Fiete Arp hat in seiner jungen Karriere schon viel erlebt.
„Dann bist du der geldgeile Vollidiot“
Der 23-Jährige, der seit dem Sommer 2021 für Zweitligist Holstein Kiel auf Torejagd geht, wurde als Teenager regelrecht gehypt, nachdem er in seiner ersten Bundesligasaison beim HSV zunächst voll einschlug.
Der FC Bayern schnappte sich das Talent und lotste ihn 2019 von der Alster an die Isar. In der Glamourwelt des Rekordmeisters erlebte Arp allerdings schon früh die Schattenseite des Business, wie er im funk-Format Einfach Fußball auf YouTube freimütig erzählte.
„Ich hatte noch nie das Gefühl, dass ich keinen Bock habe, wenn ich auf dem Platz stehe“, erzählt Arp. „Aber wenn du dich wirklich mal mit deiner Situation auseinandersetzt – dann ging es in den fünfeinhalb Jahren viel zu lange um andere Dinge als um Fußball.“
„Ich habe mir auch mal gedacht: Ist es die die ganze Kacke wert?“
Mit der Zeit habe sich bei ihm ein ungutes Gefühl eingeschlichen. „Ich habe mir auch mal gedacht: ‚Ist es die die ganze Kacke wert?‘ Es hat sehr wenig mit den Spielern und den Leuten zu tun, mit denen ich gearbeitet habe. Das hat einfach Bock gemacht. Nur konnte ich es nicht genießen, wegen der Dinge, die drumherum waren. Dann kam noch irgendwann die Scheiß-Leistung von mir dazu, weil ich mir dann doch dachte: ‚F***, war es vielleicht doch zu früh?‘ Dann kommst du ins Grübeln und spielst überhaupt nicht mehr das, was du spielen kannst.“
Arp erklärt, wie er bei seinem Wechsel vom HSV zu den Bayern von einigen Hamburgern angefeindet wurde. „Dann bist du der geldgeile Vollidiot, der vom HSV zu Bayern gegangen ist. Ich bin ein riesiger HSV-Fan, dann beleidigen dich da die Leute durchgehend.“
Rückblickend sei die Zeit in München auch deswegen nicht erfolgreich gewesen, weil er sich mit anderen Dingen als Fußball beschäftigen musste. „Hätte ich die Ruhe und das Gefühl gehabt, das ich hier in Kiel habe, hätte ich wahrscheinlich ganz anders performen können. Ich habe mich aber an ganz anderen Dingen aufgehangen und konnte die Zeit gar nicht genießen, dass ich da (bei den Bayern) mittrainieren durfte.“
„Die machen alle ihre dummen Witze“
Arp weiter: „Bei mir ging es leider viel zu lange nicht um Fußball. Gefühlt war das Medieninteresse immer noch sehr hoch, obwohl ich nicht gespielt habe. Natürlich wird dann über tausend andere Dinge berichtet, wenn du keine Spielzeit hast. Jeder hatte ein Bild von mir. Am Ende ging es nicht mehr um mich als Spieler, sondern um mich als Person. Es ging kaum noch um den Fußballspieler. Um den Menschen ging es in der ganzen Geschichte sowieso noch nie. Auch nicht, als es gut lief.“
Die Bayern-Spieler seien dabei aber keineswegs der Grund für seine Flaute gewesen. „Es ist eine Fußballkabine. Die machen alle ihre dummen Witze. Jeder hat seine eignen Macken, jeder ist auf seine eigene Art verrückt. Klar, das erste Mal reinzugehen, schüchtert dich extrem ein, einfach weil du die Namen an der Wand siehst. Aber dann siehst du, dass es genau das gleiche ist, wie miteinander umgegangen wird. Die sind nur ein bisschen erfolgreicher und besser in dem , was sie machen.“
Auf die Frage, wer ihm bei Bayern geholfen habe, als er vom HSV an die Säbener Straße wechselte, muss Arp nicht lange überlegen. „Bei mir waren das damals David Alaba und Jo Kimmich. Niki Süle habe ich dann am besten kennengelernt über den Zeitraum. Auch Thiago! Das waren damals Leute, die sich wirklich bemüht haben, diese Mannschaft zusammenzuhalten und die Neuen aufzunehmen.“
Den frühen Erfolg als HSV-Bubi konnte Fiete Arp bislang nicht bestätigen. Bei Holstein Kiel hat er sich aber wieder etwas mehr ins Rampenlicht gespielt.