Bayern-Keeper Manuel Neuer hat sein Schweigen gebrochen - und nach der Entlassung von Torwarttrainer Toni Tapalovic hochbrisante Aussagen gegen den Rekordmeister getätigt. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Neuer-Knall! Kahn reagiert
„Für mich war das ein Schlag - als ich schon am Boden lag. Ich hatte das Gefühl, dass mir das Herz herausgerissen wurde. Das war das Brutalste, was ich in meiner Karriere erlebt habe. Und ich habe schon viel erlebt“, erklärte der 36-Jährige im Interview mit der Süddeutschen Zeitung und The Athletic. (DATEN: Spielplan der Bundesliga)
So habe es für die Entlassung „keinen Grund“ gegeben, „den ich nachvollziehen konnte. Es wurden Dinge gesagt, mit denen ich nicht einverstanden bin. Nichts, was ich gehört habe, hätte die Möglichkeit ausgeschlossen, dass man miteinander spricht und die Dinge klärt“, sagte Neuer weiter.
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Vorstandschef Oliver Kahn reagierte noch am Freitagabend auf die denkwürdigen Aussagen des Bayern-Kapitäns - und kritisierte Neuer deutlich. (Kommentar: Neuer und Bayern müssen sich trennen)
„Was Manuel in Teilen dieser zwei Interviews im Zusammenhang mit der Freistellung von Toni Tapalovic gesagt hat, wird weder ihm als Kapitän noch den Werten des FC Bayern gerecht. Zudem kommen seine Aussagen zur Unzeit, weil wir vor ganz wichtigen Spielen stehen“, sagte der 53-Jährige auf Anfrage der dpa.
Kahn kündigt Gespräch mit Neuer an
Neuer sei „persönlich betroffen, das muss man ein Stück weit verstehen. Das war uns auch bewusst, als wir ihm erklärt haben, dass die nicht leichtfertig getroffene Entscheidung in der Frage des Torwarttrainers in diesem Moment das Beste für unsere Mannschaft war“, erklärte Kahn weiter, der ankündigte: „Wir werden mit ihm darüber sehr deutlich sprechen.“
Kahn verglich Neuers Situation sogar mit seiner eigenen im Jahr 2004: „Unser Torwarttrainer Sepp Maier fühlte sich vom DFB schlecht behandelt und es kam zur Trennung. Ich hatte jahrelang mit Sepp zusammengearbeitet, und wir hatten ein freundschaftliches und vertrauensvolles Verhältnis“.
Kahn sei „damals auch enttäuscht und wütend auf den DFB“ gewesen, „aber die gemeinsamen Ziele standen für mich im Vordergrund. Sie waren mir wichtiger als meine persönlichen Gefühle. Und aus diesem Grund habe ich damals entschieden, mich nicht öffentlich zu äußern. Manuel hat jetzt das Gegenteil getan“, erklärte der Vize-Weltmeister von 2002.
Nach SPORT1-Informationen hatten die Bayern-Verantwortlichen - darunter Kahn - nichts von dem Interview gewusst, wurden davon überrumpelt.
Bayern-Torwarttrainer Tapalovic entlassen
Tapalovic gilt als enger Vertrauter des verletzten Keepers, im beruflichen wie privaten Bereich, war schon in Neuers Jugendzeiten bei den Königsblauen dessen Torwarttrainer.
In der knappen Meldung, die die Münchner zur Trennung von Tapalovic veröffentlichten, sprach Sportvorstand Hasan Salihamidzic von „Differenzen über die Art und Weise der Zusammenarbeit“, die zur Trennung geführt hätten.
„Alle in unserer Torwart-Gruppe hat es zerrissen, da sind Leute in Tränen ausgebrochen“, sagte Neuer in seinem bemerkenswerten Interview über die Nachricht von Tapalovics Aus.
Anschließend habe er „an alles gedacht. Auch was meine eigene Zukunft im Verein angeht. Aber die Verantwortlichen haben mir zugesichert, dass das nicht so ist. Ich habe meine Meinung gesagt – dass ich die Argumente nicht teilen kann – und ich hatte den Eindruck, das ist gut angekommen“, erklärte Neuer, in dem dennoch „eine große Enttäuschung“ zurückbleibe.
„Das hat mit dem Menschlichen zu tun, dem Umgang mit einem verdienten Mitarbeiter: Wir wollen als Bayern München anders – eine Familie – sein. Und dann passiert etwas, das ich so hier noch nicht erlebt habe. Das ist für alle schade“, meinte Neuer. (DATEN: Ergebnisse der Bundesliga)
Neuer: „Schütze unser Hab und Gut“
Trotz der jüngsten Entwicklungen tausche er sich mit Bayern-Trainer Julian Nagelsmann aus: „Wir haben offen gesprochen, er weiß, wie ich dazu stehe. Ich schütze unser Hab und Gut und werde mich niemals querstellen. Weil ich Teamplayer bin und als Kapitän eine besondere Verantwortung habe“.
Nagelsmann selbst soll sich an der Arbeitsweise von Tapalovic gestört haben: „Dieses Miteinander ist nie so entstanden, wie wir uns Verantwortlichen das vorstellen, deswegen haben wir den Schritt vollzogen“, sagte der 35-Jährige damals bei Sky.
Neuer kuriert derzeit einen Unterschenkelbruch aus, den er sich nach der Rückkehr von der WM in Katar bei einer Skitour am Tegernsee zugezogen hatte. Der Ex-Schalker wird frühestens wieder im Sommer ins Training einsteigen können.
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Sein Vertrag bei den Bayern läuft bis 2024. Der Rekordmeister hatte Yann Sommer im Januar als Ersatz verpflichtet, den Schweizer mit einem Vertrag bis 2025 ausgestattet.
Bayern spielt nach dem Pokalsieg in Mainz am Sonntag beim VfL Wolfsburg.