Er ist in 13 Jahren Bundesliga nie Meister geworden, weil er Bayer Leverkusen nie verlassen und dort viele zweite Plätze gesammelt hat.
Kirstens Sternstunde gegen Bayern
Er wurde nie Welt- oder Europameister, obwohl er nach 49 Länderspielen für die DDR in den Neunzigern auch für die BRD 51 Mal spielte - bloß eben bei den falschen Turnieren.
Sein Tor sorgte immerhin für den bis heute letzten Titel von Bayer im DFB-Pokalfinale 1993, mit dem man aber nicht sonderlich angeben kann: Der Gegner war die zweite Garnitur von Hertha BSC.
Kirsten mit Hattrick gegen Bayern
Und so wählte Ulf Kirsten ein Bundesliga-Spiel in der Saison, in der er zum dritten und letzten Mal Torschützenkönig wurde, zum Greatest Moment: am 30. November 1997 im Heimspiel gegen die Bayern (4:2) gelang dem „Schwatten“ ein echter Hattrick.
„Für die meisten Fans war das das geilste Erlebnis. Darauf werde ich öfter angesprochen als auf den Pokalsieg“, erzählt Kirsten im SPORT1-Interview.
Kirsten und die Bayern, das war ein spezielles Verhältnis und sozusagen Liebe auf den ersten Kick – von seiner Seite aus.
Schon bei seinem Bundesligadebüt am 11. August 1990 traf er zur Führung in München (Endstand 1:1), insgesamt kommt er auf stolze elf Tore in 20 Einsätzen, nur zwei weniger als Rekordhalter Manfred Burgsmüller.
Aber sein Hattrick war so einmalig wie der ganze Spielverlauf auch in der Geschichte des FC Bayern ein Novum war und geblieben ist.
Bayern in Überzahl 2:0 vorne - müsste reichen, oder?
Für die von Giovanni Trapattoni gecoachten Münchner ging es an jenem Sonntag darum, Herbstmeister Kaiserslautern nicht allzu weit enteilen zu lassen, der Rückstand betrug bereits vier Punkte. Leverkusen wollte zum Abschluss der Vorrunde an Schalke vorbei auf den vierten Platz ziehen.
Aber zunächst lief alles für den Meister, der durch Giovane Elber (6.) und Carsten Jancker (24.) 2:0 vorne lag und nach dem Platzverweis von Leverkusens Verteidiger Christian Wörns (33., Notbremse an Jancker) wie der sichere Sieger aussah.
Die Trapattoni-Bayern standen für Disziplin und wenig Gegentore, in Überzahl müsste ein 2:0 wohl zum Sieg reichen, oder?
Kirsten treibt Kahn zur Verzweiflung
Doch mit dem Pausenpfiff verkürzte Jan Heintze und dann hob sich der Vorhang für die große Ulf-Kirsten-Show: Nach 65 Minuten verlängerte er eine Flanke von Stefan Beinlich mit dem Hinterkopf, von der Lattenunterkante prallte der Ball hinter die Linie.
Statt eine Trotzreaktion zu zeigen, waren die Bayern weiter passiv und wurden bestraft – durch zwei Kirsten-Treffer in einer Minute, der letzten!
Das 3:2 war ein Kopfball nach Vorlage von Hans-Peter Lehnhoff, nach dem Kirsten von Schiedsrichter Bernd Heynemann vehement den Abpfiff forderte.
Im Nachhinein gut, dass der Magdeburger nicht auf den Dresdner hörte, so konnte Kirsten noch seinen zweiten Bundesliga-Hattrick vollbringen, diesmal mit einem gefühlvollen Schlenzer gegen einen zunehmend wütenderen Oliver Kahn.
Dann war Schluss! Es war unglaublich: Zehn Leverkusener hatten gegen elf Bayern ab der 33. Minute 4:0 gewonnen, unter dem Strich stand ein immer noch erstaunliches 4:2.
Der kicker schrieb damals von einem „sensationellen Bayer-Sieg“ und gab Matchwinner Kirsten eine 1. Er kam an seinem großen Tag auf 26 Ballkontakte und auf eine Trefferquote von 50 %: drei von sechs Torschüssen oder Kopfbällen waren drin – und das gegen Oliver Kahn.
My Greatest Moments:
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- Andreas Brehme und sein Elfmeter von Rom
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