Herrscht wieder Eintracht bei Eintracht Frankfurt?
Kommt es zum Eintracht-Bruch?
Am vergangenen Freitag um 18.45 Uhr veröffentlichte der Traditionsverein eine Pressemitteilung. Die Überschrift lautete: „Aufsichtsrat unterstützt Philip Holzer und will Axel Hellmann halten.“ Einigkeit also im Machtkampf zwischen Vorstandssprecher und Aufsichtsratschef? So einfach ist dieser Fall nicht.
Wie geht es bei Eintracht weiter mit Axel Hellmann?
Die Frage, die bei diesem Komplex über allem steht: Wie geht es weiter mit Axel Hellmann? Wechselt der Jurist endgültig zur Deutschen Fußball Liga, bei der bis Sommer als Interimschef gemeinsam mit Freiburgs Oliver Leki an der Spitze steht und einen guten Job macht?
Vor allem Hans-Joachim Watzke hält sehr viel vom Tausendsassa, bei dem in Frankfurt alle Fäden zwischen Politik, Wirtschaft und Sport zusammenlaufen. Haben die Hessen noch eine Chance, das Gesicht des Klubs zu halten? Über die Konfliktpunkte mit Holzer hatte SPORT1 ausführlich berichtet.
Präsident Peter Fischer nimmt in den Gesprächen nach wochenlanger Abstinenz eine Schlüsselrolle ein. Nachdem die Staatsanwaltschaft die Kokain-Ermittlungen eingestellt haben, tritt er wieder in der Öffentlichkeit auf. Er will als Schlichter den Abgang von Hellmann verhindern und den Konflikt beseitigen.
Fischers Worte haben Schärfe: „Differenzen und unterschiedliche Meinungen gehören dazu, sollten aber nicht in der Öffentlichkeit ausgetragen werden. Eine spaltende Kommunikation ist schädlich.“
Holzers Pressemitteilung sorgte für Ärger
Am vergangenen Mittwoch war es Holzer, der in einer – nach SPORT1-Informationen nicht abgesprochenen - persönlichen Pressemeldung an die Medien herantrat und mitteilte, dass er Hellmann seinen Rücktritt angeboten habe. Das zuvor vereinbarte Stillschweigen wurde dadurch allerdings gebrochen.
Von den „konstruktiven Gesprächen“ eine Woche zuvor war danach nur noch wenig übrig. Wie SPORT1 aus dem Umfeld von Hellmann erfahren hat, waren Verwunderung und Enttäuschung über diesen Schritt Holzers gleichermaßen groß.
Wie es bei Axel Hellmann weitergeht, bleibt somit trotz bis 2027 laufenden Vertrags völlig offen. Die DFL wird ihm aller Voraussicht nach ein Super-Angebot auf den Tisch legen. Fischer startet nun den letzten Versuch, eine für die Eintracht passende Lösung zu finden. Ob die Pressemitteilung dabei nur der Beginn eines Ablöse-Pokers mit der DFL ist? Auch das lässt sich nicht ausschließen.
DFL lockt Hellmann mit einem attraktiven Angebot
Die Differenzen zwischen Holzer und Hellmann in diesem Gerangel sind nur schwer greifbar. Mangelhafte Kommunikation, Kompetenzverteilung und Geld sind die Steine des Anstoßes.
Holzer soll, wie SPORT1 aus dem Eintracht-Umfeld erfahren hat, zu viel Einfluss auf das operative Geschäft nehmen. Der Aufsichtsratschef widerspricht dieser Darstellung.
Ärger und Frust haben sich über einen längeren Zeitraum angestaut. Zudem ruft eine Aufgabe, die für Hellmann ein gewisses Risiko, aber vor allem die Chance auf viel Ruhm, Ehre und ein hochattraktives Einkommen nach sich zieht.
Der Retter des deutschen Fußballs? Wer liest eine solche Schlagzeile schon nicht gerne über sich. Hellmann ist bei der Eintracht einer der Architekten des Erfolgs, er hat viele Umbrüche mitgemacht und dabei häufig an den richtigen Stellschrauben gedreht.
Der Sieg der Europa League, der die Champions-League-Hymne in den Frankfurter Stadtwald brachte, war auch für ihn die Krönung, eine Vollendung des Lebenswerkes. Hellmann ist deshalb aber nicht automatisch in der Position, die Führung der Eintracht problemlos in andere Hände geben zu können.
Wird dieser Bruch eine Nummer zu groß für die Eintracht?
Das Umfeld spürt, wie schnell ein stabiles Gerüst ins Wanken gerät, wenn Unruhen an der falschen Stelle auftauchen. Kann der Klub einen weiteren Umbruch ohne seinen Anführer tatsächlich meistern? Dieser Bruch könnte möglicherweise eine Nummer zu groß sein für die Eintracht, deren Weg seit 2016 ungebremst und beispielslos nach oben führte.
Für den Fall der Fälle müssten sich die Hessen nämlich auf Vorstandsebene neu aufstellen. Hellmann durch einen externen Chef zu ersetzen, ist allerdings äußerst kompliziert. Ein „weiter so“ hilft allen Beteiligten jedoch nicht weiter. Schon in den vergangenen Monaten, wo sich Hellmann zwischen DFL und Eintracht bewegt, ist das Gebilde wackeliger geworden.
Auch Holzer hat ein Eintracht-Herz
Der Aufsichtsrat unterstützt Holzer auch deshalb, weil sein Abgang keine Garantie gibt, dass Hellmann bleibt. Und trotz einiger Fehler hat der frühere Aktienchef ebenfalls ein großes Eintracht-Herz – und Anteile am Klub.
Wer Holzer aber nur auf das Thema Geld reduziert, wird ihm in der Gesamtheit nicht gerecht. Auch wenn ihm von Teilen des Vereins fehlendes Gespür in gewissen Fragen – die vor allem Mitglieder betreffen - vorgeworfen wird, arbeitet er leidenschaftlich für den Klub. Ob die Fronten auch deshalb so verhärtet sind?(DATEN: Die Ergebnisse der Bundesliga)
Final benötigt die Eintracht in dieser hochsensiblen Angelegenheit Klarheit! Eine schnelle Entscheidung, die auch einen gesenkten Daumen von Hellmann bedeuten kann, ist zum Wohl des Vereins unumgänglich. Ansonsten sind die Unruhen bei der Eintracht kaum noch einzufangen.