Max Eberl hat ein emotionales Wochenende erlebt. Der Geschäftsführer von RB Leipzig traf das erste Mal nach seinem Rücktritt im Januar 2022 auf seine alte Liebe Borussia Mönchengladbach. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Der Drahtseilakt des Max Eberl
Sein Amtsantritt bei den Sachsen sorgte nicht nur in Gladbach, sondern auch in gesamt Fußball-Deutschland für großen Wirbel. Seit seiner Vorstellung Anfang Dezember letztes Jahr bekommt der 49-Jährige immer wieder Anfeindungen zu spüren.
Am Sonntag ist Eberl ab 11 Uhr zu Gast beim STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1. Dann wird er über sein bewegendes letztes Jahr sprechen und sich zum Wiedersehen mit Gladbach äußern.
Eberl wehrt sich gegen Anschuldigungen
Eberl und Gladbach, das war über eineinhalb Jahrzehnte lang eine echte Traumehe - und keiner hätte je gedacht, dass bei vielen Gladbach-Fans nur ein Jahr nach der Trennung aus Liebe Abneigung werden könnte.
Die Frage lautet: Wie konnte das passieren?
Bereits vor der 0:3-Niederlage ihrer Mannschaft hatten sich die Gladbacher Ultras „Sottocultura“ klar gegen Eberl positioniert und bezeichneten ihn als „Charakterschwein“.
Inzwischen wisse jeder, so steht es in der Mitteilung, „dass er schon lange vor seiner erfundenen ‚Erkrankung‘, die ihm dann zufällig und passenderweise den Weg nach Leipzig ebnete, mit Red Bull im Kontakt stand“. Während der Partie hielten sie zudem einige Schmähplakate hoch.
Vor der Partie reagierte der 49-Jährige, der 16,5 Jahre bei den Fohlen als Funktionär war, bei Sky: „Ich habe keinen Hehl daraus gemacht, dass ich krank war. Und wenn diese Thematik dann einfach negiert wird und einfach als Wechsel von Gladbach nach Leipzig zusammengefasst wird, dann ist das einfach verkehrt.“ Er wurde noch deutlicher: „Und das von Menschen, die andere Menschen ins Fadenkreuz nehmen, die mit Eisenstangen durch die Städte laufen und Feuer zünden.“
Farke mit hoher Wertschätzung für Eberl
Unterstützung bekam Eberl von Christoph Kramer, den der damalige Gladbach-Sportdirektor 2016 aus Leverkusen zur Borussia geholt hatte.
Auf SPORT1-Nachfrage erklärte Kramer nach der Pleite: „Im Gladbach-Kosmos sind viele wütend, dass er hier nicht mehr die Strippen zieht, was ich auch voll verstehen kann.“ Er sei Eberl aber persönlich sehr verbunden und dankbar trotz aller Störgeräusche.
Auch Gladbachs Trainer Daniel Farke betonte auf der Pressekonferenz nach dem Spiel, dass er eine ganz hohe Wertschätzung für das habe, was Eberl bei der Borussia geleistet hat. „Weil ich in der Zeit nicht in Gladbach war, kann ich keinem vorschreiben, wie er sich emotional zu fühlen hat“, sagte der Trainer allerdings.
Forsberg adelt Leipzig-Boss
Farke hofft, dass sich die Thematik in Zukunft ein bisschen beruhigt. „Je weniger wir darüber sprechen, um so mehr schläft die Thematik ein. Das hat Max mit seiner Vita bei Borussia auch verdient“, machte der 46-Jährige deutlich.
Der Unterstützung aus den eigenen Reihen kann sich Eberl ohnehin gewiss sein. So adelte ihn Leipzigs Emil Forsberg auf SPORT1-Nachfrage: „Er ist jetzt seit ungefähr drei Monaten da und ein geiler Typ. Es macht Spaß, mit ihm zu arbeiten.“ Der Schwede beschrieb den Geschäftsführer als einen der Besten seines Fachs.
Zugleich erkannte der Offensivspieler die Arbeit von Eberl bei dessen langjährigem Klub an: „Er hat Unglaubliches bei Gladbach geleistet und ich bin mir sicher, dass Max sein Ding bei uns weiter macht.“ Forsberg stellte fest: „Er ist der richtige Mann für uns.“
Eberl tritt zurück
Ende Januar 2022 gab Eberl eine kurzfristig einberufene Pressekonferenz. Auf dieser erklärte er hochemotional mit tiefer Müdigkeit und physischer Erschöpfung seinen Rücktritt bei den Fohlen. „Ich muss raus und muss auf den Menschen Max Eberl aufpassen“, sagte der langjährige Sportdirektor
Nachdem die Öffentlichkeit rund ein halbes Jahr nichts von Eberl hörte, kehrte er im Herbst wieder auf die Bildfläche zurück. Anfang Dezember wurde der 49-Jährige dann als neuer Geschäftsführer bei RB Leipzig vorgestellt.
„Die Welt hat sich gedreht“
Eberl wurde anschließend von seiner Vergangenheit eingeholt und geriet zuletzt bei seinem rhetorischen Drahtseilakt gehörig ins Schlingern.
„Die Welt hat sich weitergedreht“, sagte Eberl, nachdem er mit Aussagen aus dem Jahr 2016 konfrontiert worden war. Dieses „Geschiebe von Spielern“ von RB Salzburg zum Schwesterklub nach Leipzig, hatte Eberl damals noch in Diensten von Borussia Mönchengladbach gesagt, „hat einen faden Beigeschmack“.
Nun, im Jahr 2023, steht Eberl zusammen mit dem am Dienstag verpflichteten Sportdirektor Rouven Schröder als Leipziger Kaderplaner auf der anderen Seite - und seine Meinung scheint sich um 180 Grad gedreht zu haben. Denn der einstige Kritiker machte bei der Verpflichtung von Mittelfeldspieler Nicolas Seiwald von genau dieser Verbindung bei seinem ersten Transfer Gebrauch.
„Ich habe damals als Kontrahent etwas dazu gesagt - wir sind sieben Jahre weiter“, so Eberl.
Eberl: „Rouven bringt extrem viel Expertise mit“
Ab dem 1. April bekommt er dann tatkräftige Unterstützung von Schröder. Zusammen mit Eberl soll Schröder, dessen Vertrag beim Ligakonkurrenten Schalke 04 zu diesem Zweck „einvernehmlich“ aufgelöst wurde, das neue Erfolgsduo bei den Sachsen bilden.
„Rouven bringt extrem viel Expertise mit. Er wird mich in den Bereichen Kaderplanung, Scouting und Lizenzbereich unterstützen“, sagte Eberl. Schröder selbst freut sich „auf die neue Herausforderung“, so der 47-Jährige: „Ich möchte mithelfen, die nächsten Schritte in der Entwicklung des Vereins zu verwirklichen.“
Und so wird Max Eberl versuchen, künftig den FC Bayern herauszufordern - während man am Niederrhein den alten Zeiten nicht mehr lange hinterherweinen sollte. Und den Groll möglichst bald vergessen.
-----
Mit Sport-Informations-Dienst (SID)