Geld spielt bei den Klubs aus der Premier League schon lange keine Rolle mehr. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Experte: Bundesliga wird abgehängt
Investorengelder, TV-Einnahmen, bei denen ein Aufsteiger mehr als der Bundesliga-Meister erhält, und die globale Präsenz haben England zum uneinholbaren Spitzenreiter werden lassen. Auch die Bundesliga kann sich gegen diese wirtschaftliche Wucht nicht wehren.
In England purzeln die Transferrekorde
Etwa 600 Millionen Euro nahmen die deutschen Klubs in den beiden Transferperioden der aktuell laufenden Saison bislang ein, beinahe 300 Millionen Euro davon investierten die Premier-League-Vereine. Während in der Bundesliga auf dem Transfermarkt nur minimale Kaderkorrekturen vorgenommen wurden (durchschnittlich 1,63 Millionen Euro pro Spieler), purzelten in England die Rekorde (durchschnittlich rund acht Millionen Euro pro Spieler).
Sascha Empacher, Geschäftsführer der Berateragentur SPOCS, beobachtet den Transfermarkt ganz genau. Er hat unter anderem Weltstar Mo Salah oder VfB-Stürmer Sasa Kalajdzic nach England gebracht. Empacher sorgt sich im Gespräch mit SPORT1 um die Entwicklung der deutschen Topliga: „Wenn sich die Bundesliga nicht für marktwirtschaftliche Strukturen öffnet, dann wird die Diskrepanz zur Premier League noch größer.“
Während die englischen Klubs bis zum Ende der Transferperiode warten und dann für viel Geld zuschlagen können, sind den Bundesliga-Managern angesichts eines knappen Budgets oftmals die Hände gebunden. Das Zittern, wenn am Deadline-Day der Geldkoffer auf den Tisch geknallt wird, ist groß.
Transferexperte sieht 50+1 als Bremse
Empacher ist daher der Meinung, dass die 50+1-Regel fallen müsse. Zur Erinnerung: Mit dieser Regel ist von DFB und DFL festgehalten, dass nur Kapitalgesellschaften am Spielbetrieb der Lizenzligen teilnehmen können, an denen der jeweilige Verein die Mehrheit der Stimmanteile hält. Damit soll eine Übernahme der teilnehmenden Gesellschaften mit entsprechenden Entscheidungsbefugnissen durch Investoren verhindert werden, der Verein die Entscheidungshoheit behalten.
Der Spieleragent erklärt: „Das untere Drittel der Bundesliga ist abgehängt von den Top drei, die wir in Deutschland haben. Mannschaften wie Mainz, Schalke oder Stuttgart können kaum nachkaufen. Wie die Teams in den Niederlanden und Belgien können sie Spieler entwickeln und dann weiterverkaufen.“ (DATEN: Spielplan der Bundesliga)
Das Problem der Mannschaften aus der zweiten Tabellenhälfte: Profis aus Holland oder Belgien wechseln inzwischen regelmäßig zu den europäischen Topklubs und nicht mehr in die deutsche Mittelklasse. Auf diesem früher sehr attraktiven Markt können sich immer weniger Bundesligisten bedienen.
Verschwindet die Ligue 1 als Zielmarkt?
Zudem könnte in Zukunft ein deutscher Zielmarkt wegbrechen. Empacher analysierte: „Die Bundesliga hat viele gute Transfers aus Frankreich abgewickelt. Die Ligue 1 hat sich jetzt aber auch in Richtung Investoren geöffnet. Deshalb prophezeie ich, dass die Bundesliga in drei Jahren keine Spieler aus der französischen Liga mehr kaufen kann.“
Für ihn ist die 50+1-Regel eine Bremse. Bei einem Wegfall würden amerikanische Investoren, die es aktuell nach England, Italien oder Frankreich zieht, ihr Geld möglicherweise auch nach Deutschland fließen lassen. (DATEN: Ergebnisse der Bundesliga)
Die Bundesliga könnte seiner Ansicht nach besser im europäischen Vergleich mithalten und deutlich regelmäßiger wieder einen spannenderen Titelkampf erleben. Ein Dauermeister wie der FC Bayern München sorgt für Langeweile, die allerdings unter den aktuellen Strukturen kaum zu unterbinden ist. Der Vorsprung ist uneinholbar groß.
Fußballerisches Niveau „schlecht“, Stimmung rettet die Bundesliga
Noch seien die Auswirkungen nicht so gravierend, der Zuschauerschnitt relativ hoch. Empacher sieht den Grund dafür vor allem in der weiterhin sehr guten Stimmung in den Stadien. Aber: „Das fußballerische Niveau im unteren Tabellenbereich ist schlecht.“
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Doch wie lange geht dieses Modell noch gut? „Fußball ist Unterhaltung und wenn sich niemand dafür interessiert, dann ist das Unterhaltungsunternehmen irgendwann ruiniert.“ (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Erfolg mache sexy, wobei sich dieser nicht alleine auf die Anzahl der Titel beziehen lasse: „Wenn du Unternehmer bist und einen Top-Premier-League-Verein hast, dann willst du nicht nur Trophäen gewinnen, sondern auch attraktiven Fußball bieten.“
Wenig internationale Erfolge der Bundesligisten
Die Zuschauer sollen nicht nur bei der Meisterfeier begeistert werden, im Optimalfall präsentierten die Teams Woche für Woche Top-Fußball. Empacher befürchtet, dass die Bundesliga deshalb international bald noch weiter abgehängt werden könnte.
Bereits jetzt sind drei Champions-League- und ein Europa-League-Titel in diesem Jahrtausend im Gegensatz zu den anderen Topligen eine sehr dürftige Ausbeute.