Den BVB holt die Vergangenheit ein!
So zerstritten sind Tuchel und Watzke
Am Samstag (Bayern gegen BVB, Samstag ab 18.30 Uhr im LIVETICKER) kommt es im spannendsten Liga-Gipfel seit vielen Jahren zum Wiedersehen mit Thomas Tuchel. Ausgerechnet mit dem Trainer, mit dem es vor sechs Jahren nach einem perfiden Bombenanschlag auf den BVB-Teambus zum Zerwürfnis kam.
Die Stimmung ist vor dem Bundesliga-Hit aufgeheizt. Die Bayern stehen nach der überraschenden Entlassung von Julian Nagelsmann unter Druck, die Dortmunder wollen die Tabellenführung ausbauen und einen wichtigen Schritt in Richtung erster Meisterschaft seit elf Jahren machen.
So blickt Watzke auf die Tuchel-Trennung zurück
Die große Frage, die sich viele Fans vor dem Kracher in München stellen: Wie kaputt ist das Verhältnis zwischen den BVB-Bossen um Hans-Joachim Watzke und Ex-Coach Tuchel wirklich?
In einer neuen Sky-Doku „Der Anschlag – Angriff auf den BVB“ (ab 10. April) räumt Watzke in Bezug auf den Bombenanschlag am 11. April 2017, einen Tag vor dem Champions-League-Spiel gegen Monaco, den endgültigen Bruch mit Tuchel ein: „Da ist in vielen Bereichen viel kaputtgegangen“, sagt der 63-Jährige. „Ich glaube, das ist auch zwischen dem Trainer und mir einiges kaputtgegangen. Es wäre sonst wahrscheinlich nicht zur Trennung gekommen.“
Tuchel prangerte damals öffentlich die Entscheidung der UEFA an, das Viertelfinalspiel seiner verängstigten Kicker gegen die Monegassen nachholen zu müssen. Intern soll er allerdings kein Wort darüber verloren haben. Damit ließ er die Chefs, die der Neuansetzung aus Mangel an Alternativen zugestimmt hatten, auflaufen – der ultimative Vertrauensbruch! Auch zuvor gab es zwischen den Alphatieren auf mehreren Ebenen unterschiedliche Auffassungen.
Von SPORT1 auf das Tuchel-Wiedersehen angesprochen, wollte sich Watzke nicht äußern. Der BVB-Boss gab lediglich ein diplomatisches Zitat in seiner Funktion als DFL-Chef raus: „Für die Liga sagen wir: willkommen zurück, Thomas Tuchel!“
Aussöhnung zwischen Watzke und Tuchel?
Nach SPORT1-Informationen haben sich Watzke und Tuchel allerdings angenähert. Im vergangenen Jahr gab es einen ersten Schritt in Richtung Aussöhnung. Watzke und Tuchel, die sich jahrelang keines Blickes gewürdigt haben, sollen sich über einen Mittelsmann die Hand gereicht haben.
„Das Verhältnis hat geruht, mit viel Ruhe glätten sich die Wogen“, konstatierte Tuchel auf der Bayern-PK am Freitag.
Ein Vier-Augen-Gespräch soll es bislang noch nicht gegeben haben. Watzke hält fachlich große Stücke auf den Erfolgscoach, der mit dem BVB kurz vor der Trennung noch DFB-Pokalsieger wurde und 2021 mit Chelsea die Champions League gewann. Er bezeichnet den 49-Jährigen unbestritten als einen der besten Trainer der Welt.
Nach dem WM-Aus und der kritischen Auseinandersetzung mit Bundestrainer Hansi Flick gab es beim DFB, deren Vizepräsident Watzke ist, sogar Gedankenspiele mit Tuchel als möglichen Nationaltrainer.
Kehl: „Es ist kein Spiel gegen Thomas Tuchel“
Am Samstag kommt es also, sechs Jahre nach der Trennung, zum zweiten Wiedersehen. Im Frühjahr 2020 traf der BVB bereits auf Tuchel, schied im Champions-League-Achtelfinale gegen Paris aber aus.
„Es ist kein Spiel gegen Thomas Tuchel“, sagte BVB-Sportchef Sebastian Kehl am Dienstag, „die Themen von damals sind lange vergessen und ausgeräumt.“ Übrigens: Die BVB-Verantwortlichen haben die jüngsten Entwicklungen in München verdutzt zur Kenntnis genommen. Sie waren, wie die Mehrheit der Fans und Experten, von der Nagelsmann-Trennung und der damit einhergehenden Tuchel-Anstellung überrascht.
So sehr sie Tuchels fachliche Qualitäten schätzen, so sehr sind sie aber auch gespannt, wie die künftige Zusammenarbeit ihres Ex-Trainers mit den Bayern-Alphatieren Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn ablaufen wird.