Hallo Fußballfreunde,
Effenberg: „Er ist ein Vollprofi“
der 2:1-Sieg des FC Bayern beim VfB Stuttgart trug eine wichtige Botschaft in sich: Thomas Müller ist immer ein wichtiger Teil der Mannschaft. Im Hinspiel bei Paris Saint-Germain haben wir alle gesehen, dass es ein Fehler war, ihn nicht aufzustellen.
Er ist nicht nur ein Spieler, sondern Coach und Persönlichkeit auf dem Platz - insofern gehe ich davon aus, dass er auch gegen Paris wieder in der Startelf stehen wird.
Bei Müller siehst du einen Charakter. In Paris saß er auf der Bank, aber er reagiert sofort, wenn du ihn brauchst - ohne Murren, ohne Knurren.
Er ist ein absoluter Vollprofi und du kannst dich zu 100 Prozent auf ihn verlassen. In Mönchengladbach wird er als Kapitän nach ein paar Minuten vom Platz genommen - und was passiert? Gar nichts.
Ich wünsche mir, dass sich Serge Gnabry und Leroy Sané davon mal eine Scheibe abschneiden und es in Zukunft besser machen.
Fußball geht nicht ohne Kommerz
Über die Zukunft der Bundesliga und des deutschen Fußball wird zurzeit auch viel gesprochen. Der DFB muss hart an sich arbeiten, wieder die Fan-Nähe zurückzugewinnen.
Ich glaube aber, dass es ohne den Kommerz nicht gehen wird, um international erfolgreich zu sein. Bayern oder Dortmund brauchen im Vergleich zu kleineren Teams ein ganz anderes Volumen, sie müssen Verträge abschließen, um den Laden am Laufen zu halten.
Bayern wird nie der Verein sein, der sagt, wir schrauben die Ausgaben um 25 Prozent runter. Das wird nicht funktionieren, wenn du deine großen Ziele, Meister zu werden oder international oben mitzuspielen, erreichen willst.
Es geht für jeden Verein und auch für den DFB um Vermarktung. Wir reden immer über die Anstoßzeit 21 Uhr beim DFB. Das ist nicht gut für den Fußball - wenn erst so spät angepfiffen wird, können Kinder nicht mehr zuschauen.
Jeder regt sich darüber auf, aber du wirst es nicht mehr ändern können, weil genau da die Vermarktung anfängt. Niemand verzichtet freiwillig auf Lizenzgebühren. Ich würde es mir wünschen, dass der DFB eine Veränderung vornimmt, aber ich kann es mir nicht vorstellen, weil das Geld eine zu große Rolle spielt.
Köln steht vor einer schwierigen Zeit
Deswegen wird es auch spannend beim 1. FC Köln. Wo geht die Reise hin? Sind sie wegen der finanziellen Probleme noch wettbewerbsfähig, international anzugreifen?
Oder geht die Reise vielleicht in die andere Richtung, weil sie kein Geld in den Kader investieren können oder wollen? Das ist die Crux im Fußball.
Da ist es vielleicht gefragt, die Philosophie ein bisschen umzuschreiben und etwas mehr auf den Nachwuchs und die Förderung von jungen Spielern zu setzen.
Unter diesen Gesichtspunkten kann man auch in den nächsten ein, zwei Jahren nicht erwarten, dass Köln international spielt, auch wenn ich es ihnen wünsche. Das ist dann nicht die Wahrheit.
Die Kölner müssen hingegen schauen, dass sie die Klasse halten.
Bis bald
Euer Stefan Effenberg
Stefan Effenberg hat 2001 mit dem FC Bayern die Champions League gewonnen. Mit den Bayern und Borussia Mönchengladbach wurde er zudem mehrmals Deutscher Meister und Pokalsieger. Seit Sommer 2018 gehört der 54-Jährige zum festen Experten-Team des STAHLWERK Doppelpass.