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BVB: Wie Dortmund-Trainer Terzic Emre Can in die Spur gebracht hat

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BVB: Wie Dortmund-Trainer Terzic Emre Can in die Spur gebracht hat

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Der neue Emre Can

Nach drei Jahren scheint Emre Can endlich angekommen beim BVB. Der Abräumer hat sich und seinen Spielstil verändert. Die Gespräche mit Dortmund-Trainer Edin Terzic zeigen Wirkung.
Emre Can entwickelt sich bei Borussia Dortmund zunehmend zum Leistungsträger. Gegen Chelsea glänzte der Mittelfeldmann als aufmerksamer Abräumer.
pberger
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Hannes Nebelung
Hannes Nebelung
von Patrick Berger, Hannes Nebelung

Emre Can grätschte sich am Mittwochabend in die schwarzgelben Herzen. Die halbe Mannschaft sprang ihm nach seiner spektakulären Rettungstat in der 78. Minute um den Hals und der gesamte Signal-Iduna-Park wollte es ihm gefühlt gleichtun.

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Can - so scheint es nach dem 1:0-Kampfsieg gegen den FC Chelsea - ist nach drei turbulenten Jahren endlich beim BVB angekommen. Der viel gescholtene Mittelfeld-Abräumer hat sich nach der Winterpause vom Reservisten zum Leistungsträger verwandelt. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

Es steht ein ‚neuer‘ Emre Can auf dem Feld: Stabiler, solider und vor allem reflektierter. Sein Erfolgs-Mantra für 2023 lautet: „Egal, was ist, Emre - du gibst Gas. Egal, ob du spielst oder nicht, du lässt dich nicht runterziehen, du machst dein Ding.“

Nach dem extrem emotionalen Hinspielerfolg gegen Chelsea wirkte Can am DAZN-Mikrofon erstaunlich nachdenklich. Kein Wunder, schließlich war 2022 kein einfaches Jahr für ihn. Von seinen wenigen Startelfeinsätzen in der Hinrunde habe er sich „ein bisschen runterziehen lassen“.

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Can erst hinter Özcan zurück - jetzt neben ihm

Anstelle von Can erhielt Neuzugang Salih Özcan über weite Teile der Hinrunde das Vertrauen von Trainer Edin Terzic als kompromisslose Absicherung neben dem stürmischen Jude Bellingham. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

Eigentlich sollte Can genau diese Rolle erfüllen, als er im Januar 2020 von Juventus Turin nach Dortmund kam. Doch erfüllen konnte er die „Mentalitätsmonster“-Erwartungen nicht. Der bei seiner Ankunft kreierte Hashtag #EinfachEmre ist unter den BVB-Fans in den letzten Jahren zum ironischen Ausdruck der Enttäuschung geworden.

Sein impulsiver Drang zur Dribblings und seine Fehleranfälligkeit standen Can zu oft im Weg. Das sollte sich aus Sicht der BVB-Bosse ändern. Denn Can, dessen Vertrag im Sommer 2024 ausläuft, ist mit 10 Millionen Euro nach SPORT1-Informationen ein Großverdiener der Borussen.

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Das scheint der 29-Jährige auch selbst eingesehen zu haben. „Ich weiß, dass ich letzte Saison nicht gut gespielt habe“, sagte Can in einer DAZN-Doku. Im Sommer krempelte er sein Leben um. Er lebt nun noch professioneller, verzichtet auf rotes Fleisch, isst morgens Haferbrei und achtet auf seinen Schlaf.

In der Dokumentation wird Cans insgesamt erfolgreiche, aber auch wilde Karriere beschrieben. Der gebürtige Frankfurter feierte mit 19 Jahren das Triple beim FC Bayern, ging mit 20 Jahren nach Liverpool und wurde dort unter Klopp zum Eckpfeiler der Reds.

Einsicht und Selbstreflexion beim BVB-Profi

Was jedoch auch auffällt, ist seine bisweilen schwierige Selbsteinschätzung, die Can mittlerweile auch kritisch sieht. Als Teenager bei den Bayern-Profis konnte und wollte er sich nicht unterordnen: „Ich habe nicht eingesehen, dass ich nicht gespielt habe.“ (DATEN: Ergebnisse der Bundesliga)

In der Phase, als er von Liverpool zu Juventus Turin wechselte, hätte Can eigentlich zu einem gestandenen Fußballer reifen sollen. Nach einer recht erfolgreichen Debütsaison bei der Alten Dame kam es jedoch zum Zerwürfnis mit dem neuen Trainer Maurizio Sarri.

Mit großen Vorschusslorbeeren ausgestattet sollte Can nach seiner Ankunft im Ruhrpott die chronisch wackelige BVB-Defensive stabilisieren. Sein Spielertyp als zweikampfstarker, engagierter Mittelfeldmotor schien auf den ersten Blick perfekt zu den verspielten Dortmunder Offensivkünstlern zu passen.

Sowohl unter Lucien Favre als auch unter Marco Rose war Can gesetzt - allerdings nicht immer als Fixpunkt vor der Abwehr. Immer wieder musste er als Innenverteidiger oder auf der rechten Außenbahn aushelfen und wusste dort nicht zu überzeugen.

In der vergangenen Saison häuften sich Cans individuelle Aussetzer, sodass Rose ihn sogar öffentlich kritisierte. Trotz schwankender Leistungen fordert Can aber bis heute innerhalb der Mannschaft einen gewissen Führungsanspruch ein. Er genießt ein hohes Ansehen im Team und ist Teil des Mannschaftsrat.

Neue Rolle unter Dortmund-Trainer Terzic

Nun strahlt Can auch auf dem Platz diese selbst gewählte Führungsrolle aus - weil Edin Terzic ihm einen neuen Spielstil auferlegt hat: Weniger riskant und offensiv im eigenen Ballbesitz, dafür defensiv aufmerksam und umsichtig.

Nach SPORT1-Informationen hat ihm Terzic dies in mehreren Gesprächen eingebläut.

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„Wir versuchen einfach, füreinander da zu sein“, sagte Can nach seiner heroischen Grätsche gegen Chelsea: „Es war nicht das beste Spiel von uns, aber wir haben heute wieder als Mannschaft gekämpft.“

Der BVB will nicht mehr mit spielerischer Raffinesse, sondern mit einer geschlossenen Teamleistung überzeugen.

Anstatt auf anspruchsvolle Spieleröffnungen und technische Glanzstücke konzentriert sich Can auf seine physische Stärke und seine aggressive Grundmentalität. Sein aufopferungsvoller Einsatz kommt nicht nur bei den Fans an, sondern hilft auch seinem Team enorm weiter, gerade in engen Spielen.

Terzic zählt in wichtigen Spielen auf Can

Ein genauer Blick auf die relativ spärlichen Einsatzzeiten von Can zeigt: In den wichtigen Spielen wie gegen die Bayern (2:2) und in der Champions League zählt Terzic auf die Dienste des Mittelfeldkämpfers. Von sieben CL-Partien spielte Can fünfmal von Beginn an.

Exemplarisch dafür stand auch eine weitere Szene aus dem Chelsea-Spiel: Julian Ryerson räumte in der Nachspielzeit Mason Mount direkt vor den Trainerbänken ab, es kam zu einer Rudelbildung.

Auch Emre Can mischte in vorderster Front mit, doch nicht wie so oft in der Vergangenheit als alleiniger Aggressor. Niklas Süle, Salih Özcan und Jude Bellingham sprangen ihrem gelb-vorbelasteten Kollegen zur Seite und zogen ihn rechtzeitig weg, bevor er die zweite Gelbe Karte kassieren konnte.

Ein Platzverweis wäre mit Blick auf das Rückspiel Anfang März ein schwerer Schlag gewesen - es zeigt die neu gewonnene Bedeutung von Can für die Borussia.

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