Hallo Fußballfreunde,
„Erwarte ich von Kimmich eben auch“
der FC Bayern und sein bitteres 1:3 gegen RB Leipzig im Fernduell mit Borussia Dortmund um die Meisterschaft in der Bundesliga bewegt mich noch immer.
Das war eine Riesenenttäuschung - und ein FC Bayern, wie du ihn noch nie gesehen hast in den letzten 10 Jahren.
Die Frage ist: Warum performen die Bayern 30 Minuten gut und brechen dann so weg? Und dann machen sie vor dem 1:1 solch einen Fehler.
Klar, RB hat sehr gute Einzelspieler, die Fehler eiskalt bestrafen.
Bayern? „Nicht in der Lage sind, über 90 Minuten zu marschieren“
Aber: Ich glaube, dass die Bayern nicht in der Lage sind, über 90 oder 95 Minuten zu marschieren - das muss mit der Fitness in Zusammenhang stehen.
Zudem sind sie nicht mit dem Herz auf dem Platz gewesen, nicht mit diesem Mia san Mia. Auch bei den Führungsspielern gehen die Köpfe runter.
Kurzum: Die Bayern sind führungslos auf dem Platz und auch nicht mit der Fitness und dieser Qualität unterwegs, um deutscher Meister zu werden.“
An der Stelle sei auch angemerkt: Haben Ex-Trainer Julian Nagelsmann und sein Nachfolger Thomas Tuchel denn jemals eine feste Elf gehabt?
Effenberg: „Auf einmal spielt Mazraoui auf rechts“
Die einzige Kontante ist doch Joshua Kimmich. Bei den anderen gibt es immer irgendeinen Tausch – ob nun mit Sadio Mané, Leroy Sané, Serge Gnabry, auch Leon Goretzka und Jamal Musiala.
Und auf einmal spielt Noussair Mazraoui auf rechts, Benjamin Pavard will ins Zentrum – da sind so unheimlich viele Baustellen.
Was das Gegentor zum 1:1 betrifft, als die Bayern schlecht aussahen nach einer eigenen Ecke: Dieses Zweikampfverhalten muss Musiala echt noch lernen. Er ist nicht der Robusteste, lebt ja eher von seiner Geschmeidigkeit und seiner Technik.
Dabei hat Musiala beim Gegentor zweimal die Chance, an den Ball zu kommen - und dazu war es auch insgesamt eine große Fehlerkette bei den Bayern.
Dortmund und die ewige Frage zur Mentalität
Nach der Pleite gegen RB hat mich allein Thomas Müller beeindruckt mit seiner Kampfansage an den BVB (dass der Titelkampf noch nicht entschieden sei, Anm. d. Red – aber das erwarte ich von Joshua Kimmich eben auch.
Mit Blick auf den BVB muss ich aber auch sagen: Diese Mentalität, die wir Dortmund ja immer abgeschrieben haben, die sehe ich schon: Sie sind eine weite Strecke gegangen.
Und die Bayern-Bosse? Ich glaube nicht, dass es bei der auf Ende Mai verschobenen Aufsichtsratssitzung Konsequenzen gibt. für Oliver Kahn als Vorstandsboss ist in der Position, dass er dann die nächste Saison annimmt und sagt: „Wir müssen einiges geraderücken, und ich werde die Herausforderung angehen.“
Berlin-Abstieg über die gesamte Saison
Heftig erwischt hat es auch Hertha BSC mit dem Abstieg und den nun in der Nachspielzeit verspielten Sieg gegen den VfL Bochum (1:1).
Es war aber nicht dieses Spiel, in dem Hertha abgestiegen ist, sie haben die gesamte Saison über nicht performt.
Und das Gegentor dafür gegen Bochum war sinnbildlich. Es fehlt einfach die Qualität im Kader, das war das größte Problem. Deswegen sind sie nun auch verdient abgestiegen.
Was also tun? Hertha muss seine Philosophie umschreiben, wieder mehr auf den Nachwuchs setzen, um dann wieder aufzusteigen.
Was mir wieder mal aufgefallen ist: Es kommt im Abstiegskampf doch auf den Zusammenhalt und den Teamspirit an. Das habe ich in dieser Saison aber nicht einmal gesehen bei der Hertha. Und wenn die Fans skandieren: ‚Schickt die Söldner weg und lasst den Nachwuchs ran!‘ Ja, dann sollte man da schon ein Stück weit drauf hören.
Und zum Gegentor: Du versuchst doch, dein Tor mit aller Macht zu verteidigen – und die springen noch nicht einmal hoch!
Hertha? „Wünsche mir, dass Pal Dardai weitermacht“
Für die Zukunft alles entscheidend ist für mich die Trainerposition, die sollte nun ganz schnell gelöst werden. Ich wünsche mir, dass Pal Dardai weitermacht. Er kennt den Klub seit Jahrzehnten, er weiß, was es für die Hertha braucht.
Und dann müssen sie eben mehr auf den Nachwuchs setzen, weil sie die finanzielle Kraft nicht mehr haben. Um damit eine Euphorie zu entfachen, die auf die Fans überspringt.
Dann glaube ich auch, dass du wieder zurückkehren und aufsteigen kannst. Zum Vergleich: Union spielt auch keinen modernen Fußball, aber sie spielen erfolgreich.
Bis bald
Euer Stefan Effenberg
Stefan Effenberg hat 2001 mit dem FC Bayern die Champions League gewonnen. Mit den Bayern und Borussia Mönchengladbach wurde er zudem mehrmals Deutscher Meister und Pokalsieger. Seit Sommer 2018 gehört der 54-Jährige als SPORT1-Experte zum festen Experten-Team des STAHLWERK Doppelpass.