Die Bundesliga im Frühling 1995: Deutschland schaut auf eine verkorkste WM zurück, der FC Bayern sind Meister, nun aber könnte es Borussia Dortmund werden - und der SC Freiburg zieht in den Europapokal ein.
Eine Saison, die bisher niemand toppt
Einige Parallelen zu heute sind offensichtlich, aber auch jene Saison bleibt unverwechselbar. Daran hat ein gewisser Mario Basler von Werder Bremen einen Löwenanteil.
Der damals 26-Jährige wird in seiner zweiten Bundesligasaison mit 20 Treffern Torschützenkönig, wenn er sich den Titel auch mit Gladbachs Heiko Herrlich teilen muss. Er ist bis dato der letzte Mittelfeldspieler, der die Torjägerkanone gewann.
Auch wegen seiner Spezialität, die er in jener Saison uraufführte: Basler verwandelt zwei Eckbälle direkt, später noch einen dritten, und wird darin nur vom Frankfurter Bernd Nickel (vier) übertroffen.
Den ersten Eckball schlenzt er am 23. September 1994 gegen den MSV Duisburg ins Tor, das von Martin Pieckenhagen gehütet wird.
Basler wird bei Werder Eckenspezialist
„Der Wind stand günstig. Als ich den Ball getroffen hatte, wusste ich dass er ins Tor fliegen würde“, lesen wir in seiner Biographie („Eigentlich bin ich ein Super-Typ“, Autor Alex Raack).
Am 5. März 1995 gibt es die Kopie. Nun gegen den SC Freiburg, im Tor steht Jörg Schmadtke. Basler zieht den Ball mit Effet von links mit dem rechten Fuß ganz nah an den Kasten, vom Innenpfosten prallt er ins Tor – in Minute zwei.
„Noch ehe es richtig losging, hatten wir schon verloren“, klagt SC-Trainer Volker Finke und Schmadtke nimmt die Schuld auf sich: „Ein klarer Torwartfehler. Ich habe den Effet-Ball unterschätzt.“
Spätestens seit jenem Abend im Weser-Stadion, als Werder auch dank eines weiteren Basler-Tors 5:1 gewinnt, unterschätzt keiner mehr die Schusskraft und die Kunstfertigkeit der Basler-Geschosse.
Im SPORT1-Interview sagt Basler 28 Jahre später: „Du musst den Ball perfekt treffen. Ich habe die Ecken nie gechippt, wie das heute manche machen, sondern immer voll reingeknallt. Ich habe immer versucht, sie so zu schießen, dass es gefährlich wird. Dass drei reingegangen sind, dazu gehört natürlich viel Glück.“
Basler wird bei Werder zum Superstar
Der kicker schreibt damals: „Super-Tore, Super-Pässe, Super-Leistungen: ‚Super-Mario‘ Basler, der Superstar der Liga.“
Im Februar hatte der Kunstschütze von der Weser bereits das Tor des Monats geschossen (das erste von fünf!), nach einem Solo.
Komisch, dass der Big Moment seiner Karriere von den Sportschau-Zuschauern nicht dekoriert wurde, Eckballtore sah und sieht man ja nicht alle Tage.
Am Saisonende stand die Vize-Meisterschaft für den Meisterschützen, der gut ins Beuteschema der Münchner Bayern passte.
1996 erlag er den Verlockungen des Rekordmeisters und zog gen München. Dort holte Basler zweimal die Schale, im Oktober 1999 trennten sich die Wege nicht ganz im Frieden und er beendete seine Profikarriere 2003 nach 262 Bundesligaeinsätzen und 62 Toren - drei davon per Eckball.
Als Nationalspieler kam Basler zwischen 1994 und 1998 30mal zum Zuge, zwei Tore sprangen dabei heraus.
Sein Bundestrainer Berti Vogts sagte über ihn: „Mario hatte vom Herrgott ein tolles Geschenk mit in die Wiege gelegt bekommen. Ihn mit dem Ball am Fuß zu beobachten, war eine große Freude.“ Manche nannten es pure Kunst, nun gibt es ein Kunstwerk dazu.
My Greatest Moments:
- Huub Stevens und die Eurofighter
- Andreas Brehme und sein Elfmeter von Rom
- Stefan Effenberg und seine Fingergeste im CL-Finale
- Mario Basler und seine direkt verwandelte Ecke
- Didi Hamann und sein sensationeller CL-Sieg mit Liverpool
- Guido Buchwald und sein Siegtor zum Meistertitel
- Toni Schumacher und das Kölner Double
- Als Stefan Effenberg zum Tiger wurde
- Jan Age Fjörtoft und der Übersteiger seines Lebens
- Ulf Kirsten und sein Hattrick gegen die Bayern
- Olaf Thons Hattrick zum 6:6 gegen Bayern