Der STAHLWERK Doppelpass (immer sonntags ab 11 Uhr auf SPORT1) kümmerte sich wie gewohnt um die heißesten Themen des Fußballs.
Salihamidzic stellt sich im Dopa
Vor allem das überraschende Aus von Julian Nagelsmann beim FC Bayern schlug in den vergangenen Tagen hohe Wellen. Der deutsche Rekordmeister entband seinen Cheftrainer nach nur 21 Monaten von seinen Aufgaben und installierte Thomas Tuchel als neuen Cheftrainer. Nun stellte sich FCB-Sportvorstand Hasan Salihamidzic den Fragen rund um die brisante Thematik.
Auch zu den gestrigen Aussagen von Joshua Kimmich bezog Salihamidzic Stellung: „Wenn sie ihn (Joshua Kimmich, Anm. d. Red.) fragen, würde er sagen: Wir haben einen Top-Trainer gehabt, wir haben eine Top-Mannschaft. Aber die Leistungen waren ungenügend, das würde er auch bestätigen.“
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+++ Top-Thema: „Da waren viele Baustellen drumherum“ +++
Die Tatsache, dass Thomas Tuchel sofort verfügbar und auch bei anderen Vereinen im Gespräch war, hat die Bayern zum schnellen Handeln bewegt. „Der Kreis der Trainer ist klein. Dadurch, dass jetzt auf dem Markt so einer war, haben wir den Schritt gewagt“, verdeutlicht Hasan Salihamidzic.
Stefan Effenberg bekräftigt noch einmal: „Es war ja konstant inkonstant. Sie sind sie verpflichtet, dazu dann eine Entscheidung zu treffen. Da waren viele Baustellen drumherum. Das haben wir zum Beispiel auch bei den PKs erlebt. Da habe ich gedacht: ‚Boah, das ist jetzt nicht unbedingt Aufgabe des Trainers vom FC Bayern. Das hatte ich bei Ottmar Hitzfeld nicht gehört, das habe ich bei Jupp Heynckes nicht gehört.‘“
+++ Der Dopa sagt auf Wiedersehen +++
Das soll es gewesen sein für heute - die Sendung ist zu Ende! Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und bis zur kommenden Woche, dann einmal mehr mit spannenden Themen und hochkarätigen Talk-Gästen.
+++ Baum: Schiedsrichter werden zu oft ausgegrenzt +++
Manuel Baum hinterfragt die vergleichsweise geringe Beachtung der Referees grundsätzlich: „Warum sitzt in der Pressekonferenz nicht auch mal ein Schiedsrichter? Es gibt doch drei relevante Parteien in einem Fußball-Spiel. Das ist der Spieler, das ist der Trainer und das ist der Schiedsrichter. Das ist vielleicht quergedacht, aber der Schiedsrichter wird da noch immer zu oft ausgeklammert“, sagt der Ex-Bundesliga-Trainer. „Ich persönlich fühle mich als Teil der Fußballfamilie, das sieht aber nicht jeder so“, verdeutlicht Aytekin diesbezüglich.
Auch mit dem Begriff des Kölner Kellers hat Baum seine Schwierigkeiten: „Was tust du normalerweisen in deinen Keller? Dinge, die du nicht mehr brauchst. Schon allein deshalb wird der Begriff den Schiedsrichtern und ihrem wichtigen Job nicht gerecht.“
+++ Stach und Petersen sind „Instinkt-Schiedsrichter“ +++
Deniz Aytekin habe sich gefreut, dass Anton Stach und Nils Petersen dieser Aufgabe mit einer enormen „Leidenschaft und Ernsthaftigkeit“ angenommen haben. Speziell in der Zweikampfbewertung haben sich die beiden Bundesliga-Profis extrem gut geschlagen.
Man habe sofort gemerkt, dass die Jungs Instinkt-Schiedsrichter seien. „Nils Petersen zum Beispiel hat alle Fouls an den Stürmern sofort erkannt und gepfiffen. Auch die Laufwege waren ein großes Thema, weil die Spieler ja sehr ballorientiert sind – da habe ich dann ein paar Signale gegeben und ihnen gesagt, wo sie eher mal hinschauen sollten“, berichtet Aytekin.
+++ Aytekin ergänzt die Dopa-Runde +++
Nun ergänzt Bundesliga-Referee Deniz Aytekin die Runde und spricht über eine besondere Aktion. Die Bundesliga-Profis Anton Stach und Nils Petersen schlüpften beim Amateurspiel zwischen dem VfR Nierstein und dem TSV Mommenheim (6:0) in die Rolle des Schiedsrichters, um auf das Nachwuchsproblem der Unparteiischen aufmerksam zu machen. Aytekin unterstützte das Duo von der Seitenlinie aus.
„Alles in allem war das eine tolle Leistung“, analysiert Aytekin das Schiedsrichter-Debüt von Stach und Petersen. Dann rührt der 44-Jährige mit einem geschickten Tipp die Werbetrommel: „Wenn man Schiedsrichter ist, kommt man umsonst ins Stadion.“ Aytekin glaubt, dass fehlender Respekt und mangelnde Wertschätzung der Hauptgrund für die Nachwuchssorgen der Referees seien.
+++ Effenberg: Wir brauchen diesen Neuner +++
Stefan Effenberg lobt vor allem den Auftritt von Niclas Füllkrug, der gegen Peru beide Treffer erzieht hat: „Füllkrug hat ja schon bei der WM gezeigt, wie wichtig er sein kann für diese Nationalmannschaft. Der hat sich das total verdient. Man hat gesehen, dass wir diesen Neuner vorne brauchen. Da wird Rudi Völler sicherlich auch Einfluss nehmen.“ Gegen Peru habe das schon gut funktioniert, am Dienstag folgt mit Belgien jedoch ein anderes Kaliber.
Auch Michael Horeni hebt die neue Rolle von Völler hervor, er bringe eine „Gelassenheit und Bodenständigkeit“ rein. Denn in der Außendarstellung könnte der DFB noch weitaus lockerer werden. Dass die deutsche Nationalmannschaft erstmals seit vier Jahren ein öffentliches Training abgehalten hat, sei zumindest ein Ansatz in die richtige Richtung gewesen, betont Tobias Altschäffl.
Manuel Baum äußert sich ebenfalls: „Wichtig ist doch, dass wir bei der Nationalmannschaft wieder für gewisse Tugenden stehen. Es geht um Identität, es muss authentisch sein für die Fans. Wir brauchen wieder diese deutschen Tugenden, dass sich alle für das Team zerreißen“, sagt der Ex-Bundesliga-Trainer und ergänzt: „Wir haben so eine Konjunktiv-Mannschaft, wir könnten viel mehr, als wir auf den Platz bringen. Am Ende geht es darum, die individuelle Qualität in den Mannschaftsverbund zu integrieren.“
+++ Hinkt die DFB-Elf weit hinterher? +++
Als nächstes Thema steht der DFB auf der Agenda. Am Samstagabend feierte die deutsche Nationalmannschaft im ersten Spiel nach dem WM-Debakel einen souveränen 2:0-Sieg gegen Peru. Diesen Auftritt sollte man allerdings nicht überbewerten, findet Michael Horeni. Andere Nationen seien der Mannschaft von Hansi Flick weit voraus.
Stefan Effenberg sieht die Lage der DFB-Elf weniger bedenklich und winkt eine kurzzeitig angeklungene Trainerdiskussion sofort ab. „Es ist willkommen richtig, mit Hansi Flick in die Heim-EM zu gehen“, erklärt der SPORT1-Experte. Auch die Experimente in den aktuellen Länderspielphase sei nicht problematisch. Ab dem kommenden Sommer müsse Flick dann aber ein Team bestimmen, das sich einspielen kann.
+++ Tuchels Erfolge sprechen für sich +++
Thomas Tuchel habe den großen Vorteil, dass er bereits „national und international Erfahrungen gesammelt“ hat und seine Spuren hinterlassen konnte, stellt Hasan Salihamidzic fest und fügt hinzu: „Ich kenne ihn, wir haben uns schon in der Vergangenheit über Fußball unterhalten. Wir sind sehr gespannt auf ihn, freuen uns auf ihn und werden am Montag und Dienstag mit ihm loslegen.“
Dann nennt Salihamidzic weitere Argumente, die für Tuchel sprechen: „Er ist deutsch, lebt in München. Ich habe ihn angerufen und er war in zwanzig Minuten bei mir“. Nun werde der neue Bayern-Trainer auch seine Freiheiten bekommen.
„Mit Julian Nagelsmann haben wir den Transfermarkt zusammen gemacht und alles abgesprochen. Genauso werden wir das auch mit Thomas Tuchel machen. Die Ideen des Trainers sind wichtig, die muss er auf die Mannschaft übertragen. Wir haben Julian Julian sein lassen und werden Thomas Tuchel auch Thomas Tuchel sein lassen“, erklärt der FCB-Sportvorstand und wird anschließend aus der Dopa-Runde verabschiedet.
+++ Salihamidzic spricht über Nagelsmann-Anruf +++
Das persönliche Verhältnis zwischen Hasan Salihamidzic und Julian Nagelsmann sei nach der Trennung nicht nachhaltig zerrüttet: „Ich habe ihn (Anm. d. Red; Nagelsmann) gestern auch noch mal angerufen. Wir brauchen noch ein, zwei Monate, dann lade ich ihm zum Essen ein. Aber wenn wir uns künftig begegnen, können wir uns immer in die Auge schauen – und das ist mir wichtig.“
Nun zweifeln die Bayern nicht daran, dass Thomas Tuchel einen erfolgreichen Start beim deutschen Rekordmeister hinlegen wird. „Es kann alles passieren im Fußball, aber wir sind überzeugt, dass das nicht passieren wird und auch die Leistungskurve wieder nach oben geht“, betont Salihamidzic.
+++ Steckt Zahavi hinter dem Bayern-Leak? +++
Stefan Effenberg glaubt, dass ein Star-Berater die Information der Nagelsmann-Entlassung weitergegeben habe. „Wenn ein Pini Zahavi das durchsteckt. Der hat mit Sicherheit den Zeitpunkt genutzt, um eine Retourkutsche zu setzen“, sagt der SPORT1-Experte. Laut Medienbericht soll Zahavi maßgeblich in die Tuchel-Verpflichtung involviert gewesen sein.
Dann kontert Tobias Altschäffl und beschreibt seine Sicht der Dinge. Die Bild habe am Donnerstagabend „um 20.50 Uhr einen Anruf bekommen, der kam nicht von der Zahavi-Seite, das kann ich sagen. Sieben Minuten später haben wir die Nagelsmann-Seite informiert. Die waren vor den Kopf gestoßen und konnten es nicht glauben. Fabrizio Romano hat das Gerücht veröffentlicht, wir sind dann mit der fixen Meldung rausgegangen.“
Nagelsmann habe es erst im Anschluss erfahren, dass er am Freitag kommen soll. Man könne den Bayern aber auch nicht vorwerfen, erst Tuchel klarzumachen und dann Nagelsmann zu informieren.
+++ Kritik an Bayern-Kommunikation +++
Dass Julian Nagelsmann seine Beurlaubung aus den Medien erfahren hat, bedauert Hasan Salihamidzic sehr: „Wir haben Mittwoch und Donnerstag mit dem Manager von Thomas Tuchel verhandelt. Am Donnerstagabend haben wir dann leider erfahren müssen, dass es von einer dritten Person schon geleakt wurde.“
„So einen Top-Mann (Tuchel, Anm. d. Red.) in zwei Tagen zu verpflichten, ist auch nicht normal. Wir haben uns fair verhalten. So fair, wie man in diesem Geschäft sein kann. Es ist natürlich schlimm, dass das vorher rauskommt. Aber daran haben wir keine Schuld“, ergänzte der Bayern-Vorstand.
Salihamidzic vermutet, dass diese dritte Person der anderen Seite angehört. Dem FC Bayern könne man demnach nichts vorwerfen, denn der deutsche Rekordmeister habe nur auf die finale Zusage gewartet. Tobias Altschäffl, Chefreporter Sport Bild und Bild, macht dennoch deutlich, dass die Art der Kommunikation schädlich für die Münchner war.
+++ So lief der erste Tuchel-Kontakt ab +++
Nach dem Auswärtsspiel in Leverkusen habe Hasan Salihamidzic schnell gehandelt: „Wir sind am Sonntag zurückgeflogen und haben uns für Montag mit Oliver Kahn sowie Marco Neppe verabredet. Wir haben uns alles angeschaut, besonders den zweiten Teil der Saison nach Januar. Wir haben nur drei Spiele gewonnen - gegen Stuttgart und Wolfsburg haben wir mit Glück gewonnen.“
Auch Uli Hoeneß und Herbert Hainer seien direkt informiert gewesen. Salihamidzic habe dann am Dienstag Thomas Tuchel angerufen, wir „haben ein Gespräch über fünf Stunden geführt. Er war gleich überzeugt, dass er die Mannschaft auch ab jetzt erfolgreich führen kann“, berichtet der Bayern-Vorstand und ergänzt: „Wir haben Julian von der ersten bis zur letzten Sekunde unterstützt. Wir haben uns auch nach Niederlagen immer ausgetauscht und überlegt, was wir besser machen können.“
Es folgt eine Nachfrage, ob die lockere Art von Julian Nagelsmann ein Grund für seine Entlassung gewesen sei. „Es ist der Stil von Nagelsmann gewesen. Natürlich gab es einige Probleme und Disziplinlosigkeiten, trotzdem ist er ein sehr, sehr guter Trainer. Aber einige Probleme hatten wir“, antwortet Salihamidzic .
SPORT1-Reporter Kerry Hau wird im Anschluss zugeschaltet, beschreibt seine Sicht der Dinge und erklärt, dass er von den jüngsten Vorgängen überrascht gewesen sei. Selbst die Bayern-Spieler haben die Trainerentlassung zuerst auf der Presse erfahren.
+++ Effenberg spricht über Nagelsmann-Zukunft +++
Mit dem Aus von Julian Nagelsmann ist auch ein Langzeitprojekt des deutschen Rekordmeisters begraben worden, denn der 35-Jährige hatte in München einen Vertrag bis 2025 unterschrieben. „Dass es jetzt so gelaufen ist, haben wir natürlich nicht gerne - das ist doch klar. Wir wären den Weg lieber mit ihm weitergegangen, aber wir sind da in einer Verantwortung. Die Mannschaft und auch wir“, sagt Hasan Salihamidzic.
„Wenn man tief in die Analyse geht, kam das für mich nicht aus heiterem Himmel“, betont Stefan Effenberg anschließend und fügt hinzu: „Wenn Julian Nagelsmann die Situation reflektiert und seine Schlüsse zieht, wird er in Zukunft ein großartiger Trainer werden.“
+++ Salihamidzic verteidigt Nagelsmann-Aus +++
Salihamidzic beschreibt die Vorgehensweise der vergangenen Woche: „Wir haben uns am Montag nach dem Leverkusen-Spiel zusammengesetzt und die Situation analysiert.“ Seit letztem März habe es immer wieder Ausfälle gegeben. „Wenn die Leistungskurve nicht nach oben geht und zu einem Trend wird, dann müssen wir handeln und da stehen wir dahinter“, so der FCB-Sportvorstand.
Im Hinblick auf die sportliche Entwicklung kann Stefan Effenberg den Trainerwechsel verstehen: „Sie haben von den letzten zehn Spielen nur fünf gewonnen. Man kann das nachvollziehen, das die Bayern diesen Schritt gegangen sind und sich von Nagelsmann getrennt haben.“ Laut Michael Horeni sei die Aufgabe beim FC Bayern für Julian Nagelsmann zu früh gekommen. Beim deutschen Rekordmeister habe man nicht die Zeit, sich in Ruhe zu entwickeln.
Darüber hinaus führt Horeni als Erklärung des Trainer-Bebens an, dass mit Thomas Tuchel gerade ein großer Name auf dem Markt war - Salihamidzic nickt daraufhin.
+++ Frage der Woche +++
Jana Wosnitza präsentiert zum Einstieg die Frage der Woche, die sich selbstverständlich um das Trainer-Beben beim FC Bayern München dreht: „Ist Tuchel der richtige Trainer für die Bayern?“ Darüber darf von den Fans ab sofort SPORT1.de und SPORT1 App debattiert werden.
+++ Die Sendung beginnt +++
Das Warten hat ein Ende, die Sendung läuft! Stargast Hasan Salihamidzic schlägt den üblichen Weg durch die Drehtür ins Hilton-Hotel am Flughafen München ein und wird von Moderator Florian König in Empfang genommen.
Salihamidzic wird dann direkt mit dem große Paukenschlag dieser Woche konfrontiert: Der FC Bayern hat sich am Freitag offiziell von Julian Nagelsmann getrennt und Thomas Tuchel einen Tag später als neuen Cheftrainer vorgestellt. „Es ist natürlich eine harte und schwere Entscheidung. Auch für mich emotional war es schwer. Julian ist ein Trainer gewesen, mit dem ich ein sehr gutes Verhältnis hatte. Aber die Leistung hatte nicht mehr gestimmt, deswegen mussten wir diese Entscheidung treffen“, erklärt der 46-Jährige.
„Wenn sie ihn (Joshua Kimmich, Anm. d. Red.) fragen, würde er sagen: Wir haben einen Top-Trainer gehabt, wir haben eine Top-Mannschaft. Aber die Leistungen waren ungenügend, das würde er auch bestätigen“, kommentiert Salihamidzic zudem die gestrigen Aussagen von Joshua Kimmich.
+++ Die Doppelpass-Gäste +++
Wie gewohnt moderiert Florian König gemeinsam mit Jana Wosnitza. Neben SPORT1-Experte Stefan Effenberg begrüßt das Duo im STAHLWERK Doppelpass auch Hasan Salihamidzic (Sportvorstand des FC Bayern), Manuel Baum (ehemaliger Bundesliga-Trainer von Schalke und Augsburg), Deniz Aytekin (DFB-Schiedsrichter des Jahres 2019 und 2022), Michael Horeni (Frankfurter Allgemeine Zeitung & Buch-Autor) sowie Tobias Altschäffl (Chefreporter Sport Bild & Bild).
+++ Der STAHLWERK Doppelpass LIVE im Free-TV+++
Herzlich willkommen zum STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1, Deutschlands beliebtem Fußball-Talk am Sonntagmorgen - auch heute wird wieder mit hochkarätigen Gästen über die Bundesliga und weitere Aufreger der Woche diskutiert. Verpassen Sie dazu nichts im Liveticker bei SPORT1! Viel Spaß!