Seit Wochen schon hat Trainer Oliver Glasner ein Angebot zur Verlängerung seines bis 2024 laufenden Vertrags vorliegen. Markus Krösche, Sportvorstand von Eintracht Frankfurt, hätte den Österreicher damit frühzeitig langfristig an den Klub gebunden.
Es brodelt bei der Eintracht
Zu diesem Zeitpunkt stand das Team weit oben in der Tabelle, träumte von der erneuten Champions-League-Teilnahme. Eine Entscheidung von Glasner gab es bisher nicht.
Eintracht wartet seit acht Spielen auf Bundesliga-Sieg
Seitdem aber ist einige Zeit mit herben Rückschlägen vergangen. Der letzte Auswärtssieg datiert noch aus dem November 2022 vor Beginn der Winter-Weltmeisterschaft. In der Fremde sammelte die Eintracht in neun Partien nur noch vier Punkte. Da der letzte Heimerfolg in der Bundesliga inzwischen ebenfalls acht Begegnungen zurückliegt, befindet sich der Klub nicht nur in einer Ergebniskrise.
Glasner spricht davon, dass zwischen den Strafräumen fußballerisch alles recht ordentlich aussähe. Das Problem: In dieser Zone werden keine Spiele gewonnen! Im eigenen Sechzehner brennt es regelmäßig lichterloh, der andere Strafraum wird nur von Randal Kolo Muani gewinnbringend beackert.
Am 17. Spieltag standen die Frankfurter mit 31 Zählern - punktgleich mit Borussia Dortmund – auf Rang vier. Nach dem 0:4 im direkten Duell trennen die beiden 18 Punkte.
Krösche gibt die Richtung für den Endspurt vor
Elf Rückrundenzähler lassen den Frust bei allen Beteiligten spürbar wachsen. Mit dem DFB-Pokal gibt es aber noch einen Hoffnungsschimmer, das Duell beim VfB Stuttgart steht an.
Sportvorstand Markus Krösche betonte bei SPORT1: „Wir haben sicher sechs, bestenfalls sieben Spiele vor uns und wir wollen am Ende auf einem internationalen Platz stehen und den Pokal gewinnen.“
Wie das in der aktuellen Verfassung des Teams gelingen soll, ist jedoch fraglich. Die Mannschaft wirkt psychisch und physisch ausgelaugt, im zweiten Durchgang beim BVB ließ sie sich komplett hängen, stemmte sich nicht mehr gegen ein Debakel.
Glasner fischte bei der Pressekonferenz wieder nach verschiedensten Erklärungsansätzen. Man habe zwischenzeitlich ein Torschussverhältnis von 7:4 gehabt, zudem sei da der Personalengpass in der Defensive.
Krösche-Klartext: „Alibis und Ausreden gibt es keine mehr“
Krösche will solche wachsweichen Analysen nicht mehr akzeptieren: „Alibis und Ausreden gibt es keine mehr.“ Die Worte des Eintracht-Machers, der vor knapp zwei Wochen Mannschaft, Trainerteam und Staff eingeschworen hatte, erfahren eine neue Schärfe: „Wir gehen da jetzt alle zusammen durch, damit wir unsere Saisonziele erreichen. Das ist ganz klar die Aufgabe des Trainerteams und der Mannschaft.“
Eine Kehrtwende in der Kommunikation! Glasner, der nach Europa-League-Sieg und Einzug ins Champions-League-Achtelfinale einen gewaltigen Bonus hatte, rückt mehr und mehr in den Fokus. Anfangs hing alles nur noch am Ja-Wort des Österreichers. Diese Ausgangslage hat sich inzwischen etwas verändert.
Konstanz auf dem Trainerstuhl wünscht sich die Eintracht zwar, doch dafür sollten alle Rädchen ineinandergreifen. Auch Glasner wird wieder Argumente – in Form von Punkten – sammeln und glaubhaft versichern müssen, ob der Weg des Klubs der richtige für ihn ist.
Krösche: „Müssen die kommenden Spiele gewinnen“
Krösches Geduldsfaden jedenfalls ist nicht unendlich, der 42-Jährige wird nicht ewig auf eine Entscheidung des Trainers warten und sondiert bereits den Markt. Nach der Pleite in Dortmund wirkte der sonst sehr besonnen und ruhig auftretende Sportvorstand erstmals richtig enttäuscht und wütend.
Aus ihm platzte es anschließend förmlich heraus, der Ärger musste raus. Jetzt legt er nach! „Das kann man nicht herbeireden, es muss gehandelt werden, und zwar jetzt! Wir müssen die kommenden Spiele gewinnen - egal wie und damit müssen wir am Samstag gegen Augsburg starten. Es zählen nur noch Ergebnisse.“
Die Krise hat bittere Folgen für den Klub, der inzwischen fünf Punkte hinter Rang sechs und drei Zähler hinter Platz sieben liegt. Profis, die der Eintracht zugesagt haben, könnten ohne internationalen Wettbewerb abspringen. Frankfurt hat eine schnelle Entwicklung hinter sich, die Kosten und Ansprüche innerhalb von sieben Jahren haben massiv steigen lassen.
Stillstand ist Rückschritt, doch noch schlimmer als Stillstand ist ein Absturz. Wenn von Teilen des Umfelds fabuliert wird, ein Jahr ohne Europa könne guttun und der Klub müsse wissen, wo man herkomme, dann ist diese Denke fernab der Realität.
Bundesliga als Verdrängungswettbewerb
Die Bundesliga ist ein Verdrängungswettbewerb, bei dem es teilweise ungleiche Voraussetzungen gibt. Sollte die Eintracht Europa verpassen, können vor allem Bayer Leverkusen, Wolfsburg und Leipzig mit ihren finanziellen Mitteln (noch) weit(er) enteilen. Auch Union Berlin oder der SC Freiburg schlafen nicht, können in die Königsklasse kommen. Was das für die Arbeit auf dem Transfermarkt bedeutet, wissen sie nicht nur in Frankfurt ganz genau.
Das Beispiel Borussia Mönchengladbach wiederum zeigt genauestens auf, wie schnell der Weg erst nach oben – und nach einigen Fehlentscheidungen zurück ins Mittelfeld der Bundesliga führen kann. Krösche warnt deshalb eindringlich vor den Schlüsselduellen in Liga und Pokal.
Ansonsten droht der Zug nach Europa schon Anfang Mai ohne die Eintracht zu weiterzufahren.