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Guido Buchwald: "Ich weiß auch nicht, warum ich da so frei war" - My Greatests Moments

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Guido Buchwald: "Ich weiß auch nicht, warum ich da so frei war" - My Greatests Moments

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Als Buchwald viel zu frei war

Eigentlich wollte Guido Buchwald den VfB Stuttgart Anfang der 1990er verlassen. Doch er durfte nicht. Zum Glück für ihn und seinen Klub.
Jürgen Klinsmann bezeichnet sein Tor per Fallrückzieher im Spiel des VfB Stuttgart gegen den FC Bayern als Türöffner für seine großartige Karriere.
Eigentlich wollte Guido Buchwald den VfB Stuttgart Anfang der 1990er verlassen. Doch er durfte nicht. Zum Glück für ihn und seinen Klub.

Vor dem größten Karrieremoment des Guido Buchwald stand eine kleine Verstimmung, die ihn aber erst möglich gemacht hat.

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Wie fast alle Weltmeister hatte sich Buchwald 1990 in den Blickpunkt der großen Klubs jenseits der Alpen gespielt. Während die halbe Nationalmannschaft gen Italien zog – einige waren ohnehin schon da – verweigerte der VfB Stuttgart ihm die Freigabe.

Gerne wäre er nach Parma gegangen, aber die Absage hatte ein Gutes: „Dann wäre ich 1992 nicht deutscher Meister mit dem VfB geworden.“

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Buchwald köpft Stuttgart zum Titel

Zum zweiten Mal schon nach 1984 – und dieser Titel, den er in einem emotionalen Moment sogar über den WM-Triumph stellte, war vor allem sein Werk. Buchwald war Kapitän jener Mannschaft unter Trainer Christoph Daum und ging voran, als es am nötigsten war: Am letzten Spieltag köpfte er in Leverkusen das entscheidende Tor für seine in Unterzahl spielende Mannschaft.

Spätestens seit jenem 16. Mai 1992 war er eine Legende, noch immer sprechen den VfB-Ehrenspielführer Fans darauf an. Wie war das damals am letzten Spieltag der Saison 1991/92, die ausnahmsweise mit 20 Mannschaften ausgetragen wurde?

Vor dem letzten Spieltag lagen Eintracht Frankfurt, der VfB Stuttgart und Borussia Dortmund, punktgleich vorne. Das gab es nur dieses eine Mal in 60 Jahren Bundesliga. Alle Kandidaten mussten auswärts ran: die Eintracht bei Hansa Rostock, Dortmund in Duisburg – beide Gegner kämpften noch gegen den Abstieg – und der VfB bei UEFA-Cup-Aspirant Bayer Leverkusen, wo in der Gästekabine ein Plakat hing mit der Aufschrift: „15.30 Uhr – Krieg in Leverkusen.“

Frankfurt verliert die Nerven

Verfasser: Motivationskünstler Daum, der schon am Vortag einen Spion zum Eintracht-Training geschickt hatte, der erkannt und verjagt wurde. Aber das Ziel war erreicht: Verunsicherung. VfB-Manager Dieter Hoeneß kitzelte zudem die Spieler mit 10.000 DM Siegprämie pro Kopf, ob man Meister werde oder nicht.

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Ab 15.39 Uhr führte Dortmund in Duisburg, um 15.50 lag der VfB in Leverkusen zurück, zwei Minuten vor der Pause glich Fritz Walter per Elfmeter aus und in Rostock stand es zur Halbzeit 0:0.

Borussia Dortmund stand 45 Minuten vor der Meisterschaft, der VfB, „als krasser Außenseiter“ (Buchwald) in die Saison gestartet, war weiterhin Dritter. Tabellenführer Eintracht verlor dann die Nerven, geriet nach 63 Minuten in Rückstand, glich drei Minuten später aus und lief Amok, als Schiedsrichter Alfons Berg ihr einen berechtigten Elfmeter versagte.

Es war ein Drama auf drei Bühnen, auf den Ersatzbänken liefen die Transistorradios heiß. Elf Minuten vor Schluss flog VfB-Lenker Matthias Sammer wegen höhnischen Applauses vom Platz. Er verzog sich unter die Dusche und vergoss Tränen, fühlte sich schuldig für die nun wohl verpatzte Meisterschaft. Doch der VfB gab nicht auf, angetrieben von Kapitän Buchwald, eigentlich ein defensiver Mittelfeldspieler, „von dem man kein Tor erwartet“, wie er selbst rückblickend sagt. In 334 Einsätzen in der Bundesliga kam er auf 28, in jener Saison waren es bis dahin vier.

Buchwald staunt noch heute

Aber sein Territorium war in diesen Minuten der gegnerische Strafraum und als es um 17.11 Uhr eine Ecke für den VfB gab, war er zur Stelle. Den abgewehrten Ball schlug Ludwig Kögl wieder vors Tor und da lauerte Guido und köpfte lehrbuchmäßig ein, auch weil er unbedrängt war. „Ich weiß selbst nicht, warum ich so frei war“, staunt Buchwald noch heute im SPORT1-Interview über seinen Greatest Moment.

Es war das Tor zur Meisterschaft, denn auf den anderen Plätzen fiel nur noch eines gegen Frankfurt und es befreite ihn von einem mulmigen Gefühl. Es war nicht seine beste Saison gewesen, ein Fehlpass beim 0:1 gegen die Bayern und ein Stellungsfehler beim 1:1 gegen Wattenscheid musste er auf seine Kappe nehmen.

Niemand sagte es laut, aber Buchwalds Fehler drohten den VfB die Meisterschaft zu kosten. Das verhinderte der Weltmeister und 76-malige Nationalspieler dann höchst selbst. Der Rest war Jubel.

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Trikot bis heute verschollen

Hinterher nahm er mit freiem Oberkörper die Schale in Empfang, denn die begeisterten Fans hatten ihm das Trikot vom Leib gerissen und „ich wüsste gern, wo das eigentlich ist.“ Was er immer noch gut weiß: wie er in Leverkusen zum Helden des Tages wurde und zur Klublegende, „das bleibt“. Weshalb er die Szene seines Tores zur Meisterschaft mit großer Freude nachzeichnete. „Ich bin überglücklich. Dieser Titel ist fast gleichzusetzen mit dem WM-Titel von 1990″, sagte Buchwald damals.

Freilich durfte er nicht so ausgelassen feiern wie die meisten Kollegen. Auf ihn wartete noch die EM in Schweden, vor der er noch mit Spaßbremse Sammer in den Urlaub. Der konnte ihm gar nicht genug danken dafür, dass er ihn aus der Buhmann-Rolle befreit hatte.

My Greatest Moments: