Home>Fußball>Bundesliga>

FC Bayern: Wie es zum Tonnentritt von Jürgen Klinsmann kam - und welche Verletzung er sich dabei zuzog

Bundesliga>

FC Bayern: Wie es zum Tonnentritt von Jürgen Klinsmann kam - und welche Verletzung er sich dabei zuzog

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Als Klinsmann in die Tonne trat

Jürgen Klinsmann wurde beim FC Bayern München nicht nur wegen seiner Tore bekannt, sondern auch wegen des legendären Tonnentritts von 1997. Für Klinsmann war es der Anfang vom Ende, heute jährt sich der Skandal zum 27. Mal.
10. Mai 1997: Jürgen Klinsmann brennen nach einer Auswechslung beim FC Bayern die Sicherungen durch. Es folgt der legendäre Tritt in eine Werbetonne.
Jürgen Klinsmann wurde beim FC Bayern München nicht nur wegen seiner Tore bekannt, sondern auch wegen des legendären Tonnentritts von 1997. Für Klinsmann war es der Anfang vom Ende, heute jährt sich der Skandal zum 27. Mal.

Am 31. Spieltag 1996/97 wurde das Kuriositäten-Kabinett der Bundesliga um eine Episode bereichert, die so legendär wurde wie das Helmer-Tor, der Kutzop-Elfmeter oder die Möller-Schwalbe.

{ "placeholderType": "MREC" }

Dabei rechnete eigentlich niemand mit einem spektakulären Spiel, wie immer, wenn der Erste zu Hause gegen den Letzten spielt. Eigentlich stellt sich nur die Frage nach der Höhe des Sieges.

63.000 Zuschauer waren an jenem Mai-Samstag in der Erwartung eines Schützenfestes gekommen, obwohl diese in der Ära Trapattoni eher selten waren. Unter ihm zog die italienische Catenaccio-Mentalität ein und wenn Bayern 1:0 führte, wechselte „Trap“ oft gleich Verteidiger gegen Stürmer ein. Hauptsache gewinnen.

Im Titelrennen mit Verfolger Bayer Leverkusen durften sich die Bayern keinen Ausrutscher leisten, schon gar nicht gegen Freiburg. Aber es sollte einen geben – und einen Ausraster dazu, der Geschichte schrieb.

{ "placeholderType": "MREC" }

Klinsmann kriselt bei den Bayern

Die Rede ist vom Tonnentritt des Jürgen Klinsmann, dem spektakulärsten Wutausbruch eines ausgewechselten Spielers seit 1966, als Wechsel erlaubt wurden.

Das lag auch daran, dass Klinsmann nicht irgendein Spieler war. 1997 trug der Welt-und Europameister die Spielführerbinde der Nationalmannschaft, entsprechend war sein Selbstverständnis.

Aber der Stern des 32-Jährigen sank allmählich. Zwar standen 13 Saisontore zu Buche, doch seine Form schwankte.

Zwei Wochen zuvor machte die Sport Bild eine Leser-Umfrage und stellte despektierliche Fragen wie: „Wie bewerten Sie Klinsmanns Fähigkeit, den Ball zuzupassen?“ Die meisten Leser votierten für „mittel“ (52%), vor „gut“ (38%) und „schwach“ (10%). Eine knappe Mehrheit fand, er sei über seinen Zenit (53%).

{ "placeholderType": "MREC" }

Der Tonnentritt von Klinsmann hatte eine Vorgeschichte

Mit Giovanni Trapattoni, bereits in Mailand sein Trainer, rieb er sich schon länger. Als der Italiener ihn in der Vorwoche im Münchner Derby bereits zum elften Mal auswechselte, zischte Klinsmann: „Was wäre passiert, wenn sie das früher mit einem Rummenigge oder Hoeneß gemacht hätten? Wahrscheinlich bin ich zu brav.“ Da kündigte sich der Wutausbruch schon an.

Gegen Freiburg stand es zur Pause immer noch 0:0, Trapattoni wechselte Brecher-Typ Carsten Jancker ein und befahl Klinsmann, nun auf den linken Flügel auszuweichen. Denn mit Ruggiero Rizzitelli stand ein dritter Stürmer auf dem Platz, es wurde eng vor dem Gästetor, das Jörg Schmadtke glänzend hütete.

Die Degradierung zur Randfigur passte Klinsmann nicht und „da haben wir uns angebrüllt.“ Das ließ sich der Mister nicht bieten.

In der 80. Minute, noch immer stand es 0:0, beorderte er Debütant Carsten Lakies aus der Amateurelf an den Spielfeldrand und gab das Signal zum Auswechseln. Der Assistent hielt die Tafel mit der Nummer 18 hoch und Mario Basler eilte an die Außenlinie. Ein Versehen, er trug die 13.

Die 18 aber hatte Klinsmann, für den nun das Maß voll war. Schimpfend ging er vom Feld und statt den Trainer abzuschlagen, machte er mit den Händen das „finito“-Zeichen. Zum Saisonende würde er ohnehin gehen, nun schien er seinen Abschied vier Wochen vorzuverlegen.

{ "placeholderType": "MREC" }

Klinsmann lässt seiner Enttäuschung freien Lauf

Doch noch steckte Frust in ihm und der musste raus. Zum Glück entlud er ihn an einem leblosen Gegenstand. Eine mannshohe Werbetonne des Batterie-Herstellers Sanyo stand neben der Ersatzbank und hier landete Klinsmann nun doch noch einen Treffer.

Mit Wucht trat er mit seinem rechten Fuß ein Loch in die Mitte der Tonne, das N in Sanyo war entstellt. Seinen Frust merkte man ihm mehr als deutlich an, seinen Schmerz nicht.

Erst Jahre später gestand Klinsmann: „Ich habe mir bei dem Tritt gewaltig den Knöchel aufgeschürft an der Tonne. Doch davon ließ ich mir, vor Scham über den Ausbruch, nichts anmerken.“ Kein Wunder, im Inneren befanden sich Metallverstrebungen und lange Nägel.

Während der Wirbel in der Presse noch tagelang anhielt, hatte sich Klinsmann schon wieder beruhigt.

Er entschuldigte sich noch im Stadion bei Trapattoni, der akzeptierte: „Schon vergessen.“ Auch vor der Presse sprach Klinsmann, der sich seiner Vorbildfunktion als DFB-Kapitän schlagartig wieder bewusst wurde, von „einem Riesenfehler“ und „einer Überreaktion, es tut mir leid.“

Nicht mal eine Strafe musste er bezahlen, mit der Entschuldigung sei die Sache erledigt, sagte Manager Uli Hoeneß. Aber das war sie nicht.

Am Abend saßen die Bayern in einem Restaurant zusammen, die abwandernden Spieler Klinsmann, Ziege, Kreuzer und Witeczek gaben bereits ihren Ausstand und natürlich blühte der Flachs über den Tonnentritt.

Notleidende Kinder profitierten von Klinsmann-Ausraster

Es wurde noch ein bisschen lauter gelacht, als Klinsmann ein paar Wochen später einen Präsentkorb voller Batterien von Sanyo bekam als Dank für die Gratiswerbung.

Der Marketing-Leiter hoffte sogar, Klinsmann könne die Tonne signieren. „Auf jeden Fall werden wir sie als Ausstellungsstück aufbewahren.“

Sie landete dann doch bei eBay und dadurch im Besitz eines Stuttgarter Feinkosthändlers, der sie im September 2006 für 3000 Euro ersteigerte.

Das Geld floss in Klinsmanns Stiftung für notleidende Kinder. Auch Sanyo spendete einen Betrag, weil Klinsmann zu seinem Abschiedsspiel selbstironisch wieder in eine Tonne des gleichen Modells trat.

So nahm einer der berühmtesten Ausraster des deutschen Fußballs noch ein gutes Ende. Das galt übrigens auch für die Bayern-Saison 1996/97.

Den Titel mussten sie nicht in die Tonne treten, schon zwei Wochen später waren sie Deutscher Meister.