Hat Sebastian Kehl mit einer kleinen Denkpause mehr verraten, als er eigentlich verraten wollte?
Reus und Hummels: Wer muss gehen?
Der BVB-Sportchef saß am Samstagabend nach dem 1:0-Erfolg in Hoffenheim, dem neunten Sieg in Serie, im ZDF-Sportstudio und wurde auf die Zukunft von Marco Reus und Mats Hummels angesprochen. „Es gibt eine Tendenz“, sagte der 43-Jährige über die Vertragssituation.
Ob die bei beiden Spielern gleich aussehe, wollte Moderator Jochen Breyer wissen. Kehl dachte nach, drei, vier, fünf Sekunden vergingen, der Ex-Profi grinste dabei verlegen und schob nach: „Lassen Sie sich da einfach mal überraschen.“
Mit dieser Antwort ließ Kehl Raum für Spekulationen. War das eine ungewollte Andeutung, wonach nur einer von beiden langjährigen Führungsspielern über den Sommer hinaus in Dortmund bleiben wird?
Dies sei nicht die Intention von Kehl gewesen, wie SPORT1 am Sonntag aus dem direkten Dortmunder Vereinsumfeld erfuhr. BVB-Boss Hans-Joachim Watzke betonte bei der WAZ: „Beide Spieler genießen bei uns eine hohe Wertschätzung. Wir werden mit beiden Spielern Vertragsgespräche führen und dann schauen, was dabei herumkommt. In beiden Fällen ist das völlig offen.“
Diesen Anteil haben Reus und Hummels am BVB-Höhenflug
Klar ist: Die beiden Routiniers wurden zuletzt in den Startelf-Gedanken von Trainer Edin Terzic nur bedingt berücksichtigt. An dem aktuellen Dortmunder Höhenflug haben sie dennoch ihren Anteil, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise.
Reus entschied zuletzt wieder Spiele auf dem Platz. Beim 4:1 gegen Hertha erzielte der 33-Jährige ein schönes Freistoßtor und gab einen Assist, in Hoffenheim gab er durch einen scharf geschossenen Freistoß die Vorlage zum Siegtreffer durch Julian Brandt und im DFB-Pokal in Bochum brachte er sein Team mit einem Last-Minute-Tor weiter.
Hummels dagegen spielte zuletzt weniger, nahm die unliebsame Rolle dafür ohne zu murren an und pushte die Mannschaft von der Bank aus. Bezeichnend: Gegen Chelsea heizte der 34-Jährige die Fans während des Warmmachens von der Seitenlinie aus ein. Als sich Jungstar Youssoufa Moukoko in Bremen verletzte, begleitete er ihn sogar in die Kabine und spendete Trost.
Es sei derzeit für Reus, immerhin Kapitän der schwarz-gelben Truppe, „nicht einfach“, weiß Kehl. „Er geht aber professionell mit der Situation um, das erwarten wir von einem Kapitän in dem Alter. Er hat gegen Chelsea nicht gespielt, aber dann drei Tage später gegen Hertha eine überragende Leistung gebracht.“
Und Hummels habe akzeptiert, dass in Nico Schlotterbeck und Niklas Süle zwei starke Konkurrenten in der Innenverteidigung spielen, meinte Kehl. „Sie arbeiten beide am gemeinsamen Ziel für die Mannschaft. Da hat sich jeder unterzuordnen. Das ist ein Teil der Entwicklung.“
BVB-Sportchef Kehl will „zielführende Entscheidungen treffen“
In den nächsten Wochen wolle man „zielführende Entscheidungen treffen“, verriet Kehl, „nicht erst im April oder Mai. Wir werden sie früher treffen wollen. Wir haben eine hohe Wertschätzung, ich habe noch mit beiden zusammengespielt und die Kabine geteilt. Mir ist wichtig, dass wir sehr respektvoll miteinander umgehen.“
Was bedeuten diese Sätze für die Zukunft von Reus und Hummels? Muss einer von beiden gehen?
Nach SPORT1-Informationen würde der BVB mit beiden Vereinsikonen grundsätzlich gerne verlängern - allerdings zu deutlich günstigeren Konditionen. An ihre Jahresgehälter von rund zwölf und zehn Millionen Euro werden Reus und Hummels wohl nicht mehr rankommen.
„Eine Entscheidung für den Sommer ist aktuell noch nicht getroffen“, sagte Kehl. „Ich bin mit den Spielern und den Beratern im Austausch. Wir sind noch nicht so weit.“
MLS eine Option für Hummels?
Reus, dem es lange missfiel, dass die Verantwortlichen erst spät mit Gesprächen über seine Zukunft begonnen hatten, will gerne beim BVB bleiben. Zuletzt wurden die Gespräche mit Berater Dirk Hebel intensiviert, es soll nach SPORT1-Informationen auch schon konkret um Zahlen gegangen sein.
Auch mit Hermann Hummels, der sich um die vertraglichen Angelegenheiten seines Sohnes Mats kümmert, gab es jüngst einen Austausch. Die Hummels-Seite nimmt die Situation gelassen und hält sich medial bewusst zurück. Auch am Sonntag wollte sich der frühere Weltmeister Hummels auf Nachfrage nicht äußern.
Der Abwehrstar, der lange an der Nicht-Nominierung für die WM in Katar zu knabbern hatte, wird in den nächsten Wochen ganz genau anschauen, wohin die Entwicklung beim BVB geht. Und er wird hinterfragen, ob er auch über den Sommer hinaus noch eine wichtige Rolle beim BVB spielen und dem Team helfen kann.
Ein möglicher Wechsel in die MLS soll in den Überlegungen des US-Sport-Fans auch eine Rolle spielen.