Sascha Stegemann hat sich gestellt: Der 38-Jährige war am Sonntag im Stahlwerk Doppelpass auf SPORT1 zu Gast, um über die Aufreger-Szene des bisherigen Bundesliga-Wochenendes zu sprechen.
Stegemann berichtet von Drohungen
Der Schiedsrichter hatte beim Spiel des BVB beim VfL Bochum (1:1) ein klares Foul an Dortmund-Stürmer Karim Adeyemi im gegnerischen Strafraum übersehen, auch Videoschiedsrichter Robert Hartmann griff nicht ein. „Man muss nach Betrachten der Szenen schon sagen, das ist ein klarer Strafstoß“, gab Stegemann zu.
Außerdem sprach der Schiedsrichter über die Anfeindungen, die er seit dem Spiel am Freitagabend bekommen hat. „Es ist der Rolle immanent, dass man in der Kritik steht. Ich habe großes Verständnis für die Emotionen, die am Freitagabend da waren, dass man sich in dem Moment ungerecht behandelt fühlt“, betonte er.
Es sei am Samstag dann allerdings zu „unschönen Dingen gekommen, dass meiner Familie und mir konkret gedroht worden ist“, schilderte er. Er habe sich veranlasst gesehen, Strafantrag zu stellen. „Es stehen jetzt auch polizeiliche Schutzmaßnahmen im Raum.“
Stegemann: „Man ist alles andere als glücklich“
Er betonte zudem, sich der großen Verantwortung in der aktuellen Saisonphase bewusst zu sein. „Wenn die Dinge dann so laufen, wie sie gelaufen sind, dann ist man alles andere als glücklich.“
Hartmann, der am Samstag auch im Zweitliga-Spiel des HSV beim 1. FC Magdeburg (2:3) im Einsatz war, gehe es wie ihm selbst nicht gut mit der Entscheidung, erklärte Stegemann. Zudem verriet er, dass eigentlich beide gemeinsam in die Sendung kommen wollten, Hartmann aber aufgrund der Kommunion seines Kindes verhindert sei.
„Ich weiß, dass es für Außenstehende schwierig zu vermitteln ist, und, das soll bei weitem kein Rechtfertigungsansatz, er hat sich in dem Moment die Bilder angeschaut und ist zu der Entscheidung gekommen, dass es keine offensichtliche Fehlentscheidung ist. Das ist dann leider falsch, aber glaube ich dem Faktor Mensch zuzurechnen“, sagte Stegemann.
Wehrle verurteilt Anfeindungen
Zur Adeyemi-Szene erklärte er: „Die Flanke kommt links rein, ich gucke dem Ball und sehe am Ende des Tages nur noch einen detaillierten Ausschnitt aus dem Zweikampf zwischen Adeyemi und Soares. Ich sehe, wie Adeyemi den Fuß rausstellt, sich in einer Drehbewegung befindet, dann eigentlich über Soares drüberfällt und es für mich den Eindruck macht, dass es ein gesuchter Kontakt ist und dementsprechend ein gesuchter Elfmeter.“
Stegemann ergänzte: „Wenn ich jetzt die Bilder sehe, dann fehlt mir in der Gesamtbetrachtung die Dynamik der Situation, die auf dem Spielfeld nicht erfasst habe, nämlich das unkontrollierte Reinspringen von Soares und dementsprechend das hohe Risiko, was er nimmt. Er trifft nicht den Ball und deswegen ist es nach Betrachtung der Szene ein Strafstoß.“ Rückblickend hätte er sich natürlich gewünscht, die Szene nochmal anzuschauen.
Alexander Wehrle verurteilte die Anfeindungen gegen Stegemann: „Es kann nicht sein, dass ein Schiedsrichter und seine Familie Morddrohungen bekommt und die Polizei diese ernst nimmt. Das ist einfach ein No-Go! Die Verhältnismäßigkeit passt dort einfach nicht“, betonte der Vorstandsvorsitzender des VfB Stuttgart. Er forderte: „Wir müssen vom DFB aber auch auf die UEFA zu gehen, um auch die Schiedsrichter ein Stückweit zu schützen.“