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FC Bayern: "Nie gesagt, dass ich gehen möchte" - Pavard über Wechsel-Gedanken, Nagelsmann und Neuer

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FC Bayern: "Nie gesagt, dass ich gehen möchte" - Pavard über Wechsel-Gedanken, Nagelsmann und Neuer

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Pavard: „Habe einen Fehler gemacht“

Im exklusiven SPORT1-Interview spricht Benjamin Pavard über die Gründe für seine starke Form, den Titelkampf in der Bundesliga, das Rückspiel im Champions-League-Achtelfinale gegen PSG und seine Zukunft.
Bayerns Benjamin Pavard verrät exklusiv bei SPORT1, dass er sich bei einem Triple-Gewinn die Haare blond färben möchte. Außerdem spricht er über das Titelrennen in der Bundesliga.
Kerry Hau, Jonas Nohe
Im exklusiven SPORT1-Interview spricht Benjamin Pavard über die Gründe für seine starke Form, den Titelkampf in der Bundesliga, das Rückspiel im Champions-League-Achtelfinale gegen PSG und seine Zukunft.

Vom unzufriedenen Abschiedskandidaten zum unverzichtbaren Stammspieler!

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Hinter Benjamin Pavard liegt eine emotionale Achterbahnfahrt. Ende Januar hätte er den FC Bayern für Inter Mailand verlassen können. Doch nicht nur der Verein lehnte das Angebot der Italiener ab, auch Pavard selbst wollte dem Rekordmeister treu bleiben - und zwar aus gutem Grund.

Unter Julian Nagelsmann spielt der 26-Jährige endlich auf seiner Lieblingsposition und fühlt sich deshalb sehr wohl.

Das machte er klar, als SPORT1 ihn zu Beginn der Woche an der Säbener Straße traf - und sprach neben seiner persönlichen Situation und seiner Zukunft auch über sein Verhältnis zu Trainer Julian Nagelsmann, seine enge Bindung zu den Bayern-Fans und das Duell mit Paris Saint-Germain in der Champions League.

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Außerdem gab der Weltmeister von 2018 ein kurioses Triple-Versprechen ab. Das große SPORT1-Interview mit Pavard!

SPORT1: Benjamin, Julian Nagelsmann hat Sie nach dem 3:0-Heimsieg gegen Union Berlin für eine „Weltklasse-Leistung“ gelobt. Was sagen Sie dazu?

Benjamin Pavard: Natürlich freue ich mich, so etwas vom Trainer zu hören. Aber darauf werde ich mich nicht ausruhen. Ich bin sehr zufrieden, weil er mir das Vertrauen auf einer Position schenkt, auf der ich mich am wohlsten fühle und wo ich meine Stärken am besten ausspielen kann.

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Pavard: Wollte schon immer häufiger im Zentrum spielen

SPORT1: Seit der Ankunft von Joao Cancelo spielt die Mannschaft nun häufiger mit einer Dreierkette. Ist Ihnen der Transfer zugutegekommen?

Pavard: Ja, für mich bedeutet das jetzt, dass ich häufiger im Zentrum spielen kann, wie ich es schon immer wollte. Die erste Station im Aufbauspiel zu sein, Zweikämpfe zu bestreiten, nach vorne zu verteidigen - das sind die Dinge, die ich gerne mache. Joao ist ein großartiger Spieler, das hat er in seinen vorherigen Vereinen auch schon unter Beweis gestellt. Es ist gut für die Mannschaft, dass es auf jeder Position einen Konkurrenzkampf gibt. Ich versuche, das Vertrauen des Trainers mit den bestmöglichen Leistungen zurückzuzahlen. Im Moment klappt das gut, aber auch nach guten Spielen analysiere ich immer die kleinen Details und schaue, wo ich mich noch verbessern kann. Dino Toppmöller gibt mir da immer Hinweise, kleine Details, an denen ich jeden Tag und dann auch im Spiel arbeiten kann.

SPORT1: Was sind das für Dinge?

Pavard: Ich werde nicht alle Details verraten, aber als Verteidiger muss man immer aggressiv sein und am Anfang war ich da vielleicht manchmal noch ein bisschen zurückhaltend. Jetzt habe ich wirklich diese Gier, jeden Zweikampf zu gewinnen. Es geht auch um Laufwege. Wenn ich den Ball zum Beispiel zu meinem Rechtsverteidiger spiele, dass ich mich direkt wieder bewege, damit er auf jeden Fall wieder eine Anspielstation hat - egal, welchen Weg der Gegenspieler macht.

SPORT1: Sie haben Co-Trainer Dino Toppmöller bereits erwähnt. Man sieht Sie beide häufiger zusammen. Welche Rolle spielt er für Sie?

Pavard: Wir tauschen uns sehr oft aus. Und er ist jemand, der mir auch nach einem guten Spiel sagt: „Du hast gut gespielt, aber dieses und jenes hättest du noch besser machen können.“ Das mag ich sehr, weil ich sehr selbstkritisch bin und mich ständig verbessern möchte.

SPORT1: Wie ist Ihr Verhältnis zu Nagelsmann?

Pavard: Der Trainer ist sehr offen. Wenn man mit ihm reden möchte und bei ihm an die Tür klopft, dann ist er immer für einen da. Die Art von Fußball, die er spielen lassen will, ist genau das, was ich auch mag. Es ist ein offensiver Fußball, bei dem du immer in Bewegung sein musst. Und ich lerne jeden Tag von ihm, wie ich mich noch verbessern kann.

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SPORT1: Ihre persönliche Spielweise wird meistens eher als solide, aber wenig spektakulär bewertet. Fühlen Sie sich manchmal unterschätzt?

Pavard: Es ist nicht an mir zu sagen, ob ich vielleicht unterschätzt oder überschätzt werde. Für mich ist wichtig, dass der Trainer mit mir und meinen Leistungen zufrieden ist und mich aufstellt. Ich versuche, meinen Job so gut wie möglich zu machen - und ich habe das Gefühl, dass die Fans in München mich dafür respektieren. Und umgekehrt mag ich die Atmosphäre hier im Verein und das Verhältnis zu den Fans, die sehr wichtig für uns sind. Das hat man denke ich auch nach dem Spiel in Paris gesehen. Ohne unsere Fans sind wir nicht viel wert - und wir möchten ihnen Freude bereiten. Gegen Union war es unfassbar kalt (lacht), aber die Leute kommen dennoch in die Allianz Arena, um das Spiel zu sehen. Sie singen 90 Minuten lang. Das liebe ich - und wir versuchen, es ihnen wie gegen Union mit guten Leistungen zurückzuzahlen.

SPORT1: Sie haben die Szene in Paris angesprochen, als sie nach dem Spiel noch mal vor dem Gästeblock mit den Fans gefeiert haben. Wie kam es dazu?

Pavard: Ich wollte ihnen meine Dankbarkeit zeigen. Ich war glücklich mit dem Spiel, das wir als Mannschaft abgeliefert hatten, aber auch mit meiner persönlichen Leistung, trotz der Roten Karte. Das habe ich mit den Fans gefeiert und ich hoffe, dass es für sie auch ein schöner Moment war, von denen es in Zukunft hoffentlich noch viele geben wird. Es war etwas ganz Besonderes, das mit den Fans zu teilen.

SPORT1: Was hat Neymar eigentlich nach dem Foul an Messi zu Ihnen gesagt?

Pavard: (lacht) Das gehört zum Fußball dazu. Ich habe auf Bildern gesehen, dass er wohl mit mir geredet hat, aber ich habe das gar nicht gehört. Am Ende war ich einfach glücklich, dass wir gewonnen haben.

SPORT1: Es wird viel über Ihre Zukunft spekuliert. Wo sehen wir Sie in der nächsten Saison? Können Sie sich nach den positiven vergangenen Wochen nun wieder vorstellen, Ihren Vertrag in München zu verlängern?

Pavard: Ich habe nie gesagt, dass ich gehen möchte. Ich weiß sehr gut, dass ich in einem sehr großen Verein bin, in dem alles hervorragend aufgestellt ist. Ob das die Mannschaft ist, die Physiotherapeuten, die Verantwortlichen, es herrscht überall eine tolle Atmosphäre. Ich fühle mich hier sehr wohl, ich mag den Verein und die Fans, und ich hoffe, dass wir diese Saison noch Großes erreichen werden.

SPORT1: Im Januar gab es ein Angebot von Inter Mailand, das der Verein abgelehnt hat. Wie haben Sie darauf reagiert?

Pavard: Ich bin keiner, der mitten auf der Reise von Bord geht. Mein Ziel war es definitiv, beim FC Bayern zu bleiben. Ich bin entschlossen, alles für den Verein und für die Mannschaft zu geben und ich will mit Bayern noch so viele Titel wie möglich gewinnen.

SPORT1: War das für Sie trotzdem auch ein Vertrauensbeweis, dass der Verein Sie nicht gehen lassen wollte?

Pavard: Ja, natürlich. Ich denke, dass ich schon vor der WM gute Leistungen gebracht habe. Aber das war sicher nochmal ein gutes Zeichen und zeigt das Vertrauen, das der Verein in mich hat.

SPORT1: Generell waren die vergangenen Monate für Sie persönlich nicht immer einfach: Es kam das Thema mit dem Führerschein auf, Sie haben in einem Interview über Depressionen gesprochen, dazu die Transfergerüchte. Haben Sie immer zu 100 Prozent die Unterstützung der Verantwortlichen gespürt?

Pavard: Ja, ich hatte immer die Rückendeckung vom Verein. Ich fühle mich schon seit längerem sehr gut. Was die Sache mit dem Führerschein angeht: Ich habe einen Fehler gemacht, den ich eingestanden habe. Niemand ist perfekt, aber ich habe daraus gelernt.

SPORT1: Mit wem verstehen Sie sich innerhalb der Mannschaft am besten?

Pavard: Ich verstehe mich eigentlich mit allen sehr gut. Wir sind einige Franzosen und können uns in unserer Muttersprache unterhalten. Mit Lucas Hernández habe ich ein engeres Verhältnis, weil wir uns schon seit der U19-Nationalmannschaft kennen. Mit ihm verbringe ich viel Zeit und bin sehr traurig, dass er sich so schwer verletzt hat, weil er ein toller Spieler und ein großartiger Mensch ist.

SPORT1: Stattdessen spielen Sie nun häufig mit Dayot Upamecano und Matthijs de Ligt.

Pavard: Ich glaube, wir spielen eine gute Saison. Wir treiben uns gegenseitig zu Höchstleistungen. Das Wichtigste ist, dass wir auf dem Platz gut kommunizieren und defensiv sicher stehen. Ich glaube, dass wir im Verbund schon ziemlich gut verteidigen und dass das noch besser wird, weil sich immer mehr Automatismen einspielen werden.

SPORT1: Wie hat sich Yann Sommer ins Team eingefügt?

Pavard: Er dirigiert die Abwehr viel von hinten und ist ein großartiger Torwart. Das war schon immer so, wenn wir gegen Gladbach gespielt haben. Da hat er jedes Mal mindestens zehn Paraden ausgepackt (lacht).

SPORT1: Trotz Yann Sommer: Vermissen Sie in der Abwehr manchmal die Präsenz von Manuel Neuer?

Pavard: Wir waren natürlich sehr traurig, als wir von seiner Verletzung und seinem langfristigen Ausfall erfahren haben. Manuel ist der Kapitän der Mannschaft. Aber er ist immer da, um uns zu unterstützen, auch wenn er gerade verletzt ist. Er ist sehr wichtig, eine absolute Legende hier beim FC Bayern. Ich hoffe, dass er schnell wieder fit wird, aber seine Unterstützung zu spüren, hilft uns auch aktuell weiter.

SPORT1: Nagelsmann lobt immer Spieler, die es lieben, zu verteidigen. Was muss eigentlich passieren, damit Sie mit einem Spiel komplett zufrieden sind: eine geile Grätsche, wenn die Null steht oder sollte es sogar ein eigenes Tor sein?

Pavard: Für mich persönlich geht es darum, meine Zweikämpfe zu gewinnen, das Spiel anzukurbeln, ein bisschen von allem. Wenn ich wie letztes Wochenende mit einer Grätsche ein Tor verhindern kann, dann freut mich das natürlich. Es geht immer zuerst darum, kein Tor zu kassieren - und selbst zu treffen, ist ein Bonus.

SPORT1: Was war Ihr schönster, wichtigster Moment im Bayern-Trikot?

Pavard: Am Ende ist es jeder Titel, den ich mit dem Verein gewinne. Ich spiele Fußball, um Titel zu gewinnen, deshalb bin ich hierhergekommen. Dass es im ersten Jahr gleich sechs Titel wurden, war natürlich überragend. Die großen Träume waren der WM-Titel mit Frankreich und die Champions League mit dem FC Bayern. Aber jede Trophäe ist etwas Besonderes, weil du das ganze Jahr darauf hinarbeitest - und wenn du es dann geschafft hast, kannst du stolz auf dich und zufrieden mit deiner Arbeit sein. Aber die Champions League war natürlich ganz besonders, auch wenn damals die Zuschauer gefehlt haben.

SPORT1: Wäre es nochmal etwas anderes, die Königsklasse mit den Fans feiern zu können?

Pavard: Wenn man Titel gewinnt, sind das Momente, die man teilen möchte. Gerade mit den Fans, die uns bei jedem Spiel unterstützen - egal, ob vor dem Fernseher oder im Stadion. Beim letzten Champions-League-Titel waren sie nicht dabei, das war merkwürdig. Deshalb hoffe ich, dass wir ihn jetzt nochmal mit ihnen gewinnen können.

SPORT1: Wie schwer ist es, sich immer wieder aufs Neue zu motivieren, gerade auch nach so vielen Meisterschaften in Folge?

Pavard: Egal, welchen Fußballer man fragt, jeder will Titel gewinnen. Beim FC Bayern sind wir in einem Verein, bei dem man sehr viele Titel holen kann. Auch wenn Bayern jetzt zehn Jahre in Folge die Meisterschaft geholt hat, sieht man in dieser Saison, dass es viele Mannschaften gibt, die sich um den ersten Platz streiten. Aber wir werden da nichts herschenken. Die Meisterschaft ist Pflicht, dann der DFB-Pokal und die Champions League. Jetzt sind wir in der Bundesliga in einer guten Position, sind noch im Pokal dabei und in der Champions League haben wir das Hinspiel in Paris gewonnen. Wir spielen, um alle Trophäen zu gewinnen!

SPORT1: Kylian Mbappé hat gesagt, PSG sei immer Favorit - auch im Rückspiel gegen die Bayern.

Pavard: Ich habe volles Vertrauen in meine Kollegen. Das Wichtigste war es, erst einmal in Paris zu gewinnen. Jetzt haben wir immerhin schon ein Tor Vorsprung. Kylian ist ein großartiger Spieler, absolute Weltklasse, das hat man auch am Wochenende gegen Marseille gesehen. Er ist vor dem Tor sehr zielstrebig und unglaublich schnell. Es ist eine große Aufgabe, wir müssen einfach unseren Fußball spielen, dann haben wir alle Karten in der Hand.

SPORT1: Sie haben das Spiel zwischen PSG und Marseille angesprochen. Wie verteidigt man das dritte Tor, bei dem Mbappé einen Lupferpass von Lionel Messi per Volley veredelt hat?

Pavard: Das werden wir sehen. Jedes Spiel ist anders. Wir werden in jedem Fall bereit sein, alles zu geben. Ich rechne mit einer großartigen Atmosphäre, mit unseren tollen Fans, die uns anfeuern werden - und das werde ich natürlich auch tun. Ich freue mich auf einen großen Abend.

SPORT1: Am Wochenende steht nun erst einmal das Spiel gegen den VfB Stuttgart an. Ein wichtiges Spiel für den FC Bayern, aber auch für den VfB, der gegen den Abstieg kämpft. Wie schwer fällt es Ihnen, Ihren Ex-Verein in dieser Situation zu sehen?

Pavard: Wenn es möglich ist, schaue ich mir immer noch die Spiele von Stuttgart an. Ich habe immer noch regelmäßig Kontakt mit Peter, meinem Übersetzer von damals. Die Situation nimmt mich schon ein bisschen mit, weil es ein Verein ist, der mir sehr viel bedeutet hat. Die Fans dort sind auch außergewöhnlich, egal, ob in guten oder schlechten Momenten. Ich hoffe, dass ihnen schnell die Wende gelingt und sie den Klassenerhalt schaffen. Aber am Samstag werde ich all das beiseitelegen müssen und hoffe, dass wir in Stuttgart erfolgreich sind. Danach hoffe ich, dass sie alle anderen Spiele gewinnen werden.

SPORT1: Wie nehmen Sie das Titelrennen aktuell wahr? Vor allem der BVB ist in sehr guter Verfassung.

Pavard: Die Meisterschaft ist dieses Jahr sehr umkämpft. Die anderen Mannschaften machen Druck. Egal, ob es Dortmund, Leipzig, Union Berlin oder Freiburg ist. Es ist ein hartes Titelrennen, aber wir müssen uns auf uns konzentrieren. Wenn wir uns so präsentieren wie gegen Union, dann mache ich mir keine Sorgen.

SPORT1: Wenn man auf alle drei möglichen Titel schaut: Hat die Champions League in dieser Saison vielleicht ein Stück weit Priorität gegenüber den nationalen Titeln?

Pavard: Nein, die sind alle drei gleich wichtig. Wir denken auch nur von Spiel zu Spiel. Wenn man zu weit vorausdenkt, dann beginnt man, Punkte liegen zu lassen - und damit am Ende auch Titel zu verlieren. Deswegen ist jedes einzelne Spiel wichtig.

SPORT1: Was machen Sie eigentlich, wenn Sie mit Bayern das Triple holen?

Pavard: Dann färbe ich mir die Haare blond! Das wäre doch was, oder? (lacht)