Waren das die entscheidenden Sekunden im Titelrennen?
Terzic nach BVB-Irrsinn fassungslos
Borussia Dortmund ist nach einer völlig verrückten Schlussphase gegen den VfB Stuttgart (3:3) folgenschwer gestolpert und hat nach 2:0-Führung einen sicher geglaubten Sieg verloren. Die Schwaben, die nach einer Gelb-Roten-Karte für Konstantinos Mavropanos (39.) in Unterzahl spielen mussten, schlugen nach dem späten Treffer von Giovanni Reyna (90.+2) tatsächlich nochmal zurück und glichen durch Silas Katompa Mvumpa (90+7.) aus.
„Wir haben als Mannschaft eine riesige Chance liegen lassen. Das ist brutal enttäuschend“, klagte BVB-Trainer Edin Terzic nach der Partie am Sky-Mikrofon.
Besonders eklatant: Da der FC Bayern ebenfalls Federn gelassen hat und nicht über ein 1:1 gegen die TSG Hoffenheim hinausgekommen war, wären die Schwarz-Gelben bei einem Sieg mit dem deutschen Rekordmeister gleichgezogen.
Nach der nicht genutzten Einladung rechnete Terzic knallhart mit seinem Team ab. „Mir fällt es schwer, die Worte zu finden, warum es passiert ist“, sagte der BVB-Coach. „Das einzige, was dieses Spiel nochmal zum Kippen bringen konnte, war, dass wir die Disziplin verlieren.“
BVB-Leistung im zweiten Durchgang „unerklärlich“
Terzic habe in der Pause „klipp und klar“ angesprochen, worauf es ankommt und deutliche Worte gewählt. „Aber wie wir es dann in der 2. Halbzeit mit Leben gefüllt haben, ist unerklärlich“, wütete er.
„Wir dachten, dass wir mit der Niederlage zu Hause gegen Werder Bremen schon das Dümmste in dieser Saison erlebt hätten. Aber das hier toppt das nochmal“, erinnerte der Trainer an die Hinrunde, als die Norddeutschen nach der 89. Minute einen 0:2-Rückstand gegen BVB noch in einen eigenen Sieg verwandelt hatten.
Unmittelbar nach der Begegnung gegen Stuttgart habe sich Terzic nicht an seine Spieler gerichtet. „Das wäre nicht gut gewesen, wenn ich das alles, was ich gerade denke, ausdrücken würde“, erklärte der 40-Jährige auf Nachfrage.
Terzic: „Fast vier Tore gegen eine Mannschaft in Unterzahl kassiert“
Speziell das dritte Gegentor brachte Terzic auf die Palme: „Wir haben in der Schlussminute einen eigenen Freistoß. Danach spielen wir vorne, der Gegner bekommt einen Freistoß und plötzlich stimmt die Ordnung nicht mehr.“
„Wir gehen mit Jude (Bellingham; Anm. d. Red.) rechts offensiv ins Pressing, er kriegt aber nicht die Unterstützung aus dem Zentrum. Dann wechseln sie (Stuttgart; Anm. d. Red.) die Seite und wir sind unorganisiert. Dann ist unser Linksverteidiger derjenige, der an der Mittellinie presst. Unser linker Flügelspieler ist derjenige, der den Flügel verteidigt“, führte der gebürtige Mendener fort.
„Die Flanke kommt rein. Natürlich würde ich mir wünschen, dass Soumi (Soumaila Coulibaly; Anm. d. Red.) den Ball einfach mit dem rechten Fuß wegschlägt und klärt. Dann ist das Ding durch“, so Terzic. Allerdings sei der Bundesliga-Debütant „der letzte, den wir heute als Sündenbock haben wollen“.
Anschließend verwies Borussia-Coach Terzic auf die Tatsache, dass Stuttgart kurz nach der Pause noch einen vierten Treffer erzielt hatte, der aufgrund einer Abseitsstellung keine Anerkennung fand.
„Wir hatten schon in der Anfangsphase einmal Glück. Wenn man ehrlich ist, hätten wir fast vier Tore gegen eine Mannschaft in Unterzahl kassiert“, schimpfte der BVB-Trainer.
Durch den Last-Minute-Ausgleich rangieren die Schwarz-Gelben weiterhin zwei Zähler hinter dem FC Bayern und müssen auf weitere Patzer des direkten Konkurrenten hoffen.