Bayerns Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn und Sky-Experte Lothar Matthäus haben sich vor dem Anpfiff des Bundesliga-Krachers zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund ein hitziges Wortgefecht geliefert.
Matthäus: „Ich weiß, dass Kahn lügt“
Kahn war zu Gast am Sky-Mikrofon und erläuterte nochmals den Vorgang der Freistellung von Julian Nagelsmann.
Angesprochen auf die Frage, warum die Bayern-Verantwortlichen Nagelsmann nicht direkt über dessen bevorstehende Entlassung informiert hätten, entluden sich beim „Titan“ die Emotionen, weshalb er zum Rundumschlag ausholte - auch und vor allem gegen Rekordnationalspieler Matthäus.
Doch damit war die Sache noch lange nicht beendet. Später legte Matthäus im Zoff mit Kahn in der Halbzeitpause nach. Und wie!
Matthäus wirft Kahn Lügen vor
„Ich weiß, dass Oliver Kahn lügt“, sagte der 61-Jährige im Gespräch mit t-online: „Oliver Kahn will nur von seinen Problemen ablenken, und dann greift er mich an. Aber darauf war ich vorbereitet.“
Kahn habe eine Frage von Sky-Moderator Sebastian Hellmann zuvor „gar nicht beantwortet. Ich sage nur das, was ich höre, sehe und fühle. Die zeitliche Abfolge, so wie sie Kahn schildert, passt nicht zusammen.“ Matthäus sprach dabei über das Nagelsmann-Aus - von welchem dieser aus der Presse erfahren haben soll.
„Bayern war längst mit Tuchel klar. Deshalb wurde es ja auch aus Italien geleakt“, sagte Matthäus dazu: „Und wenn ich Julian Nagelsmann im Urlaub nicht telefonisch erreiche, dann fahre ich eben zu ihm nach Südtirol und rede dort mit ihm. Ich kenne viele Leute im Umfeld des FC Bayern, die Oliver vielleicht nicht kennt. Und habe erfahren, wie es gelaufen ist.“
So lief das brisante Gespräch zwischen Matthäus und Kahn
Abschließend erklärte Matthäus, der übrigens auch nach wie vor Vereinsbotschafter des FCB ist, dass er Kahn vorerst nicht für ein klärendes Gespräch kontaktieren wolle. Zuletzt war Matthäus bereits von Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß öffentlich kritisiert worden.
Wie es zu dem Zoff zwischen ihm und Kahn gekommen war? SPORT1 zeichnet das Gespräch von vor der Partie im Wortlaut nach.
Sebastian Hellmann (Sky-Moderator): „Herr Kahn, Sie konnten es ihm (Nagelsmann, Anm. d. Red.) nicht sagen, weil er nicht an die Säbener Straße kommen konnte? Es gibt doch ein Telefon. Wenn er nicht kommen kann, dann muss ich sagen: ‚Julian, es ist so wichtig. Entweder du bist heute Abend da oder ich sag dir jetzt am Telefon, dass du raus bist.‘
Sie reden doch von Anspruch, von Fairness, von Größe dieses Vereins, was ich völlig nachvollziehen kann. Aber bei so einer Entscheidung muss ich ihm doch direkt sagen, es geht nicht mehr weiter.“
Matthäus: „Mache keinen Privatkrieg gegen dich“
Oliver Kahn: „Zunächst haben wir das ja mal getan, aber Sie möchten doch nicht einem Trainer übers Telefon sagen, der eben, nochmal, zu diesem Zeitpunkt nicht an der Säbener Straße und nicht in München war, dass Sie sich trennen. Das ist zumindest nicht mein Stil und nicht der Stil des FC Bayern München und eins möchte ich euch mal sagen.
Ihr, die ihr hier immer steht und immer andauernd den Verein bezeichnet, er hätte keinen Stil und wo ist das ‚Mia san mia‘ geblieben, da würde ich mal dich, Lothar, fragen: Was meinst du denn eigentlich mit ‚Mia san mia‘, wenn du uns immer unterstellst, es gäbe kein ‚Mia san mia‘ mehr? Ich frage mich immer, was genau meinst du und setzt es immer in die Landschaft - und jeder kann sich aussuchen, was das zu bedeuten hat.“
Lothar Matthäus: „Oliver, ich mache hier keinen Privatkrieg gegen dich. Du kannst mich jederzeit anrufen.“
Kahn: „Ich habe dir nur eine Frage gestellt.“
Matthäus: „Hör zu, ich kenne auch viele Leute beim FC Bayern, mit denen sitzt du an einem Tisch. Ich kenne Leute beim FC Bayern, die du vielleicht gar nicht kennst.“
Kahn: „Aber das sind doch keine Argumente: ‚Ich kenne Leute beim FC Bayern.‘
Matthäus: „Mit denen unterhalte ich mich auch. Ich habe auch nicht gesagt, dass es schlechter geworden ist. Ich habe nur gesagt, dass es anders geworden ist.“
Kahn: „Weiß ich nicht, ob es anders geworden ist, Lothar. Vielleicht leidet hier ja der eine oder andere an Erinnerungsverzerrung. Auch zu unserer Zeit - du kannst dich wahrscheinlich noch erinnern - gab es immer wieder Entscheidungen, die nicht einfach waren und die - und das ist das Wichtigste - für den Erfolg dieses Vereins getroffen werden müssen.
Das ist nicht immer populär und ich glaube, wir haben es sehr gut begründet. Wir stehen jetzt hier, haben einen Punkt Rückstand auf den BVB. Wir hatten mal neun Punkte Vorsprung, aber das ist nur ein ganz ganz kleines Argument. Aber immer diese Unterstellungen, wir würden hier den Stil des FC Bayern nicht wahren, also da wäre ich mal ganz vorsichtig.“ (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Matthäus: „Ich habe jetzt gemerkt, dass du wieder abgelenkt hast, weil der Sebastian (Hellmann, Anm. d. Red.) dir eine Frage gestellt hat, die du nicht beantwortet hast. Du gehst auf einen Nebenschauplatz ein.“
Nagelsmann-Leak? „Immer so ein Katz-und-Maus-Spiel“
Kahn: „Welche Frage war es denn?“
Hellmann: „Es ging darum, ob es nicht besser ist, die Entscheidung am Telefon mitzuteilen, als dann, dass ein Journalist …“
Kahn: „Nein, nein. Das ist nicht meine Art. Ich sage ihm nicht am Telefon, dass wir uns von ihm trennen wollen und ich kann nur nochmal sagen, dieser Leak kam sicherlich nicht von uns.“
Hellmann: „Wissen Sie, woher er kam?“
Kahn: „Das ist immer so ein Katz-und-Maus-Spiel, das macht wenig Sinn, sich darauf einzulassen, wer jetzt diesen Leak freigegeben hat.“
Hellmann: „Aber war es eine Überlegung, zu Nagelsmann hinzufahren, um es ihm persönlich mitzuteilen?“
Kahn: „Ja, doch, das haben wir uns überlegt. Das haben wir aber auch wieder anders entschieden.“