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Bundesliga: Wer hat Schuld an Gladbachs Horrorzahlen?

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Bundesliga: Wer hat Schuld an Gladbachs Horrorzahlen?

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Gladbach-Minus: Wer hat Schuld?

Dass Borussia Mönchengladbach zum dritten Mal hintereinander Rote Zahlen vermeldet, überrascht kaum. Denn die wirtschaftliche Entwicklung ist nur das logische Ergebnis einer langen Fehlerkette.
Gladbachs Sportdirektor Roland Virkus spricht über die finanziellen Probleme von Borussia Mönchengladbach.
Niklas Trettin, Patrick Berger
Dass Borussia Mönchengladbach zum dritten Mal hintereinander Rote Zahlen vermeldet, überrascht kaum. Denn die wirtschaftliche Entwicklung ist nur das logische Ergebnis einer langen Fehlerkette.

Für Borussia Mönchengladbach neigt sich eine ernüchternde Saison dem Ende entgegen. Sportlich werden die Fohlen erneut alle Ziele verpassen und auch wirtschaftlich bestätigt sich ein alarmierender Trend.

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Zum dritten Mal in Folge schreibt der Traditionsklub Rote Zahlen. Satte 24,6 Millionen Euro betrug der Verlust für das Jahr 2022. „Das ist kein schönes Ergebnis, ganz klar. Aber wir wissen, wo es herkommt“, betonte Finanz-Boss Stephan Schippers am Montag gegenüber 1040 anwesenden Mitgliedern im Borussia-Park.

Schippers schilderte: „Wir hatten durch die fehlende Champions League und den neuen Fernsehvertrag der Liga allein 30 Millionen Euro weniger TV-Einnahmen. Corona hat uns 2022 auch noch mal zehn Millionen gekostet. Dazu kam die Trennung von Adi Hütter, und durch die WM hatten wir zwei Bundesligaspiele weniger.“

Doch trotz aller Erklärungsversuche geraten die Verantwortlichen in ein schiefes Licht. Nur knapp zwei Jahre liegt es zurück, da stand die Borussia noch im Achtelfinale der Champions League und schied gegen das Starensemble von Manchester City aus. Mittlerweile ist vom Glanz der Königsklasse nichts mehr übrig. Der Klub verkommt mehr und mehr zur grauen Maus der Bundesliga.

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So drängt sich die Frage auf: Wer trägt die Schuld an Gladbachs Absturz?

Schippers: „Wir waschen Corona so langsam raus“

Eine erste Ursache ist schnell gefunden und wurde von Schippers bereits genannt. Denn selbstverständlich ging es den Gladbachern nicht anders als dem Rest der Welt. Die Corona-Krise hat ein kräftiges Loch ins Bankkonto gefressen.

„Wir haben bis vor Corona immer schwarze Zahlen geschrieben. Wir haben 103 Millionen Eigenkapital gehabt, jetzt sind noch 47 Millionen da. Die drei Jahren haben Federn gelassen, das ist vollkommen richtig. Aber nur weil wir so gut aufgestellt waren, sind wir so gut durch die Krise gekommen“, sagte der 55-Jährige im SPORT1-Interview.

Schließlich habe der Verein das Stadion bis Mitte April 2022 nicht komplett füllen können und erhebliche Einbuße hinnehmen müssen. Nun wasche sich „Corona so langsam raus“. Schippers ist überzeugt, bald wieder „Schwarze Zahlen präsentieren können“.

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Rose-Abgang der Anfang vom Ende?

Ob das aber ohne Weiteres gelingt? Corona gilt als einziger externer Faktor des beunruhigenden Gladbach-Trends. Schwere Managementfehler von Ex-Boss Max Eberl fallen nicht minder stark ins Gewicht. Inzwischen ist die sportliche Lage prekär. Auch Sportchef Roland Virkus hat seine Aktien im Spiel.

Zur Erklärung ist ein Blick in die Vergangenheit nötig. Im Prinzip begann der Abwärtstrend der Fohlen schon im Februar 2021. Den Stein brachte der damalige Trainer Marco Rose ins Rollen, der sich vorzeitig entschied, den Klub am Saisonende zu verlassen und sich Borussia Dortmund anzuschließen.

Die Problematik: Rose verkündete den Wechsel, als Gladbach im Rennen um die Champions-League-Plätze voll mitmischte. Fast alle Spieler waren von der Entscheidung ihres Trainers enttäuscht. Vor allem der Zeitpunkt überraschte viele Akteure – mitten in der Saison, in einer wichtigen Phase, in der man noch große Ziele hatte.

Plötzlich hingen die Köpfe nach unten. Jonas Hofmann sprach im GQ Magazin von einem „herben Verlust“, der „einen großen Einfluss auf die Stimmung“ gehabt habe. Trotz aller Unruhen hielt Eberl aber an Rose fest, zog das Ding bis zum Saisonende durch – und scheiterte krachend.

Gladbach landete nur auf Rang acht und verpasste die erneute Qualifikation für das internationale Geschäft. Die TV-Einnahmen fielen um rund 30 Millionen Euro von 95 auf 65 Millionen Euro.

Hütter-Missverständnis schmerzt doppelt

Nach der Rose-Ära ließ der nächste Knackpunkt nicht lange auf sich warten. Für den von Eberl auserkorenen Nachfolger Adi Hütter zahlte Gladbach eine stolze Ablösesumme von 7,5 Millionen Euro nach Frankfurt.

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Ansonsten setzte die Borussia auf einen Begriff, der von den wenigsten Vereinen so sehr gelebt wird: Kontinuität. Und das wiederum passte Hütter gar nicht. Der Österreicher verfolgte eine komplett andere Idee als Rose, bekam jedoch nicht das dafür notwendige Personal. Vom ersten Tag an war er mit dem Kader unzufrieden, so habe Gladbach unter Hütter auch gespielt. Schnell rückten die Saisonziele in aussichtslose Ferne.

Unter anderem bemängelte Hütter die interne Kommunikation und die Transferpolitik: „Leider ist das, was mir in der Sommertransferzeit versprochen wurde, nicht eingehalten worden. Auf Spielerebene hat sich nichts getan“, klagte der 53-Jährige nach seiner Entlassung, die sein Kapitel in Mönchengladbach nach nur einem Jahr schloss.

Auch der überraschende Abgang von Eberl traf Hütter hart. „Das war für mich ein Schlag ins Gesicht, weil ich mit ihm das Gefühl hatte, Bäume ausreißen zu können. Dann war es ein schwieriges Jahr. Ich habe auch nicht so performt“, erklärte er. Und so verursachte der Österreicher eine Sonderabschreibung von weiteren 5,7 Millionen Euro.

Ein nicht unerheblicher Aspekt der aktuellen wirtschaftlichen Situation. „Die Fußballwelt weiß, wir haben Adi Hütter von Eintracht Frankfurt für 7,5 Millionen Euro kaufen müssen. Und wenn du nach einem Jahr dich trennst, dann muss man zwei Drittel dieser Investition natürlich in die Abschreibungen setzen. Das tut weh“, äußerte sich Finanzchef Schippers.

Das Hütter-Projekt war früh zum Scheitern verurteilt. Und Eberl, der lange Zeit als Macher und Erfolgsgarant gefeiert wurde, agierte bei seinen letzten Entscheidungen maximal unglücklich. Die Nachwehen sind bis heute zu spüren.

Erleidet Farke das Hütter-Schicksal?

Zur Saison 2022/23 kreuzte Gladbach mit einem neuen Führungsduo auf. Trainer Daniel Farke sollte den Klub zusammen mit Sportchef Virkus zurück in ruhiges Fahrwasser lenken – und endlich wieder in den Europapokal führen.

Doch Virkus tappte in die gleiche Falle, die zuvor schon Eberl erwischt hatte. Am Niederrhein blieb die Kontinuität ein hohes Gut, das eben auch gewisse Risiken birgt. Der Kern des Teams bestand schon seit einigen Jahren, wirkte teilweise satt und versprühte oftmals nicht mehr das Feuer, das für Topleistungen nötig gewesen wäre.

So merkte Farke schon am ersten Spieltag an, dass es beispielsweise einen neuen Stürmer brauche. Dessen Wunsch wurde nicht erhört. Stattdessen ging Gladbach zum zweiten Mal mit einem frischen Trainer in eine Saison, der zwar einen Umbruch einleiten wollte, aber kein passendes Personal zur Verfügung hatte.

Die logische Quittung: Sechs Spieltage vor dem Saisonende rangiert Gladbach nur auf dem zehnten Platz und wird sich mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit zum dritten Mal in Folge nicht für den Europapokal qualifizieren. Es winkt ein weiteres Jahr, in dem zusätzliche TV-Einnahmen flöten gehen.

Natürlich dürfen sich Trainer nicht völlig aus der Verantwortung nehmen. Dennoch sind massive Managementfehler kaum abzustreiten.

Gladbach will aus eigenen Fehlern lernen

Und dann bleiben noch die ewigen Diskussionen über die Spielerverträge. Fälle wie Marcus Thuram und Ramy Bensebaini, die Gladbach im Sommer ablösefrei verlassen werden, will der Klub in Zukunft zwingend vermeiden.

„Wir dürfen nicht in eine ähnliche Situation wie 2023 laufen“, sagte Virkus bei SPORT1 ergänzte: „Wir werden schauen, dass wir keinen Spieler verlieren, deren Verträge 2024 auslaufen. Da befinden wir uns in guten Gesprächen.“ Im nächsten Jahr laufen unter anderem die Arbeitspapiere von Patrick Herrmann, Hannes Wolf, Florian Neuhaus, Nico Elvedi und Stefan Lainer aus.

Um wieder Schwarze Zahlen schreiben zu können, wolle Gladbach nun die Transferpolitik ändern. „Wir müssen uns trauen, verdiente, gute Spieler ziehen zu lassen“, stellte Schippers klar. Zwischen kaufen und verkaufen müsse ein Gleichgewicht herrschen.

Doch ungeachtet dessen sind die Fohlen in einem Dilemma gefangen. Nach wie vor muss Virkus Versäumnisse aus vergangenen Tagen ausbaden. Dabei sind ihm finanziell die Hände gebunden. Gleichzeitig benötigt es einen Umbruch, um Farke im Sommer eine schlagkräftige Truppe hinstellen zu können.

Solange kein Geld da ist, wird es auch schwer sein, junge Talente zu verpflichten. Ob Gladbach so im kommenden Jahr den Europapokal angreifen kann oder sich eher nach unten orientieren muss, wird sich bald zeigen.