„Wer wird deutscher Meister? BVB Borussia!“ „Spitzenreiter! Spitzenreiter! Hey! Hey!“
So erlebten die BVB-Stars Bayerns Pleite
Die BVB-Fans waren nach dem 4:0-Kantersieg über Eintracht Frankfurt völlig aus dem Häuschen. Um 20.21 Uhr stand die Tabellenführung fest.
Auf dem Platz tanzten und hüpften die Spieler und lagen sich jubelnd in den Armen. Youssoufa Moukoko holte sich sogar eine schwarz-gelbe Blockfahne aus der Kurve und lief damit herum. Selbst BVB-Boss Hans-Joachim Watzke, der zuvor auf der Westtribüne saß, war unten auf dem Rasen und klatschte glückselig mit den Spielern ab.
Noch ist die Meisterschaft bei fünf auszutragenden Spieltagen freilich nicht entschieden, aber die Dortmunder haben den 1:3-Patzer der Bayern in Mainz gnadenlos ausgenutzt und die Tabellenführung erklommen.
Erster BVB-Jubel lange vor dem Anpfiff
Um 16.55 Uhr brandete um das Dortmunder Stadion herum erstmals Jubel auf – wenn auch nur vorsichtiger: Die Mainzer erzielten das 1:1 gegen die Bayern. Acht Minuten später machten die Mainzer das 2:1, und um 17.09 Uhr brachen erstmals an diesem verrückten Spieltag in Dortmund die Dämme - da hatten die Bayern gerade das 1:3 kassiert. „Wir waren im Bus und haben das verfolgt“, sagte BVB-Flügelflitzer Karim Adeyemi. „Das war schon ein Ansporn für uns alle.“
Und Sportchef Sebastian Kehl, der unter der Woche einen neuen Kurs eingeschlagen und nach der Enttäuschung in Stuttgart (3:3), die Meisterschaft als Ziel ausgerufen hat, ergänzte: „Es war ehrlich gesagt nicht ganz so einfach. Man kommt aus dem Bus raus, kennt natürlich das Ergebnis aus Mainz und weiß: man muss heute liefern! Denn ansonsten wäre man wieder in einer komischen Rechtfertigungssituation gewesen. Die Mannschaft war heute aber sehr konzentriert und fokussiert.“
In der Tat! Die Schwarz-Gelben legten los wie die Feuerwehr und führten schon nach 24 Minuten durch Treffer von Jude Bellingham und Donyell Malen mit 2:0. Die Fans hüpften nicht nur auf der Südtribüne, sondern im gesamten Stadion und sangen erstmals lautstark: „Wer wird deutscher Meister? BVB Borussia! Wer wird deutscher Meister? Borussia BVB!“
Fans und Beobachter, die seit Jahrzehnten ins Westfalenstadion gehen, sprachen hinterher von der lautesten und besten Stimmung seit der Meistersaison 2012. Selbst die 8000 stimmgewaltigen Eintracht-Anhänger gingen unter.
Reus zu Adeyemi: Wegen Bayern-Pleite wird‘s richtig laut!
Karim Adeyemi, der die Malen-Treffer zum 2:0 und 4:0 vorbereitete, verriet nach dem Spiel, dass ihn Kapitän Marco Reus besonders anstachelte. „Ich habe jetzt mehrfach gehört, dass es besonders laut war“, sagte der 21-Jährige. „Marco hat mir vor dem Spiel gesagt, dass unsere Fans ja immer an unserer Seite stehen, aber es heute wegen der Bayern-Niederlage nochmal richtig laut wird. Das hat man heute gemerkt. Die Stimmung war echt unglaublich!“
Auch Keeper Gregor Kobel, der die Null halten konnte, sah das so: „Unsere Fans haben uns nach vorne gepeitscht und hatten einen Extra-Kick durch das Bayern-Spiel. Es ist überragend, vor dieser Kulisse zu spielen und auf dem Platz zu stehen.“
Edin Terzic, der als Fan einst in der Kurve stand und nun als Cheftrainer deutscher Meister werden kann, freute sich über die lautstarke Unterstützung: „Wir haben so viel Support von den Rängen erhalten, obwohl alle nach Stuttgart enttäuscht waren. Das ist nicht selbstverständlich. Wir wollten den Fans etwas zurückgeben.“
Nach dem Schlusspfiff ging die Party in den Katakomben weiter. Um 20.27 Uhr lief Watzke in die Kabine, drei Minuten später folgte geschlossen die Mannschaft. Sebastian Kehl und Marketing-Boss Carsten Cramer liefen ebenfalls in die Kabine, wirkten erleichtert und zufrieden. Die Musik tönte lautstark aus den Boxen, Mats Hummels, der per Kopfball das 3:0 erzielte, telefonierte per Video voller Freunde mit einem Bekannten.
„Wir sind extrem stolz und wollen das Ding jetzt holen“
„Wir haben jetzt alles in der eigenen Hand“, weiß Kobel. „Das ist ein überragendes Gefühl. Wir sind extrem stolz und wollen das Ding jetzt holen. Die Meisterschaft war bei jedem Spieler das Ziel und war auch immer ein Thema!“
Auch Adeyemi betonte, dass der Traum von der Meisterschaft selbst in schwierigen Krisen-Zeiten immer da war: „Ich wollte immer deutscher Meister werden! Für mich persönlich war das immer ein Ziel, sonst wäre ich nicht hierhergekommen. Ich habe auch daran geglaubt, als wir auf dem sechsten Platz standen. Es sieht jetzt super aus. Wir haben jetzt noch fünf Spiele vor der Brust und wollen die meistern. Wir haben es jetzt selbst in der eigenen Hand. Wenn wir fünf Spiele gewinnen, dann sind wir Meister.“
So einfach ist die BVB-Rechnung ...