Nein, ein normales Spiel ist das ganz sicher nicht für Marco Rose.
So lief der Rose-Knall beim BVB
Am Abend kehrt der 46 Jahre alte Trainer erstmals an den Ort zurück, wo er vor exakt 287 Tagen entlassen wurde: Nach Dortmund!
„Ich freue mich auf die Rückkehr und auf eine Menge Leute dort“, sagt Rose, der mittlerweile erfolgreich als Trainer von RB Leipzig arbeitet. „Ich bin ja ein offener Mensch und habe viele Freunde dort gewonnen. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich dort zerlegt worden bin. Das muss aber jeder für sich beurteilen.“
BVB-Trennung mit Rose kam überraschend
Nach nur einem Jahr trennte sich der BVB am 20. Mai 2022 überraschend von Rose - und das, obwohl man Vizemeister wurde und sich mit zwölf Punkten Vorsprung auf Rang fünf souverän für die Champions League qualifizierte.
„Marco Rose ist ein toller Trainer, wir haben uns aber gemeinsam entschieden, getrennte Wege zu gehen, weil einige Sachen im Wege standen und er irgendwie nie richtig ankam“, sagte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke bereits im November. „Irgendwas war da, was nicht richtig stimmte. Wir wissen es selbst nicht genau.“
Rose und Dortmund – das passte nie so richtig zusammen!
Der Coach, der im Sommer 2021 für eine Ablöse von rund fünf Millionen Euro aus Gladbach geholt wurde, wirkte wie ein Fremdkörper. Der gebürtige Leipziger habe mit seiner kautzigen Art nie so recht in den Pott gepasst, sagen die einen, er habe allerdings auch nie eine faire Chance bekommen, finden die anderen.
Unter Rose fehlte die sportliche Konstanz
Die Wahrheit liegt, wie so oft, in der Mitte.
Die fehlende Konstanz - zu schwankend waren die Leistungen des BVB in der vergangenen Saison - die ewig lodernde Mentalitäts-Debatte und vor allem die peinlichen Pleiten gegen St. Pauli im DFB-Pokal (1:2) und gegen die Glasgow Rangers in der Europa League (2:2/2:4).
All das war nicht förderlich für das Verhältnis zwischen dem emotionalen Trainer (Punkteschnitt von 1,85 in 46 Spielen) und den BVB-Entscheidern.
Hinzu kam die Situation mit Vorgänger und DFB-Pokalsieger Edin Terzic, der als Technischer Direktor wie ein Schattentrainer über Rose schwebte. Die Trennung kam dennoch für alle überraschend!
Rückhalt von Marco Reus und Co.
Rückblick: Nach dem letzten Saisonspiel gegen Hertha (14. Mai/2:1) feierte Rose noch gemeinsam mit den BVB-Bossen und den Spielern den Jahresausklang. Erst bei Manager Michael Zorc (verabschiedete sich in Fußball-Rente), dann beim langjährigen BVB-Physio Thomas Zetzmann (ging zurück nach Berlin).
Auch viele Spieler waren dabei, unter anderem Kapitän Marco Reus und Julian Brandt, die ein gutes Verhältnis zu Rose hatten.
Am Tag danach schickte Rose seine Stars in den Urlaub – mit den Worten, dass man sich in ein paar Wochen wiedersehen und gemeinsam angreifen möchte.
Vier Tage später, am 19. Mai, kam es zum großen Saisonanalyse-Gespräch mit Rose, Watzke, Zorc, Sebastian Kehl und Chef-Berater Matthias Sammer. In diesem Gipfel kam es am Abend zum Knall!
Kehl plädierte für Rose
Vor allem Watzke-Berater Sammer soll Roses Arbeit infrage gestellt haben und sehr kritisch gewesen sein. Rose stellte daraufhin die Vertrauensfrage: „Glaubt ihr noch an mich?“ Die fehlende Rückendeckung aus der Elefantenrunde führte letztlich zur Trennung. Kehl soll als einziger Entscheider zu Rose gehalten haben.
Am Tag (20. Mai) danach kam die Pressemitteilung, die Reus und Co. im Urlaub mit großer Verwunderung aufgenommen haben. „Wir haben versucht, Dinge anzuschieben, was uns – glaube ich – auch gelungen ist“, findet Rose. „Am Ende haben sich ein paar Dinge so gefügt, dass ich nicht mehr Trainer bin, sondern hier in Leipzig.“
Dort ist er nun seit Anfang September auf der Kommandobrücke, Rose startete damals in Leipzig ausgerechnet mit einem Knall-Heimsieg (3:0) gegen den BVB in sein neues Kapitel.
Ein gellendes BVB-Pfeifkonzert ist nicht zu erwarten
Anders als vor anderthalb Jahren, wo er als neuer BVB-Coach erstmals nach Gladbach zurückkehrte und die TV-Interviews vor dem Anpfiff aufgrund von Hass-Tiraden, Schmähungen und Beleidigungen im Innenraum abhalten musste, wird es heute deutlich ruhiger.
Zwar werden vereinzelte Pfiffe gegen Rose erwartet, der Tenor vieler Anhänger ist aber, dass sich der Fußballlehrer nichts hat zuschulden kommen lassen.
Beide Seiten trauern der Trennung ohnehin nicht mehr nach. Nun stehen sich zwei ambitionierte Trainer gegenüber, die besser zu ihren Klubs kaum passen könnten.