Die Torwart-Ikone Sepp Maier hat die Kaderzusammenstellung des FC Bayern scharf kritisiert.
Bayern-Legenden rechnen ab!
„Was haben die denn für einen Kader beieinander?“, fragte der ehemalige Keeper des deutschen Rekordmeisters, ehe er im kicker selbst die Antwort auf seine rhetorische Frage gab. Und die Antwort hatte es in sich.
„Bei Sadio Mané hieß es: ein super Deal. Bei Sané hieß es: ein super Deal. Aber glaubst du wirklich, dass Pep Guardiola einen super Spieler für 50 Millionen Euro verkauft? Oder dass Jürgen Klopp einen super Spieler gehen lässt? Nein, die lassen keinen super Spieler ziehen“, analysierte Maier.
Sein Vorwurf: „Bayern war da mal wieder nicht schlau, ist wieder darauf reingefallen. Sie haben Spieler geholt, die woanders nicht mehr gebraucht wurden.“ Die Kritik des 79-Jährigen beschränkt sich aber nicht nur auf die Verpflichtungen der Flügelspieler Mané und Sané, für die in erster Linie Sportvorstand Hasan Salihamidzic verantwortlich zeichnete.
Maier: Es hat mit Treue und Demut zu tun
Maier sieht ein fast schon grundsätzliches Problem. Zu viele aktuelle Spieler des Bundesliga-Spitzenreiters würden sich nicht mehr wie einst mit dem Verein identifizieren. Bis auf wenige Ausnahmen wie den Ur-Bayer Thomas Müller und den Kapitän Manuel Neuer.
„Die zwei spielen schon ewig in München, die dürfen ‚mia san mia‘ sagen“, erklärte die Bayern-Legende: „Ich weiß nicht, ob ‚mia san mia‘ noch zeitgemäß ist. Früher war das anders. Es hat mit Identifikation zu tun, mit Treue und Demut gegenüber dem Verein. Und auch mit einem gewissen Selbstvertrauen.“
Nur „vielleicht noch Joshua Kimmich“ könne das oft zitierte Motto des Klubs auch für sich beanspruchen, denn „ich muss auch zu diesen Wörtern stehen“. Heißt im Umkehrschluss: Ein Großteil des aktuellen Bayern-Kaders lässt in Maiers Augen das ureigene Bayern-Gen vermissen.
Matthäus: Ich sehe keine klare Hierarchie
Ein Kritikpunkt, den auch Lothar Matthäus schon mehrfach angebracht hat. Der Rekordnationalspieler, der wie Maier eine große Bayern-Vergangenheit hat, meinte im kicker: „Man muss das „mia san mia“ den Spielern vielleicht auch erklären. Die sollen sich nicht nur für das interessieren, was am Monatsende auf dem Konto ist, sondern auch für die Historie des Vereins, die Ikonen. Der FC Bayern hat eine Geschichte, eine Tradition.“
Matthäus vermisst bei den Roten, die eine bisher weitgehend enttäuschende Saison hinter sich haben, große Charaktere, die das Gesamtbild einer Mannschaft prägen können.
„Ribery und Robben, Alaba und Lahm, Müller und Lewandowski, Schweinsteiger und Xabi Alonso – das waren alles Persönlichkeiten, die perfekt miteinander harmoniert haben“, sagte Matthäus: „Die haben füreinander gearbeitet. Heute sind die Spieler oft zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Ich sehe auch keine klare Hierarchie. Wenn ich gestandene Spieler infrage stelle, leidet die Hierarchie darunter.“
Bayern-Legende: Das ist verloren gegangen
Auch wenn sie keine Namen in den Mund nehmen: Die Kritik von Maier als auch Matthäus richtet sich in erster Linie gegen die Bayern-Bosse um Oliver Kahn, die den aktuellen Kader zu verantworten haben.
Matthäus, der zuletzt auch die Einsatzzeiten von Müller hinterfragte, meinte vielsagend: „Wenn jemand das ‚mia san mia‘ vorlebt in einem Verein, dann verstehen das auch die Spieler. Wenn man mit einem Lächeln auf einen Menschen zugeht, bekommt man ein Lächeln zurück.“
Genau das habe sich aus seiner Sicht „etwas verändert, ist etwas verloren gegangen.“