Axel Hellmann zurechtgewiesen.
„Es ist spürbar, dass er natürlich enttäuscht ist über die sportlichen Ergebnisse. Ein stückweit kann ich ihn verstehen“, sagte Hellmann über Glasner bei Bild: „Was ich aber auf keinen Fall verstehen kann, ist, dass man quasi diese Enttäuschung an einem Journalisten auslässt, der dort seine Arbeit macht und seine Frage auf eine sehr ruhige Art und Weise stellt, ohne einen zynischen Unterton.“
Die Ansage des Vorstandsprechers war eindeutig: „Wenn Oliver Glasner darüber noch mal nachdenkt, weiß er, dass das weder gut noch richtig war, so zu reagieren.“
„Und dann werden alle dünnhäutig“
Das Bild, das die Eintracht derzeit abgibt, stößt auch bei der Konkurrenz auf Verwunderung. „Es ist schon ungewöhnlich, jetzt diese Worte zu hören“, sagte Oliver Ruhnert, Geschäftsführer von Union Berlin, im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1. Man stehe zwar im Pokalfinale: „Trotzdem ist die Liga der tägliche Job und da funktioniert es gerade nicht. Und dann werden alle dünnhäutig.“
SPORT1-Experte Stefan Effenberg pflichtete dem bei. Glasner sei „absolut angespannt. Aber ich bin der Meinung, das muss auch ab und zu mal raus. Das Wichtigste ist, dass er sich entschuldigt hat.“ Der Ex-Profi vermutet ein Problem zwischen Trainer und Sportvorstand Markus Krösche.
„Die Beziehung zwischen Glasner und Krösche müssen wir da näher beleuchten. Ich kenne keinen Trainer, der sich hinstellt und sagt, dann geh ich halt. Das sieht nicht nach Kämpfertyp aus und das sieht nicht danach aus, dass er einhundert Prozent zum Verein steht“, meinte Effenberg: „Ich glaube, da passt es irgendwie nicht.“
Wirkt sich der Glasner-Wirbel auf das Team aus?
Um einen vorzeitigen Abschied Glasners gibt es seit Wochen Gerüchte. Ob der Österreicher - der sein Team jüngst ins Pokalfinale führte - tatsächlich über die Saison hinaus in Frankfurt bleibt, ist trotz laufenden Vertrags offen. Krösche soll bereits den Markt sondieren.
Ein eindeutiges Bekenntnis Glasners war zudem ausgeblieben. Womöglich steht sein Abgang sogar schon fest, mutmaßte Journalist Alfred Draxler im Doppelpass. Effenberg dazu: „Dann soll er lieber sagen, dass er geht. Dann hat man noch das Pokalfinale und für dieses Spiel gehen die Jungs vielleicht nochmal für ihn durchs Feuer.“
Geht es nach dem ehemaligen Profi Felix Kroos (unter anderem Union Berlin), ist die Trainerproblematik durchaus ein Thema, das auch die Spieler beschäftigt.
„Als Spieler weißt du, dass in der Öffentlichkeit oft was anderes erzählt wird als in der Kabine. Das können die Spieler schon begreifen. Wenn aber die Kommunikation zwischen den Personen völlig anders ist, dann ist das ein Thema in der Kabine. Das wirkt sich dann auch auf den Platz aus“, meinte der Bruder von Ex-Weltmeister Toni Kroos.
Glasner entschuldigt sich für Wut-PK
Glasner hatte sich am Samstag auf der Pressekonferenz nach dem Spiel in Sinsheim mit einem Journalisten angelegt. „Hört mir auf mit diesem Müll. Ich weiß, was die Jungs hier leisten“, hatte der aufgeregte Coach dem langjährigen Eintracht-Berichterstatter an den Kopf geworfen, der eine Frage zu vergebenen Chancen gestellt hatte.
Glasner, der während der Partie die Rote Karte gesehen hatte, weiter: „Ich weiß, was die Jungs leisten und dann akzeptiert auch mal, dass die Hoffenheimer Mannschaft gewinnen kann. Hört mir auf damit, dass die Spieler es nicht kapieren, dass sie keinen Einsatz zeigen oder keinen Charakter haben.“
Für seinen Auftritt habe sich Glasner später entschuldigt, erläuterte Hellmann am Sonntagvormittag: „Das ist auch in Ordnung. Aber wir müssen bei der großen Linie bleiben und es ist ein Zeichen für mich, dass wir uns mehr mit uns selbst beschäftigen, als mit der Aufgabe, die wir haben.“
„Das gehört nicht in die Öffentlichkeit“
Hellmanns Fazit: Der Trainer wisse sicher selbst am besten, dass die Aktion „nicht glücklich war und auch nicht geschickt“ war. Glasner hatte in seinem Zorn auch behauptet, dass Eintracht-Routinier Makoto Hasebe wegen der hohen Belastung in der laufenden Saison „teilweise Blut im Urin“ habe: „Das gehört nicht in die Öffentlichkeit, so eine Aussage. So ein Thema gehört nicht in die Öffentlichkeit“, meinte Hellmann dazu.
Insgesamt könne er der Glasner-Rede „nicht viel Positives“ abgewinnen.
Auswirkungen auf die Zukunft Glasners werde die PK aber keine haben: „Das ist nicht der Maßstab, ob ein Trainer bleibt oder nicht. Das ist eine Undiszipliniertheit, von der wir uns in den letzten Wochen auf dem Platz und an anderer Stelle einige geleistet haben. Das passt in der Summe in ein Gesamtbild, da müssen wir schleunigst wieder in die Spur kommen.“
In der Rückrunde konnten die Hessen nicht mehr an die teils berauschenden Leistungen der vergangenen Saison anknüpfen. Zudem sorgten anhaltende Transfergerüchte um Glasner immer wieder für Unruhe.